Gerangel um Kandidaturen und Zuschnitt im Wahlkreis Segeberg/Stormarn

Denn dem Vernehmen nach verhandeln die Spitzen der großen Parteien in den nächsten Tagen darüber, die Wahlkreise zu reduzieren, damit der Bundestag ab 2021 wegen Überhang- und Ausgleichsmandaten nicht noch mehr aus den Nähten platzt. Gerne verteidigen will die CDU in dem Segeberger Wahlkreis ihren Direktwahlsieg von 2017. Der Segeberger CDU-Kreisvorstand hat ihrem Vorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Gero Storjohann (62) aus Seth einstimmig den Rücken gestärkt. Tagen wird die Wahlkreiskonferenz am 22. August in Bad Oldesloe. CDU-Verbände unterstützen Storjohann: Auch die CDU Stormarn will Storjohann unterstützen. „Das wird in großer Harmonie laufen, eine klare Sache werden“, sagt Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter Tobias Koch. Storjohann sitzt seit 2002 im Bundestag, gehört dort dem Verkehrs- und dem Petitionsausschuss an. Er hatte den Wahlkreis 2017 mit 41,1 Prozent der Erststimmen gewonnen. Es wird, wenn die Wahlperiode regulär vier Jahre dauert, seine letzte sein. Als neuer Bundestagskandidat in fünf Jahren wird parteiintern der Landtagsabgeordnete Ole-Christopher Plambeck (34) aus Henstedt-Ulzburg hoch gehandelt. Plambeck will aber erst mal zur Landtagswahl 2022 erneut antreten. Es rumort in der CDU: Allerdings rumort es in der CDU derzeit, scheinen die Reihen hinter Storjohann nicht geschlossen. Manche sind unzufrieden, er sei zu blass, habe in Dinge hereingeredet, für die er nicht zuständig sei. Andere sagen, er mache den Job gut, sei derzeit außerdem alternativlos. Abgeschlagen auf Platz zwei war 2017 für die SPD Neuling Alexander Wagner (33) aus Bad Segeberg bei 27,3 Prozent der Erststimmen gelandet. Der Kreistagsabgeordnete war nach dem Rückzug des früheren Bundestagsabgeordneten Franz Thönnes aus Ammersbek angetreten. Lesen Sie auch: 2017 - Storjohann gewinnt in Segeberg/Stormarn Lesen Sie auch: Thönnes macht nicht weiter Lesen Sie auch: Alles rund um die Bundestagswahl Wagner will diesmal nicht für SPD antreten: Wagner will sich 2021 nicht bewerben, aus privaten Gründen. Er habe mittlerweile Familie und Kinder. „Wäre ich im Bundestag, wäre ich 20 Wochen im Jahr nicht zu Hause. Das ist mit meinem Anspruch, Vater zu sein, nicht vereinbar. Ich setzte jetzt den Schwerpunkt auf die Familie.“ SPD-Kreisvorsitzende Katrin Fedrowitz (47) aus Norderstedt will lieber für die Landtagswahl 2022 kandidieren. Sie erwartet parteiintern mehrere Kandidaturen zur Bundestagswahl. Norderstedter will antreten: Seinen Hut in den Ring geworfen hat bereits der Norderstedter Stadtvertreter Tobias Schloo. Der 1992 geborene Wirtschafter ist Sales Manager einer Logistikfirma. Aus dem Bereich Stormarn gibt es bislang keinen Bewerber, heißt es vom Kreisverband. Wohl im Oktober entscheidet eine Wahlkreiskonferenz über den Direktkandidaten. Die Kreisvorstände der SPD wollen nach Ablauf einer internen Bewerbungsfrist am 2. August sich äußern. Folgen soll eine Vorstellungsrunde per Videokonferenz, sagt Segebergs SPD-Kreisgeschäftsführer Dietrich Drescher. Landesliste als Rettungsanker: Wichtig für den SPD-Kandidaten dürfte die Landesdelegiertenkonferenz im Februar sein, vermutlich in Neumünster. Dort wird die Rangfolge für die Landesliste festgelegt. Wer nicht als Direktkandidat in seinem Wahlkreis siegt, hat über die Liste der Partei die zweite Chance, in den Bundestag einzuziehen, falls die SPD ausreichend Stimmen erhält. Vielleicht gibt es aber auch Rückendeckung für die SPD durch die Grünen. Ulrike Täck (52), Kreissprecherin der Grünen aus Boostedt, hatte 2017 als Direktkandidatin 8,3 Prozent der Stimmen erhalten. Ob sie wieder antritt, hat sie noch nicht entschieden. Sie wisse von anderen, die durchaus kandidieren möchten. Das interne Nominierungsverfahren sei noch nicht besprochen. Unterstützen Grüne SPD-Bewerber? Täck kann allerdings auch der Idee etwas abgewinnen, dass die Grünen auf einen Direktkandidaten verzichten, um einen SPD-Direktkandidaten im Wahlkreis zu unterstützen und „Storjohann abzulösen.“ Allerdings wisse sie auch, dass eine Direktkandidatur für die Bundestagswahl 2021 für jede Partei immer attraktiv seien. Um für ihre Inhalte zu werben, und auch für manche Politiker, die sich schon mal bekannt machen können für spätere Bewerbungen, etwa für die Landtagswahl 2022. Stoltenberg verlässt Kreisvorstand: Eine Führungsfigur wird der Kreisvorstand der Grünen zumindest bald verlieren. Der langjährige Co-Kreissprecher und ehemalige Landesvorsitzende Peter Stoltenberg (70) aus Bad Segeberg zieht sich demnächst zurück. Bedeckt hält sich noch Heiko Evermann, Direktkandidat der AfD 2017 und Fraktionschef im Kreistag. Er hatte vor drei Jahren 8,2 der Erststimmen erhalten. „Es gehört in der AfD zum guten Ton, Kandidaturen für den Aufstellungsparteitag nicht im Vorfeld öffentlich zu diskutieren.“ Einen Termin für die Wahlkreisversammlung gebe es wegen der Coronabeschränkungen noch nicht. FDP und AfD halten sich bedeckt: Mit mehreren parteiinternen Kandidaten rechnet der FDP-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Stephan Holowaty. Die FDP küre den Direktkandidaten am Sonnabend, 12. September, ab 14 Uhr in Bad Segeberg. „Über dieses große Engagement engagierter Liberaler freue ich mich als Kreisvorsitzender ganz besonders.“ Die Bewerber würden in etwa drei bis vier Wochen ihre Kandidaturen bekanntgeben. Namen nennen wollte Holowaty noch nicht. Bei der Bundestagswahl 2017 hatte Tobias Mährlein 8,1 Prozent der Erststimmen geholt. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.