Extinction Rebellion am Ziel: Klima-Gipfel im Rathaus von Bad Segeberg

Was am Montag, 12. Oktober, ab 18.30 Uhr im Bürgersaal über die Bühne soll, hat eher etwas von einem kleinen "Klima-Gipfel" als von einer einfachen Informationsveranstaltung. Auch Experten von BUND und GEOMAR dabei: Angekündigt haben sich neben dem Verwaltungschef selbst auch noch Sam Schamp von Extinction Rebellion, Dr. Wolfgang Lührsen vom BUND Hamburg, Lennart Stahl (Fridays for Future Bad Segeberg), Lilian Fröhlich vom örtlichen Klimarat der Schulen und Tobias Bayr vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum in Kiel. Zwei Veranstaltungen im Oktober: "Das Klima ändert sich rasant, uns bleibt keine Zeit; daher handeln wir jetzt und bieten allen Verantwortlichen in Politik, Stadtvertretung, Verwaltung und der Bad Segeberger Öffentlichkeit an, die nötigen Schritte gemeinsam zu gehen", schreiben Tom Wilderland und Iris Ulrich-Brandt (ER-Sprecherteam) in einer gemeinsamen Erklärung. Zu diesem Zweck sollen im kommenden Monat gleich zwei Veranstaltungen stattfinden, auf denen "über den aktuellen Stand der Klimakatastrophe in ihre Bedeutung für Bad Segeberg" informiert werde. "Außerdem stellen wir einen denkbaren Lösungsweg vor." Begrenzte Teilnehmerzahl: Das erste Treffen am 12. Oktober könne coronabedingt nur mit einer sehr begrenzten Anzahl an Teilnehmern ablaufen. Um die Coronaauflagen zu erfüllen, sei daher eine Anmeldung unter Angabe von Name, Telefonnummer und E-Mail-Adresse an "Anmeldung Rathaus 12.10.20" erforderlich. Für die zweite Runde – ebenfalls noch im Oktober – sei dann ein etwas größerer Rahmen geplant. Das Angebot richte sich dann an alle interessierten Einwohnerinnen und Einwohner von Bad Segeberg. Termin und Ort würden kurzfristig öffentlich bekannt gemacht. Stadt verzichtete auf Anzeigen: Die Aktivisten von Extinction Rebellion hatten vor der Corona-Pandemie durch zahlreiche öffentliche Aktionen auf ihr Anliegen aufmerksam gemacht und waren dafür auch in die Kritik geraten. Vor allem ihre Kreidezeichnungen sowohl auf öffentlichen als auch privaten Flächen fand nicht jeder passend. Während die Bad Segeberger Stadtverwaltung mit Rückendeckung der Kommunalpolitik auf Anzeigen oder Schadensersatzforderungen verzichtete, erstatten die Verantwortlichen mehrerer Einzelhandelsmärkte Strafanzeigen gegen Unbekannt wegen Sachbeschädigung bei der Polizei. Die größte öffentliche Aufmerksamkeit erzielte die zahlenmäßig eher kleine Gruppe von Extinction Rebellion, als sie die Bundesstraße 206 in Höhe der Bad Segeberger Bahnhofes mehrmals für einige Minuten sperrte und damit den Verkehr auf der Kaufland-Kreuzung zum Stillstand brachte. Eklat in der Stadtvertretung: Sehr sauer aufgestoßen war vielen hingegen ein massiver Auftritt während einer Sitzung der Stadtvertretung im November vorigen Jahres. Unmittelbar nach Eröffnung der Sitzung durch Bürgervorsteherin Monika Saggau hatten einige Zuschauer zunächst zu singen begonnen und waren danach auf die Bühne des Bürgersaals gestürmt. Es gab den beabsichtigten Eklat. Die Aktivisten wollten mit dieser und anderen Aktionen eigentlich eine Sondersitzung des Gremiums allein zu diesem Thema erzwingen. Der Bürgermeister hält einen solchen Rahmen jedoch für ungeeignet. Dort hätten weder die Aktivisten noch die von ihnen gewünschten Experten ein Rederecht. Eine Einwohnerversammlung würde sich wegen ihres offeneren Charakters deutlich besser eignen. Das war allerdings vor Corona. Ihnen gehe es gar nicht darum, selbst in einer Versammlung zu Wort kommen, hatte ER-Sprecher Wilderland klargestellt. "Wir wollen keine Ideologien verbreiten." Man wünsche sich stattdessen Wissenschaftler als unabhängige Sachverständige, die der Bevölkerung – aber vor allem der Kommunalpolitik – noch einmal den Klimawandel und seine dramatischen Folgen vor Augen führten. Auch Initiative "5nach12" aktiv: Neben Extinction Rebellion und Fridays for Future gibt es in Bad Segeberg noch eine dritte Organisation, die sich vornehmlich mit dem Schutz der Umwelt befasst. Die Klimainitiative "5nach12" trifft sich nach der Lock-Down-Pause jetzt wieder regelmäßig. Jeden ersten Sonnabend im Monat werde um 12.05 Uhr im Jugendcafé am Markt (JAM) am Kirchplatz 7 aus den verschiedenen Untergruppen berichtet, neue Projekte würden geplant und über aktuelle Entwicklungen werde gesprochen. "Wir sind eine Gruppe von Aktiven, die zu konkreten Themen wie Rad und Verkehr, Foodsharing, Waldschutz, Abfallvermeidung oder Repaircafe arbeiten; und das hier im Bereich Segeberg", heißt es in einer Pressemitteilung. Ebenso sei man Teil der vielfältigen Umweltbewegung, die Druck auf die Politik ausübe, "dass wirkungsvolle Entscheidungen zum Klimaschutz" getroffen werden. Am 3. Oktober falle das Treffen wegen des Feiertags allerdings aus. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.