Familie Drecoll nicht mit Australien-Bildern auf Tour aber mit einem Plan B

"Unsere Grills haben uns das Jahr über gerettet, sie haben uns über Wasser gehalten", sagt Katrin Drecoll und ihr Mann Henno stimmt ihr zu. Die beiden Sievershüttener, 58 und 57 Jahre alt, sind seit Jahrzehnten bekannt für ihre Australien- und Neuseelandtouren, die sie erst unternehmen und dann in aufwändigen Shows in Bildern vorstellen. Die Vorträge mit zum Teil Tausend Zuschauern mussten im vergangenen Jahr ersatzlos gestrichen werden. Covid-19 sorgte für einen Komplettausfall. Seit Frühjahr 2020 keine Bildervorträge mehr: "Wir haben unsere aktuelle Show genau ein Mal öffentlich zeigen können", erzählt Katrin Drecoll. Das sei im Frühjahr in Saalfeld gewesen. Dann kam der erste Lockdown im März und seitdem kein einziger Termin, bei dem Familie Drecoll ihre Lieblingsländer vorstellen konnte. "Dabei haben wir tolle Bilder aus West-Australien, unter anderem aufgenommen mit der Drohne", sagt Henno Drecoll. Deutsche haben in Garten und Ausstattung investiert: Seit einigen Jahren stellen Drecolls individuelle Gasgrills aus Edelstahl her, die zwar ihren Preis haben, aber dafür einzigartig sind und ganz nach dem Wunsch des Kunden gebaut werden. Dieses zweite Standbein wurde jetzt zur Haupteinnahmequelle der Familie aus Sievershütten. Auch wenn sie damit nicht wie üblich auf Werbetour bei Messen gehen konnten – denn auch die fielen meist aus. Von 18 Messen hätten sechs stattgefunden, drei davon "waren echt unterirdisch", wie Henno Drecoll meint. Zugute kam den beiden Grillherstellern, dass die Deutschen in 2020 nicht großartig verreisen konnten und den heimischen Garten wieder ganz neu für sich entdeckten. Doch, das habe man gemerkt, bestätigt Katrin Drecoll. Viele Menschen hätten statt in eine Flugreise in das Equipment für Zuhause investiert. Alte Meierei dient als "Grill-Fabrik": In der alten Meierei in Sievershütten, in der etliche Hallen für Gewerbe genutzt werden, haben Drecolls ihre Fabrikation für die edlen Grills. "Wir können uns vorstellen, irgendwann hier auch Showgrillen anzubieten", sagt Henno Drecoll. Extra sei eine Lüftung eingebaut worden. Man könne zusammen die Lebensmittel vorbereiten, grillen und über Australien reden. So ist der Plan für "nach Corona". Das Auto von Drecolls steht in Australien: Im Herbst vergangenen Jahres sollte es eigentlich wieder nach Australien gehen. "Unser Auto, ein Nissan Patrol, steht da, angemeldet und alles", sagt Drecoll. Sie bräuchten nur in den Flieger steigen und auf die andere Seite der Welt düsen. Dann könne das neue Abenteuer beginnen. "Das ist echt verlockend." Aber dieser Wunsch werde wohl erstmal nicht in Erfüllung gehen, vermuten Katrin und Henno Drecoll. Australien sei sehr streng, was den Schutz gegen Corona und Einreisende angehe. An den Weihnachtstagen hatten Drecolls mit ihren Freunden in Australien telefoniert und sich über die Situation hier und da ausgetauscht. Laut Statistik der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte es am Dienstag gerade einmal 21 neue Infizierte in ganz Australien gegeben, in Neuseeland fünf. "Die haben das besser in den Griff bekommen als wir", sagt Henno Drecoll. Ein Vorteil des Kontinents sei sicherlich, dass er eine Insel sei und die Einreise gut kontrollieren könne. Katrin und Henno Drecoll bleiben optimistisch: Für das neue Jahr haben die Drecolls, die zwei erwachsene Töchter haben, sich vorgenommen, wieder Gartenmessen als Aussteller zu besuchen, um ihre Grills vorzustellen. Vielleicht, so hoffen sie, geht es im Mai wieder los. An Vorträge über Down-Under mit Publikum mögen sie noch gar nicht denken. "Das wird alles noch dauern, bis das wieder erlaubt ist", befürchtet Henno Drecoll. Noch so ein Jahr wie 2020 werde viele kleine Geschäftsleute ruinieren, meinen er und seine Frau. Dennoch bleiben sie optimistisch. "Es gibt immer einen Weg", das hätten sie bei ihren Outdoor-Touren in Australien gelernt.