Gefälschte Mails vom Chef: Betrugsversuch bei Reit- und Fahrverein

Die Mail vom Vorsitzenden an die Kassenwartin sieht täuschend echt aus. Der Absender, die vertraute Anrede mit korrekten Vornamen. Nur Verwendungszweck und die Höhe der Geldsumme, die Eike Griese, Kassenwartin beim Reit- und Fahrverein Bad Segeberg und Umgebung, angeblich im Auftrag ihres Vorsitzenden Manfred Richter überweisen sollte, ließen sie stutzig werden. Zum Glück. Mit der sogenannten CEO-Abzocke versuchen Betrüger immer wieder Geld zu ergaunern. Mail mit Zahlungsaufforderung vom Vorsitzenden: "Hallo Eike", beginnt die Mail an die Kassenwartin am 9. Mai. "Ich möchte, dass du eine Überweisung machst. Lass mich wissen, ob du es sofort tun kannst, damit ich dir die Bankverbindung schicken kann." Absender der Mail ist die offizielle Adresse des 1. Vorsitzenden des Vereins, Manfred Richter. Und korrekt unterschrieben. "Die Mail ist im Spam-Ordner gelandet, deshalb habe ich sie erst später gesehen", erinnert sich Eike Griese, die zu diesem Zeitpunkt noch keinen Verdacht schöpfte. Am 12. Mai antwortet Griese: "Du bist in meinem Spam-Filter gelandet. Ist das noch aktuell?" Kassenwartin schöpft Verdacht: Knapp zehn Minuten später kommt schon die Antwort mit einer Bankverbindung auf ein deutsches Konto. Zu überweisender Betrag: 2350 Euro. Zweck: Infrastruktur und Wartung. "Ich werde auf die Antwort mit Zahlungsbestätigung warten", schreibt der Absender. "Liebe Grüße Manfred." "Was ist das denn?", antwortet Eike Griese noch schriftlich, ruft dann aber bei Manfred Richter persönlich an. Und erfährt, dass der gar keine Zahlung beauftragt hat. "Wären das 200 Euro gewesen und eine plausiblere Erklärung, hätte ich womöglich überwiesen", sagt Griese. Unstimmigkeiten in der Betrügermail: Erst nachdem der Betrugsversuch aufgeflogen ist, fallen ihr weitere Unstimmigkeiten auf. Etwa der Wechsel zwischen Du und Sie in der Anrede. Schon in der ersten Mail. "Warten auf Ihre Antwort", steht dort. Ebenso im Betreff der Mail: "Antworten Sie". Die E-Mail-Adresse des Absenders ist eine Täuschung. "Unsere Betreiberin der Homepage hat nachgeschaut, die Adresse wurde nicht gehackt", sagt Griese. Die Adresse ist auch nur eine Verteileradresse für das Kontaktformular, damit dort keine privaten E-Mail-Adressen stehen, erklärt Griese. Auch Manfred Richter sagt: "Ich benutze diese Adresse gar nicht." Verein erstattet Anzeige und warnt: Der Verein hat Anzeige bei der Polizei erstattet und warnt auf seiner Homepage vor dem Betrugsversuch mit der vermeintlichen Adresse des ersten Vorsitzenden. Der sogenannte CEO-Betrug ist nicht neu. Ursprünglich wurde die Betrugsmasche in Unternehmen genutzt: Angebliche Chefs weisen darin mit täuschend echt aussehenden E-Mails berechtigte Mitarbeiter an, dringende Überweisungen zu tätigen. Inzwischen ist der Betrugsversuch bei Vereinen und auch kleinen Unternehmen angekommen. Betrugsversuch kein Einzelfall: Die Kriminalpolizei in Bad Segeberg bearbeitet den Fall des Reit- und Fahrvereins. Die Masche ist auch hier bekannt. Im Bereich der Polizeidirektion sei es bereits zu ähnlichen Taten gekommen, sagt Polizeisprecher Lars Brockmann. Betroffen seien Vereine und Unternehmen gleichermaßen. Genaue Fallzahlen gebe es nicht, da die Statistik der Betrugstaten nicht so spezifisch geführt werde. Lesen Sie auch: Online-Handel in Corona-Zeiten - Polizei warnt vor Betrug Auch werden nicht alle Betrugsversuche der Polizei gemeldet. So erinnert sich Sven Neitzke, Geschäftsführer beim Kreissportverband, an einen Fall im Verband vor einigen Jahren. Auch da sollte der Kassenwart einen Geldbetrag überweisen. Die Mail war wenig glaubhaft und sei gleich ignoriert worden. Angezeigt wurde der Betrugsversuch damals nicht. Täter suchen die Daten im Internet: "Zumeist haben die Geschädigten aufmerksam reagiert, sodass es in den meisten Fällen beim Betrugsversuch geblieben ist und kein Geld angewiesen wurde", sagt Brockmann über die der Polizei bekannten Betrugsfälle. Der zuständige Sacharbeiter könne sich jedoch an mindestens einen Fall erinnern, bei dem ein mittlerer vierstelliger Betrag überwiesen worden sei. Die Aufklärung der Fälle sei jedoch schwierig. Insbesondere, wenn das Geld auf ein ausländisches Konto überwiesen wurde, sagt Brockmann. Die Polizei warnt bereits seit einigen Jahren vor der CEO-Abzocke. Das Bundeskriminalamt rät zur Vorsicht bei Zahlungsanweisungen per E-Mail und rät zur Rücksprache mit dem Chef. Auch sollten Vereine und Firmen darauf achten, was sie veröffentlichen. Die Täter nutzten Homepages, soziale Netzwerke und Broschüren, um die notwendigen Informationen für den Betrug zu sammeln. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.

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