Hier sind im Kreis Segeberg neue Windkraftanlagen geplant

Nach mehrjähriger Planung und vier Anhörungsrunden hat das Land die Windkraftgebiete festgelegt – und damit praktisch Baurecht geschaffen. Darunter sind strittige Gebiete, etwa bei Rickling/Wahlstedt und Travenhorst. Traventhal will bauen, darf aber nicht. Grundlage für die Dokumentation sind Angaben der Gemeinden, Landbesitzer, Projektbetreiber und des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), das die Bauanträge bearbeitet. Aktuell sind 51 Windkraftanlagen kreisweit in Betrieb. Sie haben eine durchschnittliche Nabenhöhe von 93 Metern. Hinzugerechnet werden muss für die Gesamthöhe noch die Länge eines Rotors. Zur Windplanung 15.000 Stellungnahmen landesweit: Landesweit sind nun 344 Vorranggebiete Windenergie mit rund 32.000 Hektar ausgewiesen worden. Das entspricht rund zwei Prozent der Landesfläche. 15.000 Stellungnahmen und fast 1000 Abwägungsentscheidungen hatte die Landesplanung in den vergangenen vier Jahren bearbeitet. Darunter sind auch Anliegerproteste wie in Rickling und bei Travenhorst. Sie blieben nach der vierten Anhörungsrunde erfolglos. Es gab nur noch redaktionellen Änderungsbedarf. Schon während dieses Prozesses waren durch das LLUR Ausnahmegenehmigungen möglich gewesen. Für 60 Anlagenstandorte waren Ausnahmeprüfungen beantragt gewesen. Allerdings hatten nur 21 in den nun festgelegten Vorranggebieten gelegen. Unter anderem sind diese Projekte im Kreis Segeberg geplant: Bebensee: Die WKN aus Husum will fünf Windkraftanlagen mit einer Gesamthöhe von 200 Metern errichten. "Das Vorhaben wird in zwei Bauabschnitten geplant", sagt Sprecherin Rabea Petersen. Für Bebensee I (drei Anlagen) werde im ersten Quartal 2021 der Genehmigungsantrag vollständig eingereicht werden. Bebensee II (zwei Anlagen) folge voraussichtlich im zweiten Quartal 2021. Lentföhrden: "Zwei Windkraftanlagen mit einer Gesamthöhe von 200 Metern sind genehmigt und befinden sich aktuell in der Umsetzung", sagt Rabea Petersen von der WKN aus Husum. Der Bau des Windparks sei weitestgehend abgeschlossen. Sie rechnet mit einer Inbetriebnahme in diesen Tagen. Sievershütten/Stuvenborn: Die WKN aus Husum plant zwei Anlagen, eine soll 150 Meter hoch sein, die zweite 200 Meter hoch. Der Genehmigungsantrag wurde gestellt. "Mit dem Beginn des Baus ist frühestens Ende 2021 zu rechnen", sagt Sprecherin Rabea Petersen. Damsdorf/Schmalensee: Zu den bislang zwei Anlagen von Denker & Wulf aus Sehestedt sind fünf weitere Windkraftanlagen in Planung. Unter anderem hat die Windpark Betriebsgesellschaft 8. Heeck UG zwei Anlagen beantragt: 180 und 198 Meter hoch. "Wir befinden uns im Genehmigungsverfahren", sagt Jens Heeck aus Mühbrook. "Durch die Corona-Pandemie und damit verbunden durch das Homeoffice der Behörden hat sich die Bearbeitungszeit derart verlängert, dass wir zusätzlich Monate brauchen, um Mitteilungen zwischen den einzelnen Behördenstellen zu beantworten." Eine Anlage hat die GREE Damsdorf GmbH & Co. KG aus Sehestedt beantragt. 197 Meter hoch soll sie werden. Die zwei übrigen will Denker & Wulf errichten. Rickling/Wahlstedt: Der Energieparkentwickler UKA Nord aus Meißen plant zwischen Fehrenbötel und Wahlstedt drei Windenergieanlagen. "Sie können zusammen etwa 15.000 Haushalte mit nachhaltig produzierter Energie versorgen", sagt Sprecher Benedikt Laubert. "Zusammen ersparen die drei geplanten Windenergieanlagen dem Klima jedes Jahr ungefähr 35.000 Tonnen Kohlendioxid-Emissionen." Er hofft, dass der beantragte Bau Mitte bis Ende 2021 genehmigt wird. Baustart könne Ende 2022 sein. Laut Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) sind die Anlagen bis zu 250 Meter hoch. Enttäuscht zeigt sich der Verein zur Förderung der Biodiversität Fehrenbötel. "Wie auch das von uns beim LLUR eingereichte artenschutzfachliche Gutachten zeigt, gibt es erhebliches Konfliktpotential durch das Betreiben von Windkraftanlagen in diesem Gebiet. Insbesondere in Bezug auf viele Vogelarten und Zugvögel sehen wir hier einen nicht zu unterschätzenden negativen Einfluss." Armstedt: Die Grünstromkontor GmbH hat den Bau zweier 199,5 Meter hoher Anlagen im Windpark Beverloh beantragt. Travenhorst: Die Firma GP Joule aus Kiel hat ein Auge auf das Vorranggebiet geworfen. Vor wenigen Tagen erst hat die Gemeindevertretung bei fünf Ja-Stimmen und einer Enthaltung und ohne drei Befangene beschlossen, den ersten Bebauungsplan aufzustellen. "Wir wollen eine sinnvolle Gesamtsteuerung", sagt Bürgermeister Michael Göttsche. Klar sei: "Es darf keine Verhinderungsplanung sein." Über die Pläne des Investors sei noch wenig bekannt. Vermutlich seien drei Anlagen denkbar, zunächst werde aber wohl ein Antrag nur für eine Anlage gestellt. Im Sommer seien offenbar die Untersuchungen zur Tierwelt gelaufen. Göttsche rechnet damit, dass die Anlagen wohl bis zu 180 oder 200 Meter hoch werden. Die Firma selbst hat sich auf Anfrage nicht gemeldet. Weede: Weit gediehen sind die Pläne für den Bau von vier Windkrafträdern. Sie sollen nicht höher als 200 Meter sein, sagt Bürgermeister Bernd Sulimma. Ein städtebaulicher Vertrag mit der Eurowind wird wohl Anfang 2021 geschlossen. Die Bauleitplanung durch die Gemeindevertretung ist auf den Weg gebracht. Neuengörs/Weede: Sechs Anlagen mit 150 Meter Höhe stehen bereits. Sechs Altanlagen mit 100 Meter Höhe sollen durch fünf 200 Meter hohe ersetzt werden, sagt Eike Schuldt von der Repower N-W GmbH & Co. KG. Nötig sei noch der Bebauungsplan durch die Gemeinde, dann folge ein Bauantrag, später muss sich das Projekt in den allgemeinen Ausschreibungen für Ökoenergie durchsetzen. "2021 wird sicherlich noch nicht gebaut." Neuengörs/Bühnsdorf: Platz ist dort für drei oder sogar vier Anlagen. Sie dürfen aber als Repowering erst dann gebaut werden, wenn Altanlagen andernorts abgebaut werden, die in den benachbarten Orten Rehhorst und Feldhorst und dort nicht mehr in Vorranggebieten stehen. "Die Landwirte als Landeigner haben mit Denker & Wulf unterschrieben", sagt Thies Ehlers, Bürgermeister von Neuengörs. "Derzeit gibt es keine Aktivität." Jenseits der Kreisgrenze, in Stormarn, planen Landeigner ebenfalls ein Repowergebiet. Aus Kennerkreisen heißt es, Denker & Wulf soll in Stormarn Altanlagen besitzen. Derzeit wird offenbar darum gerungen, wer wann welche Altanlagen abbaut und neu bauen kann. Von Denker & Wulf war wegen der Urlaubszeit keine Stellungnahme zu bekommen. Gönnebek/Groß Kummerfeld: Zwei große Gebiete sind ausgewiesen. Für den westlichen Teil gibt es Pläne, fünf Anlagen zu bauen. Die Landeigner wollten die Pläne zunächst selbst umsetzen, haben sich jetzt aber der Firma Denker & Wulf anvertraut. "Der Bau ist noch unklar", sagt Gönnebeks Bürgermeister Knut Hamann. Strittig sei, wie hoch gebaut werden dürfe. Derzeit laufe ein Rechtsstreit mit dem Deutschen Wetterdienst, der eine Station in Boostedt betreibt. Für das zweite, östliche Gebiet, "ist noch nichts Konkretes geplant." Vier oder fünf Anlagen seien denkbar. Investor werde wohl wieder Denker & Wulf. Traventhal: Vor Gericht landet auch ein Fall aus Traventhal. Die Gemeinde fordert, dass eine bislang unberücksichtigte Fläche aufgenommen wird. Windkraft soll Teil einer Sektorenkopplung sein, zusammen mit Strohvergärung und Energiespeichern. Eine Firma will diese Anlagen bauen. Das Land lehnt aber Windkraft dort und die bereits beschlossene Bauleitplanung der Gemeinde ab. Es gebe schon ein großes Windkraftgebiet bei Mözen. Und auch die Belange der Anrainergemeinden müssten berücksichtigt werden. Traventhal hatte Klage eingereicht. Bürgermeister Udo Bardowicks ist siegesgewiss. Der Anwalt der Gemeinde habe gute Argumente. "Ich mache mir keine Sorgen."