Kaltenkirchen ist das neue Zuhause für DRK-Pflegeschüler aus Asien

"Ihr seid tolle Menschen", sagt Diny Juds, beim DRK die Leiterin für die Bereiche Schulung und Qualifikation, zu den sechs Frauen und einem Mann aus Asien und lobt deren Einsatz und Leidenschaft. "Es ist nicht zu fassen, was ihr geschafft habt, so weit von Zuhause entfernt." Zum Ausbildungsjahrgang gehören Vu Duc Thuan, Tran Nguyet, Tran Ngoc, Le Hai Yen, Le Nhung, Nguyen Thi Hien und Nguyen Thi Hieu. Relativ neu dabei ist Oriana Medina aus Venezuela. Sie alle leben in einer großen Wohngemeinschaft in Kaltenkirchen. Großes Lob für Wissbegier und Fleiß: Was die jungen Leute zwischen 23 und 25 Jahren geschafft haben, das kann man wortwörtlich hören, denn sie beherrschen die deutsche Sprache inzwischen so gut, dass eine Kommunikation problemlos möglich ist. Gerade zu Beginn ihres Aufenthalts in Deutschland stand zunächst Deutsch pauken auf dem Programm. Tina De la Fuente – von allen nur "Mama" genannt – gab den Azubis dreimal in der Woche je zwei Stunden Unterricht in Deutsch. "Zu Anfang habe ich nicht viel verstanden", gibt Nguyen Thi Hieu offen zu. Und sie und die anderen hätten sich nicht getraut nachzufragen, das entspreche einfach nicht ihrer Mentalität. So sei es immer mal zu Missverständnisse gekommen. Mittlerweile, nach gut eineinhalb Jahren, haben sie Selbstbewusstsein genug, um über ihren Schatten zu springen und Fragen zu stellen. Auch schon mal böse Sprüche zu hören bekommen: Die asiatischen Azubis seien motiviert, warmherzig und wissbegierig, wie Deutschlehrerin De la Fuente betont. Sie hat ihre "Kinder" schätzen und lieben gelernt. Eine weitere hervorstechende Eigenschaft sei der Respekt Mitmenschen gegenüber. Die Arbeit in den Senioreneinrichtungen des DRK bringt den Asiaten Spaß. "Die Bewohner sind nett, wie meine Oma und Opa", beschreibt Le Hai Yen. Es habe auch nicht so schöne Situation gegeben, "aber wir tolerieren das". Natürlich würden Sprüche, die sich gegen Asiaten richten, schmerzen, aber das sei die Ausnahme. Zurzeit haben die Azubis Berufsschule, das heißt Homeschooling. Zusammen büffeln sie für die Abschlussprüfungen und wälzen die Fachbücher. Trotz Heimweh wollen alle in Deutschland bleiben: Obwohl das Heimweh nach ihren Familien in Vietnam groß ist, wollen die jungen Leute auch nach Beendigung der Lehre weiter beim DRK in Kaltenkirchen arbeiten. In Vietnam, so die Azubis, gebe es nicht so viele Altenheime wie in Deutschland. Die Berufsaussichten in Deutschland seien viel besser. Das bestätigt Diny Juds. "Wir sind als DRK den richtigen Weg gegangen", betont die DRK-Dozentin der Erwachsenen- und Weiterbildung. Appell an andere Träger, denselben Weg zu gehen: Der Schritt, über ein Büro in Berlin Lehrlinge aus Asien anzuwerben, sei ein Erfolg und eine Bereicherung. In Deutschland habe das DRK einfach keine jungen Menschen gefunden für eine Ausbildung. Lesen Sie auch: So ist die Corona-Lage im Kreis Segeberg Andere Träger kann Juds nur ermutigen, ebenfalls auf diese Art neue Mitarbeitende zu finden. Allerdings solle man bedenken, dass man die Integration der zunächst fremden Kollegen nicht vergessen dürfe. Bedauerlicherweise sei seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie das Miteinander zu kurz gekommen. "Wir hatten so viel vor, aber das wurde alles nichts", sagt Diny Juds. Aber in ihrer Gruppe werde die Gemeinschaft großgeschrieben. Geburtstage beispielsweise sind besondere Gelegenheiten, zusammen zu feiern. Im Spätsommer beginnt die Wohnungssuche: Die Wohngemeinschaft ist zur Ersatzfamilie geworden. Beim regelmäßigen Kontakt mit ihren Angehörigen in Vietnam ist Corona natürlich immer ein Thema. "Unsere Familien machen sich Sorgen um uns", sagen sie. Denn in Deutschland seien die Corona-Zahlen und die Situation viel schlechter als in dem asiatischen Land. Im September, wenn die Prüfungen geschafft sind, brauchen die sieben Azubis neue Wohnungen, denn in die große WG ziehen vier neue Lehrlinge aus Vietnam. Unter Telefon 04551/9920 oder 0171/7868371 können sich Anbieter melden. Gesucht werden drei oder vier Wohnungen sowie Hausstand für die angehenden jungen Altenpfleger.