Firma Autosiastik aus Henstedt-Ulzburg entwickelt besonderen Scanner

Er steht unscheinbar auf dem Empfangstresen der Werkstatt Autosiastik im Henstedt-Ulzburger Gewerbegebiet auf dem Rhen, der Fahrzeugscheinscanner, den Informatiker Rasmus Wachsmuth innerhalb von zwei Jahren entwickelt hat. Er berichtet, dass es nicht so einfach sei, einen Fahrzeugschein so zu scannen, dass die Daten automatisch in ein spezielles Programm eingefügt werden. Wie das in anderen Autowerkstätten laufe? "Da nimmt man am Empfang den Schein und die Daten des Fahrzeuges werden abgetippt", sagen Nikola Matovic und sein Kollege Timo Sternberg. Das koste den Kunden und das Personal unnötig Zeit - gerade jetzt während der Corona-Pandemie wolle man doch die Kontakte minimieren. Wenn der Fahrzeughalter aber eine Viertelstunde warten müsse, bis er den Schein zurückbekomme, dann dauere dieser Kontakt länger als nötig. Außerdem werde der Fahrzeugschein nicht selten lieblos in der Hosentasche, neben dem Taschentuch oder anders aufbewahrt - das sei nicht immer besonders hygienisch. Nerviges Erfassen der einzelnen Daten: Auf die Idee des Fahrzeugscheinscanners waren Matovic und Sternberg gekommen, als sie für ein großes Unternehmen den Fuhrpark organisiert hatten. Die Daten von 150 Fahrzeugen mussten genau ins Computersystem eingegeben und bearbeitet werden. "Das war echt nervig", sagt Sternberg. "Es kann doch nicht angehen, dass sowas nicht digital erledigt werden kann", dachten er und sein Freund Matovic sich. Sie suchten eine Lösung. Informatiker Wachsmuth kam mit ins Spiel. Zwei Jahre reine Entwicklungszeit brauchten die kreativen Köpfe, um den Prototyp zu erfinden. Das Problem: Das Dokument ist schon mal geknickt, die Daten stehen oft nicht exakt im Raster der einzelnen Spalten. Das sei für einen Scanner eine Herausforderung. Mittlerweile haben auch andere Firmen Interesse an der problemlosen Digitalisierung der Fahrzeugdaten. "Die Patentierung für den Scanner läuft", sagt Timo Sternberg. Interessant sei das Gerät nicht nur für Werkstätten, sondern auch für Versicherungen, Importfirmen und Anwaltskanzleien. "Wir haben viele neue Kontakte", verrät Matovic. Handwerk muss sich für Digitalisierung öffnen: Das Handwerk laufe dem Thema Digitalisierung oft noch hinterher, bedauern die Chefs von Autosiastik. Dabei sei es heute wichtiger denn je, mit der Zeit zu gehen. Ein weiteres Stichwort, das in Zeiten von Covid-19 in aller Munde ist: Desinfektion. Autosiastik hat eine Schublade entwickelt, in die der Kunde den Autoschlüssel legt. Der wird dann mit einer speziellen Lösung bedampft und ist von Keimen befreit. Der Mechaniker nimmt danach den Schlüssel aus der Schublade und arbeitet am Auto. Ist er fertig, dasselbe Spiel, nur rückwärts: Schlüssel in die Box, Dampf drauf und der Kunde nimmt ihn sich. Das sei sicher für alle Beteiligten. Die Fahrzeuge, an denen gearbeitet wird, werden mehrfach gereinigt, sodass sie sauber wieder abgegeben werden. Autosiastik-Mitarbeiter sind "etwas anders": Die Mitarbeiter von Autosiastik sind - das geben sie gerne zu - vielleicht etwas anders als andere Schrauber und Mechaniker. Sie übernehmen neben den klassischen Werkstattaufgaben wie der Tüv-Vorbereitung des Autos und dem Reifenwechsel auch besondere Wünsche der Kunden: Das Tuning. Speziell dazu haben die Henstedt-Ulzburger einen Youtube-Kanal für die Freunde aufgemotzter Fahrzeuge. Einige tausend Aufrufe haben die einzelnen Videos. Man müsse, so Nikola Matovic, neue Wege gehen, um Zugang zu den Kunden zu bekommen. Wirtschaftsförderer Döll freut sich über kreative Unternehmer: Henstedt-Ulzburgs Wirtschaftsförderer Sebastian Döll freut sich, dass seine Kommune solche Unternehmen wie Autosiastik habe, die Lösungen entwickeln und neue Gedanken haben. "Und hier sind wirklich Menschen mit Herzblut bei der Sache", lobt Döll die Mitarbeiter von Autosiastik. Das Unternehmen sucht derzeit einen größeren Standort. Die Lage an der Autobahn ist den Eigentümern dabei besonders wichtig.