Installation in der Sülfelder Kirche kann täglich besucht werden

Pastor Steffen Paar ist nicht nur kreativ, sondern auch praktisch veranlagt. „Ich hatte von der Weihnachtsinstallation noch einen großen Berg Holzhackschnitzen in der Kirche liegen. Das musste ja irgendwo hin“, sagt der pfiffige Gottesmann. Kurzerhand schuf er aus den Holzstückchen, Laub und Rosenblättern aus dem Garten ein Labyrinth, das als aktuelle Installation in der leergeräumten Kirche für Aufsehen sorgt. Täglich ist die 800 Jahre alte Kirche geöffnet, die Tür geht gerade am Wochenende fleißig auf und zu. Die Besucher sind neugierig. Die Installationen in der Sülfelder Kirche sind ein Hingucker. Auch in der Pandemie muss jeder seinen Weg finden: Verantwortlich für die mehr an Kunst als an Kirche erinnernden Sonderaktionen zur Corona-Zeit ist Pastor Paar. „Wir haben hier einen tollen Raum“, sagt Paar. Gerade jetzt, wo die Kirchenbänke entfernt wurden, biete er viele Möglichkeiten. „Ich mache alles alleine“, verrät Steffen Paar. Er habe immer eine Grundidee und gehe dann zur Umsetzung in die Kirche. „Dann brauche ich laute, wirklich laute Mucke“, sagt er. Sein Mann wisse, dass er dann in Ruhe gelassen werden müsse. „Und das ist wie beim Kind, sagt mein Mann. Wenn es ruhig wird, dann wird er kreativ“, sagt Pastor Paar und muss schmunzeln. Das Labyrinth, das seit kurzem besucht und begangen werden kann, soll wie jede Installation zum Nachdenken anregen. „Es gibt nur einen Weg, und den muss ich gehen, um zum Ziel zu kommen.“ Das passe doch gut in die jetzige Zeit, findet Pastor Paar. Jeder frage sich, wann die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie enden. Und jeder müsse seinen Weg durch die Krise finden. Durchschnittlich 500 Menschen klicken die Videos an: Steffen Paar ist einer der kreativsten Köpfe der Kirchen im Kreis Segeberg. „Ich bin eine Rampensau“, gibt er offen zu. Aber genau das kommt bei den meisten Menschen gut an. „Es gibt natürlich auch kritische Stimmen“, sagt Paar. Manche würden sagen, Paar entweihe die altehrwürdige Kirche. Er wisse aber den Kirchengemeinderat hinter sich, der ihm den Rücken stärke. Paar bietet fast wöchentlich ein neues Youtube-Video an, das von durchschnittlich 500 Leuten angeklickt wird. Seit dem ersten Lockdown im März 2020 sind äußerst wenige Präsenzgottesdienste gefeiert worden. Auch dafür gab es das Okay des Kirchengemeinderates. Das Risiko, dass das Coronavirus auch bei einem Gottesdienst in Sülfeld oder in der Kapelle in Grabau „einkehre“, war allen Beteiligten zu groß. 28 Personen dürften einen Gottesdienst in Sülfeld besuchen: Das ist in anderen Gemeinden anders. Dort wird sonntags unter Corona-Regeln gebetet. Und auch diesen Weg kann Steffen Paar aus Sülfeld nachvollziehen. „Mir fehlen die Gottesdienste“, gibt er zu. Das Singen und das Treffen von Leuten, all das, was einen sonntäglichen Gottesdienst ausmache, sei gestrichen. Allerdings sei das Gemeinschaftsgefühl bei einem Gottesdienst mit 28 zugelassenen Personen in der Kirche nicht herzustellen. Lesen Sie auch: Mutig gegen rechten Hass Pastor Paar fordert seine Berufskollegen nicht auf, es ihm gleichzutun. Er weiß, dass vielen anderen Pastoren der Umgang mit den modernen Medien nicht liege und der Gedanke, die Kirchenbänke aus dem Weg zu räumen und stattdessen aus Schreddergut und Laub ein Labyrinth anzulegen, ihnen fern liegt. „Aber wir als Kirche sollten auch den Mut haben zu provozieren“, sagt Paar selbstbewusst. „Probiert es einfach mal aus“, legt er seinen Kollegen ans Herz. Seine Kirche in Sülfeld sei eine Herberge der Seele. Er mache Menschen ein unverbindliches Angebot, das sie annehmen können oder nicht. „Ich stelle mich ja nicht auf den Marktplatz und sage: Ihr müsst in die Kirche kommen“, sagt Paar. Moderne Medien werden für Kirche wichtig bleiben: Eine Krise sei eine Zeit des Lernens. „Vor zwei Jahren hätte ich noch nicht den Mut gehabt für Videos und Installationen“, sagt Pastor Paar. Die Rückmeldungen würden ihm aber Mut machen, den Weg weiterzugehen. Der Gottesmann geht davon aus, dass auch in Zukunft moderne Medien ein wichtiges Arbeitsfeld der Kirche sein werden. Pastor Paar geht im Juli ins Sabbatjahr: Ab Juli dieses Jahres muss seine Gemeinde auf Pastor Paar verzichten, denn er wird ein Sabbatjahr nehmen sowie Resturlaub abbauen. „Ich bin erst um Herbst 2022 wieder da“, sagt Paar. Wer die Vertretung übernimmt, steht noch nicht fest.