Kirchengemeinde Wahlstedt: Heike Korthals geht nach über 20 Jahren

Ihre ganze Familie ist fest in Wahlstedt verwurzelt; hatte doch ihr Urgroßvater für sein Engagement rund um den Segeberger Forst das erste Bundesverdienstkreuz für einen Schleswig-Holsteiner erhalten. Farbenfrohe Kleidung ist ihr Markenzeichen: Ihr buntes Leben trägt die Verwaltungsfachangestellte immer auch ein bisschen mit ihrer farbenfrohen Kleidung öffentlich vor sich her. Mit ihrer offenen Art, auf Menschen zuzugehen, war Heike Korthals oftmals erste Ansprechpartnerin in der Kirchengemeinde. Und diese Position wusste sie nicht zuletzt dank ihrer immensen Erfahrung auszufüllen; schließlich hat kein Pastor, hat keine Pastorin so viele Wahlstedter Dienstjahre auf dem Buckel wie die Verwaltungsfachkraft. Lesen Sie auch: Segeberger SPD verschiebt Kandidatenwahl erneut "Ich habe vieles an meiner Arbeit auch als Gottesdienst angesehen", sagt die frisch gebackene Pensionärin, "so wie die Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen oder den Verkauf von Gräbern". Wer zu Heike Korthals kam, wurde immer ohne Vorurteile empfangen, Kirchenzugehörigkeit war nie das vorherrschende Thema. Jeder hat ein Grab bekommen und konnte seinen Gefühlen freien Lauf lassen im Kirchenbüro. Von der Kirchenbank ins Kirchenbüro Wahlstedt: "Das Highlight meines Dienstes war meine Anstellung selbst", erinnert sich die Gemeindesekretärin. Vor mehr als zwei Jahrzehnten hatte eine schwere psychische Erkrankung Heike Korthals aus der Bahn geworfen und ziellos werden lassen. Niemals hätte sie sich vorstellen können, wieder einer Arbeit nachgehen zu können. Doch Propst Dr. Karl-Heinrich Melzer, damals Pastor in der Kirchengemeinde Wahlstedt, setzte sich gemeinsam mit seiner Ehefrau dafür ein, dass die fleißige Kirchgängerin Heike Korthals ihre Fähigkeiten als gelernte Verwaltungsfachangestellte mit ihrem freundlichen Wesen und empathischen Zuwendung im örtlichen Kirchenbüro einsetzen kann. Und so führte sie der Weg von der Kirchenbank geradewegs ins Kirchenbüro. Erfahrungen an Schüler weitergeben: "Die Liebe zu den Menschen treibt mich um und wird mich auch im Ruhestand nicht ruhig sitzen lassen", kündigt die Gemeindesekretärin an. Noch wird auch sie von der Corona-Pandemie ausgebremst, doch so bald als möglich will die Psychiatrie-Erfahrene ihre Genesungsgeschichte in Schulklassen vorstellen, um Verständnis für psychisch kranke Menschen zu wecken und die psychische Gesundheit von Schülern und Lehrkräften zu stärken. Das Gesundheitsamt des Kreises koordiniert für die Aktion "Irrsinnig menschlich" mit ihrem Programm "Verrückt! Na und?" Schulbesuche von Heike Korthals und ihren Mitstreitern. Außerdem will die Pensionärin Menschen im Auftrag der ambulanten und teilstationären psychiatrischen Versorgung im Kreis (ATP) Menschen zu Hause besuchen und auch weiter am Thema "Achtsamkeit" mit ihrer Bücherei-Frauengruppe arbeiten. Die einzige wirklich konsequente Auszeit aus dem Kirchenbüro hat sich Heike Korthals alljährlich ganz allein in Griechenland gegönnt; und diesem Urlaubsziel will sie auch treu bleiben – sobald die Corona-Pandemie überstanden ist.