Ein Industriemuseum in der Bad Segeberger Wollspinnerei ist machbar

Zusammen mit den Vereinsmitgliedern Franz Thönnes und Friedrich-Georg Blunk präsentierte Krüger Teile der Studie. "Noch ist es ein Arbeitspapier", sagte Thönnes, der das Projekt maßgeblich voranbringen will. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete, der sich schon erfolgreich für den Erhalt des Ahrensburger Schlosses eingesetzt hat, hat Wege zu Förderern und Entscheidern geebnet, darunter zur Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium Bettina Hagedorn. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass der Verein 450.000 Euro vom Bund bekommt, wenn er selbst eine ebenso hohe Summe auf anderem Wege zusammenbekommt – und wenn eine Machbarkeitsstudie die Sinnhaftigkeit des Projektes darlegt. Museumsexpertin unterstreicht Sinnhaftigkeit: An diesem Sinn zweifelt die Leiterin der Museumszertifizierung in Schleswig-Holstein Dagmar Linden keineswegs. "In Schleswig-Holstein existiert derzeit kein Museum, in dem die Sozialgeschichte der Industrialisierung am authentischen Ort erklärt wird und nachempfunden werden kann“, schreibt sie in ihrem Teil der Studie. In der Wollspinnerei Blunck dagegen seien die Produktionsabläufe und Lebensverhältnisse nachvollziehbar. Bis hin zu den historischen Betriebstoiletten sei alles erhalten. "Die Räume sind dunkel, eng, und zeigen deutliche Gebrauchsspuren. Sie geben die Arbeitssituation um 1900 in der Garnproduktion wieder und lassen diese auf sehr eindringliche Weise nacherleben." Mögliche Kooperation mit dem Museum Tuch und Technik: Dies sei sozialgeschichtlich sehr interessant. "Das wird uns auch vom Museum Tuch und Technik in Neumünster bestätigt", erklärte Thönnes. Für die Neumünsteraner sei eine Kooperation vorstellbar. Die Analyse der Wirtschaftlichkeit mache ebenfalls Mut. Die Wollspinnerei sei für 17.300 Einwohner, Schüler und Schülerinnen von zwölf Schulen, Patienten der Segeberger Kliniken und Touristen ein attraktives Bildungs- und Freizeitangebot. Erwartet werden etwa 3500 Besucher im ersten Jahr und danach deutlich mehr. Finanziert wird die 20.000 Euro teure Studie, die auch ein Gutachten über den Zustand der Maschinen enthält, von den Denkmalämtern des Landes und des Kreises Segeberg, der Sparkassenstiftung des Landes, dem Landesamt für Landwirtschaft, Umweltschutz und ländliche Räume (LLUR). Komplett sei die Studie, wenn das noch in Arbeit befindliche Gutachten von Architekt Joachim Wegener fertig ist, sagte Krüger. Damit sei in zwei Wochen zu rechnen. Deutsche Stiftung Denkmalschutz könnte fördern: Wenn die Mittel des Bundes ab dem kommenden Jahr bereitstehen, sei es leichter, für die noch fehlende Summe weitere Finanziers zu finden, sagte Krüger. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz etwa habe schon Bereitschaft signalisiert. 2021 soll erst einmal mit der Sanierung des Gebäudes begonnen werden. Die Kosten werden mit 1,3 Millionen Euro veranschlagt. Nach zwei Jahren soll es dann an die Gestaltung des eigentlichen Museums gehen mit Dauerausstellung, Erlebnis- und Servicebereich. Mit der Fertigstellung rechnet Thomas Krüger um das Jahr 2025.