Windkraftanlagen angeblich mies geplant

Schmalensee und Damsdorf sind sich einig: Die Planung enthalte Lücken und Fehler, die Anlagen trügen viel Lärm nach Damsdorf. Die Genehmigungsbehörde, das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), verhalte sich komisch. "Wir wurden verpflichtet, zum Bauantrag eine öffentliche Sitzung abzuhalten", sagt Jürgen Kaack, Bürgermeister von Damsdorf und prinzipiell ein Windkraftbefürworter. Landesbehörde verhalte sich widersprüchlich: Aber ein LLUR-Vertreter wiederum, den Damsdorf eingeladen hatte, um mögliche Fragen zu beantworten, durfte dann wegen der Corona-Beschränkungen nicht anreisen. "Das ist komplett widersprüchlich und sauer bei uns aufgestoßen." Kaack, der Pachtgelder aus anderen Windanlagen erhält, hatte sich enthalten, ein weiterer Damsdorfer Gemeindevertreter sich für befangen erklärt, die übrigen sich gegen den Bauantrag ausgesprochen. Nur ein Besucher im Dörphus hatte die Sitzung verfolgt. Lange Liste vermeintlicher Fehler: Eine lange Liste von Fehlern wird dem Investor, der Windpark Betriebsgesellschaft 8. Heeck aus Mühbrook (Kreis Rendsburg-Eckernförde), auch durch die Gemeindevertretung Schmalensee vorgeworfen. Der vielleicht gravierendste: Die Rotoren einer der beiden Anlagen würden wohl über die Grenze des möglichen Vorranggebietes für Windkraftanlagen ragen, das das Land derzeit plant. "Bauantrag ist fragwürdig": Die Politiker fordern vom LLUR, deshalb mehr Zeit für eine Stellungnahme einzuräumen. Erst müssten all die unklaren Dinge geklärt werden. Bislang hat das LLUR eine Stellungnahme bis spätestens 4. Mai gefordert. In diesem Fall dürfe das nicht gelten, sagt Schmalensees Bürgermeister Sönke Siebke, sonst der Windkraft gegenüber nicht unaufgeschlossen. "Der Bauantrag ist fragwürdig." "Viele kleine Fehler": Unklar seien etwa die Nachtbefeuerung, die Erschließung, der Umgang mit dem Seeadler. Mängel gebe es beim Landschaftspflegeplan, Schattengutachten und Schallschutz. "Da sind viele kleine Fehle", resümiert Siebke zur Sitzung vor neun Zuschauern im Gemeindesaal. Auch die städtebauliche Vereinbarung, die der Investor mit Schmalensee schließen will, kritisiert die Gemeinde scharf. Nicht geklärt sei, ob die Gewerbesteuer ganz im Dorf bleibe. Auf einen Bebauungsplan verzichten, wie vom Investor gewünscht, will Schmalensee nicht von vornherein. Ganz im Gegenteil. "Wir behalten ihn uns vor", sagt Siebke. Damit könnte die Gemeinde dem Projekt gewisse Grenzen setzen. Fast 200 Meter hoch: Siebke wundert sich auch sonst über den Investor. Anfang März habe dieser ihm lediglich Unterlagen überreicht. Zu Verhandlungen, etwa über den städtebaulichen Vertrag, sei es nicht gekommen. Die zwei neuen Anlagen will die Windpark Betriebsgesellschaft 8. Heeck in Schmalensee bauen. Mit Rotoren wären sie 180 Meter und 198 Meter hoch. Dem Vernehmen nach werden 3,6 Millionen Euro investiert, die Windräder sollen ab April 2021 laufen. Bei Damsdorf drehen schon zwei Anlagen: Bereits seit 2017 laufen zwei 193,25 Meter hohe Anlagen der Firma Denker & Wulf (Sehestedt, Kreis Rendsburg-Eckernförde). Sie liegen weiter nördlich, im Norden des Damsdorfer Gemeindegebiets. Lesen Sie auch: Genehmigung für Windkraftanlagen bei Damsdorf - Vier Widersprüche Wenn eine Gemeinde kein Einvernehmen zum neuen Bauantrag erteilt, darf das LLUR den Bau auch nicht genehmigen, sagt LLUR-Pressesprecher Martin Schmidt auf Anfrage. Sei die Haltung der Gemeinde aber nicht ausreichend begründet, drohten ihr Schadenersatzforderungen. Landesamt widerspricht Kritik: Mancher Kritik widerspricht der LLUR-Sprecher. So sei eine Umweltverträglichkeitsprüfung nicht notwendig. Über die Art der Nachtbefeuerung könne der Investor selbst entscheiden. Und über Vorranggebiete befinde die Landesplanung, das LLUR gehe nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz. Ein Antrag von Gemeinden auf Fristverlängerung liege noch nicht vor. Wenn eine Gemeinde eine Veränderungssperre einleite und einen Bebauungsplan aufstellen wolle, könne sie beantragen, dass das Bauantragsverfahren ausgesetzt wird. "Kein Ermessensspielraum": Bei einem Baugenehmigungsverfahren werde die Vorbelastung der Gegend durch andere Anlagen berücksichtigt, versichert Schmidt. Er sagt aber auch: Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, müsse das LLUR den Bauantrag genehmigen. „Hier gibt es keinen Ermessensspielraum.“ Lesen Sie auch: Windkraft in Segeberg - Land streicht mehrere Vorrangflächen Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.

Gemeinden hadern - Windkraftanlagen angeblich mies geplant