Gustav-Frenssen-Weg in Bad Segeberg wird umbenannt

Bereits seit Jahren wird über den umstrittenen Namensgeber der Wohnstraße in der Südstadt diskutiert. Die SPD-Fraktion in der Stadtvertretung hatte gegenüber KN-online gefordert, bei der Umbenennung der Straße endlich „Nägel mit Köpfen“ zu machen. Im Ältestenrat am Montag wollte Fraktions-Chef Dirk Wehrmann Antworten von der Bürgervorsteherin hören, wie das weitere Vorgehen aussehen solle. Er wolle nicht, dass das Thema länger „verschleppt“ werde. Bürgervorsteherin: Einwohner werden informiert: Jetzt meldet sich Monika Saggau bereits vorab öffentlich zu Wort und bedauert, die Umbenennung nicht „längst über die Bühne gebracht zu haben“. Allerdings habe ihr die Corona-Pandemie bei der Planung und Umsetzung der Einwohner-Information einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das soll sich nun ändern. „Ich kann versichern, dass das Thema Gustav-Frenssen-Weg nicht in Vergessenheit geraten war und ist“, betont Saggau. Sie bekomme bis heute eine „Gänsehaut“, wenn sie an die kruden Thesen des überzeugten Nationalsozialisten und Adolf-Hitler-Bewunderers denke. Frenssen rechtfertigte Tötung von Behinderten: Der Dichter hatte die Ermordung der Juden gutgeheißen und auch die Tötung von psychisch Kranken und Behinderten gerechtfertigt. So schrieb Gustav Frenssen: „Die aber, die unheilbar sind oder so schwer krank, dass ihr Leben für sie selbst kein Menschenleben mehr ist, sollen mit ihrer eigenen Billigung oder nach dem Willen der Gemeinschaft ausgelöscht werden.“ Wie so jemand im Jahre 1956 überhaupt als Namenspatron ausgewählt werden konnte, ist der Bürgervorsteherin ein Rätsel. Umso entscheidender sei es, die Straße so schnell wie möglich umzubenennen. „So eine Person darf nicht weiter durch eine Straßennennung geehrt werden“, sagt Saggau. So sehen es auch die Fraktionen der Stadtvertretung. „Wir wollen jetzt den Bürgern unsere Beweggründe mitteilen und sie in den Prozess der Umbenennung einbinden“, berichtet die CDU-Politikerin. Viele Anwohner wollen keine Umbenennung: Dass offenbar viele Anwohner gar keine Änderung wollen, sei ihr bewusst. Aber: „Es gibt eine Entscheidung, die letztlich auch ein Stück der Aufarbeitung der Stadtgeschichte im Dritten Reich ist.“ Grundsatzdebatten wolle sie nicht führen, zumal die vielfach vorgetragenen Argumente der Anwohner bereits geklärt seien. „Alle notwendigen Änderungen von Dokumenten und Ausweisen werden kostenlos sein – sowohl bei der Stadt, als auch beim Kreis“, versichert Saggau. Annelie Eick von den Grünen regt an, für eine Übergangszeit unter dem neuen Straßenschild noch den bisherigen Namen anzubringen, damit Ortsfremde nicht ziellos umherirren müssten. Nur: Wie soll die Wohnstraße künftig heißen? Geht es nach Jürgen Niemann von der Wählergemeinschaft BBS wäre der Autor und Pädagoge Joachim Mähl ein idealer Namensgeber. „Er hat die Bibel ins Plattdeutsche übersetzt, ist in Bad Segeberg gestorben und war ein Freund von Johann Hinrich Fehrs.“ Fehrs war ein niederdeutscher Erzähler und Lyriker. Und das würde doppelt gut passen: Ein Abzweiger des Gustav-Frenssen-Weges ist der Fehrsweg. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.