Jürgen Grendel hat 18 Jahre am seltenen Käfer-Umbau gebastelt

Der Wert des Dannenhauer & Stauss von Jürgen Grendel liegt im sechsstelligen Bereich – aber nicht im unteren. "Verkaufen werde ich ihn trotzdem nicht", sagt der 63-Jährige, der noch einige weitere ungewöhnliche und seltene Oldtimer sein Eigen nennt. Dass er sich von seinem offenen, vierräderigen Schatz nicht trennen will, ist nur allzu verständlich, hat die Restaurierung doch 18 Jahre gedauert. "Schließlich musste ich da ja auch noch arbeiten." Die große Leidenschaft des Rentners sind alte Volkswagen: Inzwischen ist Jürgen Grendel Rentner und kann sich voll und ganz seinem Hobby widmen, alten Volkswagen. Seine Lebensgefährtin Helga Wiepning steht voll hinter seinem Hobby. Gewerkelt wird seit vielen Jahren in einer gut ausgestatteten Werkstatt in Henstedt-Ulzburg. Die teilt er sich mit einem Freund aus Henstedt-Ulzburg, der ebenfalls ein Faible für VW-Oldtimer hat. 1992 hatte der Kayhuder gerade nach dreijähriger Restaurierung seinen aus dem Jahr 1951 stammenden VW Käfer fertiggestellt, auch ein heutzutage gefragtes Sammelobjekt mit 24,5 PS und dem "Brezelfenster", das der 63-Jährige immer noch besitzt, regelmäßig fährt und auch nicht verkaufen will, obwohl Liebhaber dafür sofort mindestens 25.000 Euro auf den Tisch legen würden. Lesen Sie auch: Erstmals mehr als eine halbe Million Oldtimer in Deutschland Lesen Sie auch: Oldtimer mit H-Nummer besonders oft mängelfrei Lesen Sie auch: Wie man Oldtimer richtig einmottet 15.000 D-Mark kostete die Rarität einst: "Damals habe ich wirklich kein neues Objekt gesucht", erinnert sich der Kayhuder. Doch dann erregte eine Annonce in einer Oldtimerzeitung seine Aufmerksamkeit. Dort wurde ein Auto angeboten, das zu den seltensten überhaupt gehört. "Dannenhauer & Stauss, Baujahr 1953, Fahrgestell fertig restauriert, Karosseriezustand 4, Fahrzeug teilzerlegt aber komplett", stand da zu lesen. 15.000 Mark kostete der aus Einzelteilen bestehende Wagen. "Viel Geld damals", sagt Grendel, "aber ich musste ihn einfach haben". Fahrgestell und Technik stammen von Volkswagen, die Karosserie fertigte die Stuttgarter Firma Dannenhauer & Stauss in Handarbeit. "Für den Bau eines solchen Fahrzeuges wurden 800 bis 1000 Stunden benötigt", so Grendel. 18 Jahre brauchte er, bis sein Schmuckstück in neuem Glanz erstrahlte. Er habe dabei auch immer wieder längere Pausen eingelegt, sagt er, schließlich war er berufstätig, arbeitete im medizintechnischen Bereich. Was er während der Restaurierungszeit so alles erlebte, hat er in einem Buch zusammengefasst und mit vielen Bildern illustriert. Das Buch ist inzwischen in der fünften Auflage erschienen. Kaum jemand kennt das Fahrzeug: Wenn das Wetter schön ist, bewegt Grendel gerne seinen 30 PS starken Dannenhauer & Stauss, beantwortet bei Stopps unablässig Fragen dazu, "denn kein Mensch weiß, um welches Auto es sich handelt". Rund 100 davon wurden einst gebaut, als Cabrios. Und dazu vier Coupés. 18 Cabrios und ein Coupé gibt es davon noch auf der Welt. Das von Grendel ist das einzige Exemplar mit Dreiecksausstellfenstern, deren Rahmen verchromt sind. Jürgen Grendel hat weitere Raritäten in der Garage: Doch er besitzt neben diesem wertvollen Fahrzeug und seinem Nostalgie-Käfer auch noch ein altes Postauto, einen Fridolin, Modell 1974, Erstzulassung 1977. Dieser Kleinlieferwagen von VW wurde aber nicht für die deutsche, sondern für die Post der Schweiz hergestellt. "Da hatte er eine andere Ausstattung, zum Beispiel Standheizung und Scheibenbremsen." Auch hier musste Grendel noch Hand anlegen, "aber nun fährt er prima". Und er dient ihm als Zugfahrzeug. Natürlich sind die Anhänger auch nicht nullachtfünfzehn. Geht es zu Oldtimertreffen, wird ein Eriba Puck Wohnwagen aus dem Jahre 1965 hinter gehängt, der in einem Top-Zustand ist. Oder – wenn eine außergewöhnliche Optik gefragt ist – das Heckteil eines Käfers. Den dazugehörigen Käfer, ebenfalls aus dem Jahr 1951, hat er 1991 nach der Wende aus der ehemaligen DDR erworben. "Ihn zu restaurieren, hätte sich nicht gelohnt", erklärt der Kayhuder. So wurde das besser erhaltene Heck mit Sitzbank und Türen einfach auf den Unterbau eines ehemaligen Planenanhängers gesetzt. Aber so einfach war das alles nicht. Zweieinhalb Jahre hat Grendel daran gearbeitet. Lesen Sie auch: Ich bin Spidermans größter Fan Lesen Sie auch: Schürzenjägerin aus Leidenschaft Lesen Sie auch: Ein Opel Kadett made in Moskau Das nächste Projekt ist in Arbeit: Ein VW Campingbus: Da er jetzt nicht mehr berufstätig ist, hofft er, sein aktuelles Vorhaben schneller realisieren zu können. Dabei handelt es sich um einen Campingbus, einen der letzten, die 1956 noch in Wolfsburg gebaut wurden, bevor die Produktion nach Hannover verlegt wurde. Spüle und Gasherd funktionieren bereits wieder, aber innen steckt noch viel mehr Arbeit. "Außen auch", sagt der Autonarr, "und der Motor liegt noch in der Werkstatt". Die Liebe zu VW und speziell zum Käfer entflammte beim Kayhuder früh. Als Kind durfte er in dem des Nachbarn mitfahren, was einen bleibenden Eindruck hinterließ. Und auch das Autofahren lernte er auf einem Käfer. Und 1975, gleich nach der Prüfung, kaufte er sich den ersten eigenen. 1986 kam der erste Oldtimer dazu. "Ich mag die alten Volkswagen, weil das da alles so schön einfach ist", sagt er. Inzwischen ist der 63-Jährige ausgewiesener Fachmann in der Käferwelt, Stammgast bei Oldtimertreffen, rund 30 Jahre bei der "Brezelfenstervereinigung". Dieser Verein für Freunde von Uraltkäfern mit rund 1000 Mitgliedern in aller Welt gibt auch das Clubmagazin "Das Brezelfenster" heraus, an dem Grendel mitwirkt. Er ist dort für den Ersatzteilemarkt zuständig. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.