Kreis Segeberg betreibt den "Quarantäne-Knast" in Arrestanstalt Moltsfelde

Über Silvester habe es einen Fall im Kreis gegeben, der wäre ein Kandidat für Moltsfelde gewesen, berichtete Landrat Jan Peter Schröder am Donnerstag im Hauptausschuss. Trotz Quarantäne habe sich die Person mit mehreren anderen zum Feiern getroffen. Ab Februar soll der sogenannte Quarantäne-Knast in der Jugendarrestanstalt Moltsfelde in Neumünster Betrieb gehen – unter Federführung des Kreises Segeberg. Kreis betreibt den Quarantäne-Einrichtung für ganz SH: Wie kommt es dazu? Geschaffen wurde die „abgeschlossenen Absonderungseinrichtung“ von der Koordinierungsstelle Öffentlicher Dienst für alle Kreise und kreisfreien Städte, erklärt Kreissprecherin Sabrina Müller. „Der Kreis Segeberg wird diese Einrichtung betreiben und im Wege der Amtshilfe den anderen Kreisen und Städten zur Verfügung stellen.“ Es sei rechtlich erforderlich, dass einer der Beteiligten diesen Part übernehme – auch weil das Personal mit Vollzugsrechten ausgestattet werden müsse. „Aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Standort der Einrichtung hat sich der Kreis Segeberg dazu bereit erklärt“, sagt Müller. Unterstützt werde der Kreis beim Betrieb logistisch durch die Stadt Neumünster und den Kreis Rendsburg-Eckernförde, der die konzeptionelle Vorarbeit geleistet habe. Landrat setzt auf Abschreckung: Die Quarantäne-Einrichtung soll für den Ausnahmefall sein. Für Einzelne, die trotz mehrfacher Ansprache gegen die Quarantäne-Auflagen verstoßen, erklärte Landrat Schröder im Hauptausschuss. Mit Gerichtsbeschluss könnten sie dann in die Jugendarrestanstalt in eine von sechs Zellen geschlossen werden. „Das soll abschreckend wirken“, so Schröder. Er habe die Zellen gesehen. „Sagen wir, das ist kein Jugendherbergsstandard.“ Es gebe zwar eine Nasszelle und ein Bett, auch private Dinge wie das Handy dürfen die Isolierten mitnehmen, aber gemütlich sei es dort nicht. Lesen Sie auch: So sieht der "Quarantäne-Knast" in Neumünster aus Und die Zelle wird abgeschlossen. Quarantäneverweigerer sollten sich überlegen, ob sie ihre Isolationszeit tatsächlich dort verbringen wollen oder doch lieber auf dem heimischen Sofa, so Schröder. Regressforderungen gegen Untergebrachte möglich: Die Kosten für die Einrichtung teilen sich alle Kreise und kreisfreien Städte zu gleichen Teilen, sagt Kreissprecherin Müller. Genaue Zahlen gebe es noch nicht. Für die Räume entstünden keine Kosten, aber für Personal, Sachmittel und Reinigungsarbeiten. Außerdem müsse berücksichtigt werden, dass die Untergebrachten in Regress genommen werden, macht Müller deutlich. Sie müssten ihren Aufenthalt also zum Teil selbst bezahlen. Ab wann gilt die Pflicht, medizinische Masken zu tragen? 15-Kilometer-Regel in Schleswig-Holstein: 12 Ausnahmen wurden definiert Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Silvesterfeier trotz Quarantäne: Verstöße gegen Quarantäne-Auflagen können auch so teuer werden und mit einem Bußgeld bis zu 25000 Euro belegt werden, so Müller. Im Falle des Quarantäneverweigerers zu Silvester laufe das Verfahren noch. Der Mann war als Kontaktperson der Kategorie I abgesondert gewesen. Nachdem er trotzdem an einer Feier teilgenommen hatte, wurde er getestet – und war corona-positiv. „Nach dem positiven Testergebnis wurden auch alle bekannten Kontaktpersonen zu ihm abgesondert“, so Müller. „Weitere Ansteckungsfälle haben sich nach unseren Erkenntnissen daraus nicht ergeben.“ Zwangs-Quarantäne als letztes Mittel: Bisher gab es im Kreis 22 angezeigte Quarantäneverstöße. Der Kreis kontrolliert die Quarantäne durch tägliche Anrufe bei den Isolierten. „Erreichen wir die Personen nicht, erfolgt eine Kontrolle an der Haustür“, sagt Müller. Mit zunehmender Dauer der Pandemie trete bei einem Teil der Bevölkerung eine Umsetzungsmüdigkeit ein. Die zwangsweise Umsetzung von Quarantänemaßnahmen sei aber das letzte Mittel. Müller: „Wir werden auch weiterhin vorher alle Möglichkeiten ausschöpfen und hoffen auf den Abschreckungseffekt.“