Flugzeugkonzern Boeing geht von Kaltenkirchen nach Henstedt-Ulzburg

Mit dem Konzern Boeing siedelt sich ein weiterer großer Player in Henstedt-Ulzburg an. Gleich neben dem Netto-Logistikzentrum und in Sichtweite des Rewe-Zentrallagers Nord baut Boeing zusammen mit der deutschen Immobiliengesellschaft Warburg-HIH Invest und dem Investor Verdion für 30 Millionen Euro ein neues Distributionszentrum für Chemie- und Spezialmaterialien. In Henstedt-Ulzburg entsteht ein Lager für beispielsweise Öle, Fette, Schmier- und Desinfektionsmittel, die für die Luftfahrtindustrie gebraucht werden. Henstedt-Ulzburg wird in dem Bereich die Zentrale in Europa werden. Bereits in einem Jahr soll der Betrieb losgehen: 190 Mitarbeitende werden in Henstedt-Ulzburg ihren Arbeitsplatz haben. Nach dem Spatenstich am Mittwochvormittag soll bereits im März 2022 Einweihung gefeiert werden. Aufgegeben wird der bisherige Boeing-Standort Kaltenkirchen, der zu klein geworden war. Alle Mitarbeitende werden statt nach dort ab kommendem Frühjahr nach Henstedt-Ulzburg zur Arbeit fahren. Unangetastet bleibt der Boeing-Standort Norderstedt, der in einem anderen Bereich tätig ist. Bereits seit 2015, damals noch mit Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Stefan Bauer und Wirtschaftsförderer Christian Herzbach als Gegenüber, hatte Boeing den Standort Henstedt-Ulzburg in Betracht gezogen. Der Deal kam nach langen Verhandlungen zustande. Das Grundstück - das letzte erschlossene in dieser Größe in Henstedt-Ulzburg - ist fast 34.400 Quadratmeter groß und liegt an der Rudolf-Diesel-Straße. Das Gebäude selbst wird knapp zwei Hektar groß sein. Genau 15.352 Quadratmeter Lagerflächen sollen nach Fertigstellung zur Verfügung stehen. Der Bürotrakt ist mit über 3.200 Quadratmetern vorgesehen. Boeing gibt Standortgarantie über 15 Jahre: "Wir sind froh, dass wir in Henstedt-Ulzburg den richtigen Standort gefunden haben", betonte Dr. Michael Haidinger, Präsident von Boeing Deutschland. Die Lage sei durch die Nähe zum Flughafen und Hafen Hamburg ideal. "Es gibt hier viel Aerospace in der Region", sagt Haidinger. Auch seien die qualifizierten Mitarbeiter vor Ort. Und er gab Henstedt-Ulzburgs Bürgermeisterin Ulrike Schmidt gleich eine Standortgarantie über 15 Jahre. "Wir sind gekommen, um zu bleiben", erklärt Haidinger. Natürlich, das geben die Boeing-Vertreter offen zu, habe die Corona-Pandemie für eine enorme Krise im Luftfahrtbereich gesorgt. Aber Haidinger rechnet damit, dass die Durststrecke bis 2025 überstanden sein wird. "Investitionen in die Zukunft sind ein Zeichen in dieser Krise", sagt der Boeing-Deutschland-Chef. Noch kein Mietnachfolger in Kaltenkirchen bekannt: Was mit den im kommenden Jahr leeren Hallen in Kaltenkirchen passiert, wissen die Boeing-Verantwortlichen nicht. "Wir sind dort nur Mieter", hieß es. Jürgen Otte (Boeing Distribution Services GmbH) setzt auf ein Wachstum am neuen Standort. Zunächst werden keine neuen Jobs in Henstedt-Ulzburg geschaffen, das solle sich aber ändern. Auch sei geplant, dort junge Menschen auszubilden. Dass sich mit Boeing ein weiterer Logistiker in Henstedt-Ulzburg ansiedelt, wird nicht jedem gefallen. In der Vergangenheit hatte es bei Ansiedlungen wie Rewe in Bürgerschaft und Politik eine hitzig geführte Diskussion um Verkehre gegeben. Jürgen Otte rechnet mit bis zu 100 Fahrzeugbewegungen am Tag. Ein großes Aber schiebt er gleich hinterher. "Aber durch die Nähe zur Autobahn wird es kaum Verkehre direkt durch Henstedt-Ulzburg geben", betont er. Vorgespräche mit der Freiwilligen Feuerwehr Henstedt-Ulzburg: Investor Verdion hat nach eigenen Angaben bereits mehrere Objekte für Gefahrgut errichtet. André Banschus weist auf Spezialimmobilien in Münster und Osnabrück hin. Er beruhigt Skeptiker. Die Lager seien gut durchdacht, sodass die Stoffe getrennt voneinander aufbewahrt werden. Eine spezielle Lösch- und Sprinkleranlage sei Teil der Baugenehmigung gewesen. Lesen Sie auch: Panattoni baut gigantisches Logistikzentrum in Nützen Henstedt-Ulzburgs Bürgermeisterin verweist auf eine Begehung mit den Verantwortlichen der Freiwilligen Feuerwehr Henstedt-Ulzburg. Es habe kritische Fragen gegeben, aber auch die Wehrführung habe letztlich ihr Okay erteilt.