Hunderte Klinikmitarbeiter im Kreis Segeberg gegen Corona geimpft

Seit Mitte Oktober werden kontinuierlich Covid-19-Patienten in Kliniken im Kreis Segeberg behandelt. Am Mittwochnachmittag waren es 47. Acht davon benötigten intensivmedizinische Hilfe. Um sich bei der Arbeit mit Corona-Erkrankten nicht anzustecken, soll auch Klinikpersonal im ersten Schritt geimpft werden. In den Segeberger Kliniken etwa werden bis Donnerstag 260 Mitarbeiter geimpft. Die Impfbereitschaft steige. Zwei Impfzentren in den Segeberger Kliniken: Vorrang bei der Impfung an den Segeberger Kliniken haben die Mitarbeiter besonderer Risikobereiche – in der Covid-19-Infektionsstation, der zentralen Notaufnahme sowie der Intensivstation, teilt Lea Petzold von der Klinikengruppe mit. Zwei interne Impfzentren wurden für die Impfung der Mitarbeiter eingerichtet – in der Allgemeinen Klinik sowie im Herz- und Gefäßzentrum. Als erste hatte sich hier Stephanie Liedtke, Ärztliche Leiterin des Covid-19-Krisenstabes, den Impfstoff spritzen lassen. Auch um als gutes Beispiel voranzugehen. Kaum Nebenwirkungen - Impfbereitschaft steigt: Die Impfbereitschaft im Unternehmen habe anfangs bei etwa 50 Prozent gelegen, sie sei in den zurückliegenden Tagen deutlich gestiegen. Ein entscheidender Grund dafür sei, dass die bisher geimpften Klinikmitarbeiter kaum über Nebenwirkungen klagen, so Petzold. Lesen Sie auch: Verhaltenes Interesse an der Corona-Impfung am Friedrich-Ebert-Krankenhaus in Neumünster Eine Kollegin habe von leichter Müdigkeit berichtet, ein anderer von einem muskelkaterähnlichen Gefühl im Arm. Reaktionen, die etwa von der jährlichen Grippeschutzimpfung bekannt seien. "Die Stimmung im Impfzentrum ist sehr positiv, die Erleichterung ist bei allen deutlich zu spüren", berichtet Sven Pagel, stellvertretende Pflegedienstleitung und Impfassistent. Weitere Impfdosen für Mitarbeiter werden erwartet: Bis Donnerstag sollen in den Segeberger Kliniken 260 Mitarbeiter die erste von zwei Impfdosen erhalten haben gegen das Coronavirus. Und die nächsten 150 Impfdosen seien für die nächste Woche angekündigt. "Ich bin zuversichtlich, dass wir in den kommenden Wochen dem Großteil unserer Mitarbeiter eine Impfung anbieten können", so Liedtke. Bei den Segeberger Kliniken sind insgesamt 2000 Mitarbeiter beschäftigt. Patienten dürfen in den Segeberger Kliniken nicht geimpft werden, teilt Petzold auf Nachfrage mit. 2Die Impfdosen werden uns vom Land ausschließlich für unsere Mitarbeiter zugeteilt. Wir sind nicht berechtigt, Patienten zu impfen." Impfstart in der Paracelsus-Klinik: Am Montag wurden in der Henstedt-Ulzburger Paracelsus-Klinik im Ortsteil Rhen die ersten 60 Mitarbeiter, die in einem besonders gefährdeten Bereich mit hoher Ansteckungsgefahr tätig sind, mit dem Impfstoff des deutschen Entwicklers BioNTech gegen das SARS-CoV-2-Virus geimpft. Lesen Sie auch: Start im Impfzentrum in Kaltenkirchen Mit dem Start der Impfungen sollen, so heißt es, nun zunächst die Mitarbeiter jener Bereiche immunisiert werden, die einem besonders hohen Risiko ausgesetzt sind; in der Zentralen Notfallaufnahme, auf der Intensivstation und Mitarbeiter auf der peripheren Covid-Station. "Aber letztlich müssen wir jeden unserer Mitarbeiter, der mit Patienten arbeitet, schützen", betont Dr. Jürgen Ropers, Ärztlicher Leiter der Paracelsus-Klinik. Der Mediziner freut sich über eine hohe Bereitschaft der Mitarbeiter, sich impfen zu lassen. Hoher logistischer Aufwand für die Impfung: Dr. Johannes Hallauer, Chefarzt des Zentralinstituts für Krankenhaushygiene der Paracelsus-Kliniken Deutschland, und die Hygienefachkraft in Ausbildung Sabine Westerfeld bereiteten beim Start der Aktion die gelieferten Impfdosen vor. "Sterile Bedingungen beim Anmischen, konstante Temperaturen, einzelnes Aufziehen auf die Spritzen, eine umfangreiche Dokumentation, Einwilligungserklärungen, Impfzeugnisse, Dokumentation für die Behörden, eine exakte Terminierung der freiwilligen Impflinge – es gehörte eine große Portion Logistik und Organisation dazu, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten und keine einzige Impfdosis zu verschwenden", teilt die Paracelsus-Klinik mit. Impfstoff für mehr als die Hälfte des Personals: In den kommenden Wochen erhält die Klinik jede Woche weitere Lieferungen von Impfstoff, sodass im Laufe des Januar mehr als 240 Mitarbeiter von insgesamt 450 Mitarbeitern zweifach geimpft werden können. "Für Mitarbeiter und Patienten bedeutet die Impfung eine sehr hohe Sicherheit. Es war deutlich zu spüren, wie erleichtert die Mitarbeiter waren, die in den vergangenen Wochen und Monaten erlebt haben, was Covid-19 anrichten kann, und die sich jetzt gut geschützt fühlen", fasst Johannes Hallauer zusammen. "Wir haben eine Verantwortung unseren Patienten gegenüber": Als eine der ersten Mitarbeiterinnen am Standort Henstedt-Ulzburg wurde Walburga Limmer, Stationsleitung der Station A, behandelt. "Für mich ist es völlig klar gewesen, mich impfen zu lassen", erklärt sie. "Alles, was das Risiko minimiert, ist sinnvoll. Wir haben eine Verantwortung unseren Patienten gegenüber. Wenn die Impfung dafür sorgt, dass ich nicht erkranken kann, dann werde ich mit dieser Impfung meiner Verantwortung stärker gerecht." Impfzentrum beim Landesverein ist startbereit: Im Fichtenhof des Landesvereins in Rickling wurde in der vergangenen Woche ein Impfzentrum für die Belegschaft eingerichtet. Am Montag erst habe es eine Generalprobe gegeben zum Impfablauf, berichtet Sprecher Sebastian Wieschowski auf Anfrage. Ursprünglich war der Landesverein davon ausgegangen, in der dritten Kalenderwoche mit den Impfungen starten zu können. "Einen konkreten Termin für den Beginn der Impfungen haben wir noch nicht", so Wieschowski. Die bisherige Prognose wurde nach hinten verschoben. Das Interesse an den Impfungen unter den Angestellten aber sei groß. "Wir bekommen regelmäßig Anfragen zum konkreten Beginn der Impfungen." Landesverein wirbt intern für die Impfung: Bereits vor einigen Wochen habe es eine Abfrage zur Impfbereitschaft der Belegschaft im Landesverein mit 2900 Beschäftigten gegeben. Die Bereitschaft sei sehr hoch. Im Dezember habe es noch einige unentschlossene Kollegen gegeben, sagt Wieschowski. Über die Feiertage habe es aber zahlreiche Nachmeldungen gegeben von bislang Unentschlossenen. Der Landesverein wirbt intern für die Corona-Impfung. Auf der Internetplattform Youtube betreibt er zum Beispiel einen eigenen Kanal. "Dort beantworten zwei Experten aus dem Landesverein insgesamt 14 Fragen, die von Kollegen gestellt wurden", berichtet Wieschowski. Außerdem werde demnächst noch eine interne Werbekampagne mit Postkarten und Plakaten gestartet, um die Impfbereitschaft weiter zu steigern. Bisher keine Nebenwirkungen bei Impfung in Heimen: Der Landesverein konnte bisher in drei Altenpflegeheimen Erfahrungen mit der Corona-Impfung sammeln. Geimpft wurden bereits Senioren im Paul-Gerhardt-Haus in Wahlstedt sowie in Einrichtungen in Bösdorf und Neumünster. Bislang, so Wieschowski, habe es keine Nebenwirkungen gegeben. Kliniken in Bad Bramstedt warten auf Impftermine: Astrid Reining, Pressesprecherin der Schön Klinik Bad Bramstedt, sagte, als Fachklinik für psychosomatische Erkrankungen stehe das Haus nicht oben auf der Impfliste. "Wir haben bisher noch keine Termine bekommen, wann unsere Mitarbeiter sich impfen lassen können." Die Bereitschaft dazu sei aber bei den Mitarbeitern hoch. Im Klinikum Bad Bramstedt konnten sich die Mitarbeiter bereits zum Impfen anmelden. Wann es losgeht mit der Immunisierung und wie viele mitmachen wollen, vermochte am Mittwoch niemand im Haus zu sagen, die Klinikleitung war nicht erreichbar. Covid-19-Patienten werden in der Fachklinik für Erkrankungen des Bewegungsapparates nicht behandelt. Die Klinik hält allerdings Ausweichbetten für Nicht-Covid-19-Patienten vor, falls Akutkrankenhäuser überlastet sind. Von Nadine Materne, Nicole Scholmann und Einar Behn