Karl-May-Spiele in Segeberg: Das machen die Schauspieler im Lockdown

Ein langjähriges Mitglied des Karl-May-Ensembles in Bad Segeberg hilft derzeit in einem Impfzentrum, ein anderes hält sich in Andalusien fit. Zwei weitere Darsteller drehen an einer Vorabendserie, der nächste verbringt viel Zeit im Synchronstudio. Und dann ist da noch einer, der die unerwartet freie Zeit mit der jüngst noch einmal gewachsenen Familie genießt. Karl-May-Urgestein Joshy Peters, seit 1987 in diversen Rollen am Kalkberg dabei und mit allein zehn Spielzeiten der Rekordhalter als "Old Shatterhand", steht aktuell für die ARD-Reihe "Nord bei Nordwest" vor der Kamera. Dort spielt er seit Jahren den Kriminaltechniker Martin Puttkammer. "Wir drehen ein Weihnachts-Special mit dem Titel 'Ho-ho-ho'", erzählt er. "Mit Kinderchor, Weihnachtsbaum und allem Drum und Dran. Das ist gerade jetzt mit dem Schnee sehr stimmungsvoll." Joshy Peters: Fast alles ist ausgefallen: Joshy Peters kommt mit TV-Drehs und Sprecheraufträgen im Synchronstudio gut über die Runden. "Alles Andere liegt ja brach." Theaterauftritte und Lesungen hatte er vorgesehen – doch all das ist ausgefallen. "Ich habe aber in Hamburg gut zu tun." Ansonsten verbringt der Schauspieler viel Zeit mit seinen drei Kindern – gern im großen Garten direkt am Wald. Begeistert ist der 63-Jährige, dass ein von ihm unterstützter Spendenaufruf für den Deutschen Kinderschutzbund stolze 20.000 Euro eingebracht hat, um Kindern in der gegenwärtigen Krise zu helfen. Joshy Peters: "Die machen großartige Arbeit." Nun hofft er, bald wieder am Kalkberg auftreten zu können. "Das fehlt mir unheimlich." Stephan A. Tölle: Dreh von "Nord bei Nordwest": Der Dreh von "Nord bei Nordwest" führt Peters mit seinem Karl-May-Kollegen Stephan A. Tölle zusammen. Dieser verkörpert dort den Bestatter "Herrn Töteberg". Normalerweise treffen sich beide am TV-Set nur selten, aber diesmal haben sie eine amüsante Geschichte zusammen. Der 45-jährige Hamburger hat gerade für das "Großstadtrevier" und "Notruf Hafenkante" gedreht: jeweils als Bösewicht. In Bad Segeberg ist Tölle meist als Komiker unterwegs. Auch für die Kinderserie "Die Pfefferkörner" war er kürzlich engagiert. "Mir geht es sehr gut – toi toi toi! Man möchte natürlich spielen. Ich freue mich darauf, am Kalkberg wieder frei aufspielen zu können." Patrick L. Schmitz: Zeit gehört der Familie - und dem Theater: Patrick L. Schmitz, in Bad Segeberg als Heinz-Erhardt-Imitator, Koch, Polizist und zuletzt italienischer Kunstmaler der Komiker vom Dienst, nutzt die freie Zeit ganz bewusst für Frau und Kinder. "Natürlich vermisse ich die Bühne, aber für die Familie ist es super." Zumal mit Leander Elia Ludovicus vor vier Monaten der jüngste Spross dazugekommen ist. Zur Familie Schmitz, die in einem Vorort von Bamberg wohnt, gehören außerdem Mama Franziska sowie die Kinder Rosalie (7) und Lovis (5). Lesen Sie auch: Karl-May-Spiele bangen um Saison 2021 In einem Nürnberger Privattheater inszeniert der 42-jährige Patrick L. Schmitz (auch bei ihm steht das "L" für Ludovicus) einen fiktiven "Franken-Tatort" im Komödienformat. "Wir proben da drei Wochen lang unter Corona-Bedingen." Die Premiere ist für den Juni vorgesehen. Ob sie letztlich stattfinden kann, steht noch in den Sternen. Ansonsten verleiht Schmitz gelegentlich im Nürnberger Synchronstudio seine Stimme. Nicolas König: Viel Zeit im Synchronstudio: Am Mikrofon ist auch Nicolas König oft zu finden. Gerade hat der 52-Jährige, der seit 1992 zu den festen Größen am Kalkberg zählt, die neue Animationsserie "Star Trek – Lower Decks" für Amazon Prime synchronisiert. Dort hat er als "Lieutenant Commander Andy Billups" eine durchgängige Rolle. Außerdem hat der Hamburger mit Desirée Nick und Helmut Zierl ein Hörspiel der beliebten "Neuen Gruselserie" aufgenommen und die Hauptrolle in der Telenovela "Betty in New York" gesprochen. Nicolas König: "Das ist die amerikanische Version von 'Verliebt in Berlin'." Lesen Sie auch: Karl-May-Spiele 2020 abgesagt Aber er sei auch "drehmäßig ganz gut unterwegs", berichtet der Schauspieler. Neben Rollen bei "Rentnercops" und "Soko Wismar" hat er in einem Doku-Drama zur Geschichte des Nord-Ostsee-Kanals dessen Erbauer Otto Baensch verkörpert. "Das war eine sehr, sehr schöne Geschichte", schwärmt er. Charles Brauer spielte den legendären Kanzler Bismarck. Spannend war der Dreh für "Die Bergretter" in Österreich zu Corona-Zeiten. "Man findet im gesamten Team keine einzige Person, die nicht getestet ist", sagt Nicolas König. "Trotzdem machen wir alles mit Abstandsregelungen und Maske. Nur vor der Kamera nehmen wir sie ab." Anfang des Jahres hat sich Harald Wieczorek mit Corona infiziert: Harald Wieczorek, der am Kalkberg seit 1979 schon so manches Mal ins Präriegras beißen musste, lebt seit 2014 in Andalusien – und freut sich über sommerliche Temperaturen. "Heute war es bewölkt. Da hatten wir nur gut 20 Grad, sonst 25 bis 30." Anfang Januar fing sich der 72-Jährige das Coronavirus ein. Er steckte die Infektion aber gut weg. "Ich hatte nur einen leichten Verlauf. Mir hat bisher jeder Schnupfen mehr Ärger gemacht." Gepiesackt hat ihn lediglich, dass er von Ehefrau Moni isoliert war. Immerhin: Sie steckte sich nicht an. Quiz: Wie gut kennen Sie die Karl-May-Spiele? Harald Wieczorek hält gelegentlich Lesungen vor Deutschen in Spanien – aber aktuell ist auch da Pause. Er kann es kaum abwarten, wieder im Wilden Westen von Bad Segeberg mitmischen zu können. Fabian Monasterios ist Helfer in Hamburger Impfzentrum: Fabian Monasterios (43), der am Kalkberg häufig als Mexikaner oder Häuptling eingesetzt wird, arbeitet aktuell als Impfhelfer im Hamburger Messezentrum. "Es ist eine sehr anstrengende Arbeit, aber ich mache das gern." Bei ihm erscheinen die Patienten ("Wir sagen 'Impflinge'") nach dem Pieks, um sich nach einer Ruhephase mit den notwendigen Unterlagen zu versorgen. Natürlich herrscht auch hier strenge Maskenpflicht. Fabian Monasterios wünscht sich, dass er im Sommer wieder auftreten darf. Er ist mit dem Ensemble des Ohnsorg-Theaters für den renommierten Monica-Bleibtreu-Preis nominiert. Hierfür muss die aktuelle Komödie "Extrawurst", in der es um kulturelle und religiöse Differenzen in einem Tennisclub geht, aufgezeichnet werden. Dazu war es im Sommer 2020 aber nicht mehr gekommen. "Ich hoffe, dass das jetzt klappt."