Großenaspe: Altenpfleger fühlen sich beim Einkauf diskriminiert

Beim Einkaufen an der Kasse wollte die Kassiererin die EC-Karte der Heimleiterin nicht anfassen. Ihre Kolleginnen berichteten von Fällen, in denen die Altenpflegerinnen im Supermarkt angesprochen wurden, was sie denn dort eigentlich zu suchen hätten. Sie müssten doch zu Hause bleiben. In einem weiteren Fall hätten sich Eltern beklagt, weil das Kind einer Altenpflegerin die Notbetreuung der Grundschule besucht. "Wir haben einen systemrelevanten Beruf", sagt Karoline Düringer. "Die Kinder müssen doch in die Schule." Auch in sozialen Medien gebe es solche Geschichten. Altenpfleger in Großaspe: Jeden Tag ein Schnelltest: Was sie dabei ärgere, ist die Unwissenheit der Leute. "Wir machen täglich einen Schnelltest, zusätzlich kommt einmal in der Woche das Gesundheitsamt, um bei allen Mitarbeitern einen PCR-Test zu machen." Im Heim würden alle Hygieneregeln strikt befolgt, die Pflegerinnen müssten mit voller Schutzkleidung arbeiten, was sehr anstrengend sei. "Wir stehen nicht unter Quarantäne, wir dürfen uns frei bewegen", betont die Heimleiterin, die 81 Mitarbeiter hat. Sie ist der Ansicht, dass von den meisten anderen Menschen mehr Ansteckungsgefahr ausgehe, als von ihr und ihren Kolleginnen. "Die meisten werden nie getestet und wissen es möglicherweise gar nicht, ob sie sich infiziert haben." In der Seniorenresidenz Großenaspe war Ende Januar das Coronavirus ausgebrochen, nachdem die Bewohner bereits das erste Mal geimpft worden waren. Zeitweilig waren 19 Senioren erkrankt. Drei sind im Krankenhaus verstorben. Sie seien altersbedingt in einem schlechten Gesundheitszustand gewesen, sagt die Leiterin. Doch das Virus ist auf dem Rückzug. Zurzeit sind noch fünf Bewohner infiziert. Wie Corona ins Heim gelangte, ist unbekannt. "Es ließ sich nicht nachvollziehen", sagt Karoline Düringer. Altenpflegerin aus Großenaspe: Brief an den Bürgermeister: Sie hat sich auch mit einem Brief an Bürgermeister Torsten Klinger gewandt. "Das Thema Corona beschäftigt jeden Einzelnen und wir alle verspüren Hilflosigkeit, Angst und Verunsicherung. Doch diese Gefühle rechtfertigen niemals die Ausgrenzung und Diskriminierung derjenigen, die in der momentanen Situation ihre ganze Kraft dem Dienst an der Gesellschaft widmen", schrieb die Heimleiterin. "Solidarität und Unterstützung sind das Gebot der Stunde, sowohl für die Betroffenen, als auch für die Pflegenden, die alles nur Menschenmögliche leisten, um das Wohlergehen aller Bewohner und Familien sicherzustellen. Die Pandemie bewältigen wir nur gemeinsam", so ihr Appell an die Großenasper, aber auch an die Einwohner der Nachbargemeinden, wo es zu ähnlichen Vorfällen gekommen sein soll. Lesen Sie auch: Warum sind gleich sieben Heime von Corona-Ausbrüchen betroffen? Die Seniorenresidenz, die dem deutschlandweit tätigen Heimbetreiber Convivo Life GmbH gehört, hat Platz für 92 Bewohner. In dem modernen Haus wurde gerade der Ess- und Aufenthaltsraum neu gestaltet, der durch den Corona-Ausbruch aber ungenutzt ist. "Sobald wir das Virus wieder los sind, wollen wir mit den Bewohnern hier die Wiedereröffnung feiern", kündigt die Leiterin an. "Die Vorbereitungen laufen schon."