Kisdorf: Fehlendes Zahlenwerk verhindert Bau einer zweiten Kita

"Obwohl die Baugenehmigung lange vorliegt, können wir die Gewerke nicht ausschreiben, weil wir keine genehmigten Haushalte für 2020 und 2021 haben. Der für dieses Jahr ist noch nicht einmal verabschiedet", moniert Wolfgang Stolze. Die Genehmigungen waren oder wären auch gar nicht möglich, weil das Amt mit den notwendigen Jahresabschlüssen der Gemeinde kräftig hinterherhinkt, gerade erst den für 2016 in der Mache hat. Jahresabschlüsse und Haushalte fehlen: "Das ist für uns wie eine haushaltstechnische Fahrt ins Blaue, sehr bedauerlich", sagt Stolze sichtlich verärgert, weil auch der aktuelle Etat noch nicht verabschiedet wurde. Ihm tue es sehr leid, dass der neuen Amtsdirektorin Judith Horn gleich zu Beginn ihrer Amtszeit solche Probleme aufgebürdet würden. Von ihrem Vorgänger, dem ehemaligen Leitenden Verwaltungsbeamten Rainer Löchelt, seien die fehlenden Jahresabschlüsse und auch die nur schleppende Erstellung der Haushalte der neun amtsangehörigen Gemeinden immer mit Personalproblemen begründet worden. Dazu gekommen sei, dass mit der Einführung der Doppik, dem neuen Buchführungssystem, die Erstellung viel aufwendiger geworden sei. "Die Auswirkungen der fehlenden Jahresabschlüsse bekommen wir jetzt leider drastisch vor Ort zu spüren", beklagt Stolze. Erste Kita platzt aus allen Nähten: Weil die Kindertagesstätte "Sonnenschein" am Etzberg aus allen Nähten platzt, sollte Abhilfe geschaffen werden, eine zweite Einrichtung daneben im Sommer dieses Jahres in Betrieb gehen. "Die tollen Pläne von Architekt Karsten Wulf liegen schon lange vor, jetzt aber leider auf Eis." In der bestehenden Einrichtung werden aktuell rund 150 Jungen und Mädchen betreut. Eine Gruppe musste wegen Platzproblemen bereits in Räume der Olen School in der Straße Sengel umziehen. "Das ist nicht besonders schön", findet der Bürgermeister. Der geplante Neubau sollte ab dem Sommer für Abhilfe sorgen. Er wird etwa 3,5 Millionen Euro kosten, knapp 1000 Quadratmeter Nutzfläche aufweisen und rund 80 Kindern Platz bieten. Drei Elementar- sowie zwei Krippengruppen sind vorgesehen. Eine Gruppe wird in das Souterrain einziehen, das wegen der Hanglage des Grundstücks geplant ist. "Natürlich ebenfalls mit viel Licht durch eine vorgezogene Glasfassade", erklärt Architekt Wulf aus Oersdorf. Auch ein großer Mensaraum, wo ebenfalls die Kinder der bestehenden Kita essen werden, soll entstehen – mit angegliederter Küche. Amtsdirektorin strebt Ausnahmegenehmigung an: Stolze wünscht sich sehr, "dass wir nun wenigstens mit Beginn des Kindergartenjahres im August 2022 mit dem Betrieb dort starten können". Dafür will sich auch die Amtsdirektorin einsetzen, deshalb das Gespräch mit der Kommunalaufsicht in Bad Segeberg suchen, um eine Ausnahmegenehmigung für den Bau zu erreichen. "Schließlich haben die Eltern ja einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz", sagt Judith Horn. Sorge des Bürgermeisters: Verzögerung bei weiteren Vorhaben: Stolze befürchtet zudem, dass sich wegen der ganzen Haushaltsmisere auch die Bebauung im Bereich Winsener Straße/Stocksberg erheblich verzögern könnte. "Das wäre fatal. Wir wollten im dritten Quartal dieses Jahres mit der Erschließung des Gebietes beginnen. Dafür müssen Aufträge vergeben und Geld ausgegeben werden." Dabei handelt es sich um ein rund 2,3 Hektar großes Mischgebiet für Kleingewerbe mit Betriebswohnungen. "Es gibt schon viele Interessenten", berichtet der Bürgermeister, dass er diese nun vertrösten müsse. Auch die Feuerwehr soll auf dieser Fläche ihr neues Domizil finden. Ebenfalls überplant wurde ein angrenzendes, rund ein Hektar großes Grundstück im Privatbesitz, auf dem zwischen zwölf und 14 Einfamilienhäuser gebaut werden sollen. "Ich habe trotzdem die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Bauherren hier im kommenden Jahr anfangen können", so Stolze.