Extinction Rebellion bei Demo in Bad Segeberg um Deeskalation bemüht

Die gut 20 Demonstranten, die dieses Mal noch zusätzlich Unterstützung durch die allein schon wegen ihrer tiefroten Umhänge sehr auffälligen Performance-Gruppe "Reb Rebels" erhielten, kopierten die Aktion aus dem Frühjahr vorigen Jahres. Um den Berufsverkehr auf Bad Segebergs wichtigster Verkehrsachse nicht vollends zum Erliegen zu bringen, dauerten die Sperrungen jeweils nur fünf Minuten. Aktivisten wollten ins Gespräch kommen: Organisator Tom Wilderland von der Segeberger XR-Gruppe, der das Mikrofon bediente, und seinen Mitstreitern war hör- und erkennbar daran gelegen, die ungewollt Wartenden nicht unnötig zu provozieren, sondern mit ihnen ins Gespräch zu kommen. "Guten Tag, wir sind gerade dabei, die Welt zu retten", eröffnete ein junger Mann den Dialog mit einer Autofahrerin, deren Kinder auf der Rückbank gespannt auf das Geschehen vor ihnen blickten. Immer wieder Hupkonzerte: Die Kontaktaufnahme gelang allerdings nicht immer wie erhofft. Einige ungeduldige Brummi-Fahrer betätigten demonstrativ ihr Horn, ein Pkw-Fahrer schleuderte den Aktivisten aus dem geöffneten Seitenfenster einen kräftigen Fluch entgegen, der mit "Ver" anfängt und "euch!" endet. Corona als schwacher Vorbote: Die Klimaschützer ließen sich davon, wenig überraschend, nicht beirren. "Die Klimakrise wartet nicht auf die Politik. Die Politik, auch in Bad Segeberg, muss jetzt handeln!", sagte Tom Wilderland. Die Corona-Pandemie, die derzeit unser aller Leben präge, gelte manchen als schwacher Vorbote der Klimakrise, "die weiterhin rasend schnell auf uns zusteuert". Vor fast zwei Jahren habe die hiesige Kommunalpolitik den Klimanotstand ausgerufen. "Bisher ist jedoch nicht zu erkennen, was konkret unternommen werden soll." Offensichtlich sei die Dringlichkeit des Handelns noch nicht in den Köpfen angekommen. Das werde auch deutlich, so Wilderland, wenn Bad Segebergs Bürgermeister Dieter Schönfeld erkläre, aktuell gebe es keine Themen, die unbedingt beraten und beschlossen werden müssten. Trauernd durch "sterbenden Wald": Bei der gestrigen Aktion nahmen die Klimaschützer ganz konkret Bezug auf den zu schützenden Ihlwald und die bisher fehlende Planung für eine zukunftsweisende Verkehrswende. Die "Red Devils" schritten trauernd durch einen stilisierten sterbenden Wald. Lesen Sie auch: Stadt will Klima-Gipfel "Extinction Rebellion" fordert von der Stadtvertretung, umgehend eine Bürgerversammlung einzuberufen, um die Einwohner selbst teilhaben zu lassen "an der größten Herausforderung unserer Zeit". Die Forderungen, die im Namen der Kinder und Enkel gestellt würden, seien bisher nicht im Handeln der Politik zu erkennen. Die Versammlung sei "eine konstruktive Ergänzung unseres parlamentarischen Systems". Der Ansatz sei zutiefst demokratisch, "da wir davon überzeugt sind, dass die ökologische Krise am effektivsten und gerechtesten auf diesem Wege zu lösen ist." Fotostrecke: Eklat im Rathaus