Geschwindigkeitsmesser Heinz Bundt ist Temposündern auf der Lauer

Kürzlich hatte Heinz Bundt seinen letzten Messeinsatz und geht in den Ruhestand - nach mehr als 25 Jahren hinterm "Blitzer". Dabei kam Bundt über Umwege zum Messtrupp. In Lüneburg geboren, lernte er nach der Schulzeit zunächst den Beruf des Maschinenschlossers. Danach ging er zur Marine. In Neustadt in Schleswig-Holstein wurde er zum Taucher und in Hammelburg in Bayern zum Einzelkämpfer ausgebildet. Vom Marinetaucher zur Verkehrsüberwachung: 15 Jahre lang unterrichtete der Oberbootsmann danach seine Kollegen in der Kunst, unter Wasser zu leben und zu arbeiten. Heinz Bundt fuhr auch auf den Tauchschiffen Juist und Baltrum auf der Ostsee. Nach der Marinezeit ging er wieder zur Schule und wurde Maschinenbautechniker. Drei Jahre arbeitete Bundt als Berufstaucher und Bademeister – bis er 1993 die Anzeige des Kreises las, man suche einen Messangestellten für das Pilotprojekt gemeinsame Geschwindigkeitsmessung Kreis-Polizei. Aus über 200 Interessenten wurde Heinz Bundt damals ausgesucht – zusammen mit einem Kfz-Meister und drei Fleischbeschauern des Kreises, die nach Schließung des Schlachthofes in Kaltenkirchen neue Aufgaben brauchten. Diese fünf traten Mitte 1993 ihren Dienst beim damaligen Polizeibezirksrevier an. 250 Messorte im Kreis Segeberg: Mehr als 25 Jahre war Heinz Bundt seitdem auf den Straßen des Kreises unterwegs. „Wir hatten in der Zeit 250 Messorte und Du kennst sie alle“, sagte Polizeihauptkommissar Wolfgang Griesbach, Leiter des ESO-Messtrupps, zu Bundt. Lesen Sie auch: Zulassungsstelle Segeberg - Von Drohungen und SE-XY Kennzeichen Seine Vorkenntnisse erlaubten es Bundt auch, sich beim Pilotprojekt innovativ einzubringen. Besonders auf dem Gebiet der Tarnung der damals noch großen Blitzgeräte und Fotoapparate entwickelte er immer neue Ideen. „Die Kästen damals waren so groß wie eine Mülltonne und wogen auch noch einen halben Zentner“, erklärt Bundt. Und waren schon von weitem zu sehen. „Da hab ich uns Bundeswehr-Tarnnetze besorgt und die Kästen sahen aus, wie ein Busch.“ Blitzer in der Mülltonne: Lächelnd denkt er auch noch daran, dass er sich einmal eine ausgesonderte Mülltonne besorgt und die Anlage darin montiert hatte. „Das kam bei der Polizeiführung aber nicht gut an, das sah zu sehr nach Falle aus“, erinnert sich Bundt, der nun in den Ruhestand geht. Lesen Sie auch: Zu schnell für den Blitzer Einige Messungen hat Bundt heute noch im Gedächtnis. In der Ziegelstraße blitzte er einmal einen Pkw mit 120 statt der erlaubten 50 Kilometer pro Stunde. Der Autofahrer kam zurück und forderte, die Messung zu löschen, er sei schließlich mit 18 Jahren Fahranfänger und könne die Geschwindigkeit noch nicht richtig einschätzen, schildert Bundt. Ein anderer Fahrer eines dreirädrigen Trikes habe ebenfalls beim Messfahrzeug vorgesprochen und verlangte eine Löschung. Das hätte nicht sein müssen, denn damals wurde nur von vorn fotografiert und dort hatte er gar kein Kennzeichen. So bekam er zusätzlich zum Geschwindigkeitsticket noch eines wegen unzulässiger Anbauten. Blitzerpost vor der Ehefrau verheimlichen: Die meisten der Autofahrer, die sich bei ihm am Messwagen meldeten, hatten hingegen ein anderes Problem: „Die wollten, dass die Post ins Büro oder eine andere Adresse geschickt werden solle, weil die Ehefrau nicht wissen sollte, dass der Göttergatte zu der Zeit an der Stelle war“, berichtet Bund. Lesen Sie auch: Problemblitzer im Kreis Segeberg werden umgerüstet Handgreiflich ist in seinen 25 Jahren Messzeit keiner geworden – auf den Gedanken ist bei dem durchtrainierten Zwei-Zentner-Mann wohl auch keiner gekommen. Wie viele Autofahrer Bundt in seinen 25 Jahren geblitzt hatte, kann er nicht sagen: „Das ist ja alles Gemeinschaftsarbeit, aber zusammen haben wir in jedem Jahr so 150.000 Fotos erfolgreich ausgewertet.“ Raser in der Minderheit: Dabei gäbe es seit längerem kaum noch Orte, wo so richtig gerast werde. Nach seiner Erfahrung rase nur 1 Prozent der Fahrer, sagt Bundt. Neun Prozent seien nur ein wenig zu schnell und 90 Prozent hielten sich an die Regeln. Lesen Sie auch: Raser und Poser als Verkehrsrisiko „Ich mach jetzt erst einmal Pause“, verkündete Heinz Bundt seine Ruhestandspläne. „Mit meiner Frau fahre ich vier Wochen nach Malaysia und Singapur, danach such ich mir was, wo ich noch etwas schrauben kann.“ Vielleicht mache er auch noch etwas in der Taucherei, erzählt Bundt. Bislang habe er mehr als 3000 Stunden unter Wasser verbracht. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.

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