Kreis Segeberg prüft Knickschutz-Verstoß durch Tribünenbau im SV Todesfelde

Furios waren die Fußballer des SV Todesfelde als Landespokalsieger und, nach coronabedingtem Saisonabbruch, Spitzenreiter der Oberliga Schleswig-Holstein, in die erste Runde des DFB-Pokals eingezogen. Zwar wurde die Partie am 12. September gegen den Zweitligisten VfL Osnabrück knapp mit 0:1 verloren. Die Energieleistungen aber, die der bis dahin größte sportliche Erfolg der Todesfelder Elf vor, während und nach der Begegnung sowohl auf als auch neben dem Platz auslöste, waren beachtlich. DFB-Pokaleinzug setzte Energien frei: Insbesondere, weil die Vorbereitungen nicht nur von Corona-Auflagen, sondern auch solchen des Deutschen Fußballbundes bestimmt waren. 500 Zuschauer konnten die Begegnung im Joda-Sportpark verfolgen, der dazu extra aufgerüstet worden war – teilweise mit mobilen Tribünen-Elementen, aber auch, auf der Gegengeraden zum Zuschauerbereich, um ein festes Bauwerk unter einer Werbetafel, auf dem unter anderem die Mannschaften und auch TV-Kameras Platz fanden. Wurde der Knickschutz missachtet? Bei der Werbetafel und der Tribüne geht es um den Knickschutz. Die Tribüne sei komplett in den Knick hineingebaut worden, so die KN-online vorliegende Kritik. Jeder andere Bauherr müsse mehrere Meter zum Knick freihalten. Ein Bauantrag sei nicht gestellt worden, bis heute gebe es keine Genehmigung für die Anlage. Der Kreis wisse Bescheid, werde aber nicht tätig, so der Vorwurf. Die Werbetafeln und die Stehtribüne grenzen in der Tat direkt an den Knick an der Gegengeraden des Fußballfeldes. Drei Meter Abstand zum Knick sind vorgeschrieben: Knicks gehören in Schleswig-Holstein zu den gesetzlich geschützten Biotopen. "Maßnahmen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung von Knicks führen, sind daher verboten", sagt Kreissprecherin Sabrina Müller auf Nachfrage. Zwischen baulichen Anlagen und dem Knickwallfuß sei laut Erlass des Umweltministeriums ein Abstand einer Gebäudehöhe einzuhalten, damit der Knick als unbeeinträchtigt im Sinne des Gesetzes beurteilt werden kann. "Bei baulichen Vorhaben mit einer Höhe von weniger als drei Metern ist ein Abstand von mindestens drei Metern einzuhalten." Ausnahmen seien aber möglich, wenn der Knick erhalten bleibe und die Beeinträchtigung kompensiert werde. Naturschutzbehörde leitet Verfahren ein: Abgesprochen war die Baumaßnahme mit dem Kreis und der Unteren Naturschutzbehörde offenbar nicht vor dem DFB-Pokalspiel gegen Osnabrück. Eine Baugenehmigung für die Maßnahme wurde laut Kreis weder beantragt noch genehmigt. Lesen Sie auch: Nach dem Pokalfight Stolz statt Wundenlecken in Todesfelde Bei der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises ging laut Müller am 11. August eine Anzeige wegen der Baumaßnahmen auf dem Gelände des SV Todesfelde ein, in der die Frage nach dem Knickschutz im Zusammenhang mit der Werbeanlage aufgeworfen wurde. Bereits einen Tag später habe der Kreis ein sogenanntes bauordnungsrechtliches Verfahren eingeleitet. Der oder die Verantwortlichen seien im Oktober dazu angehört worden, die vorgetragenen Punkte würden nun geprüft. Vereinsvorsitzender will nicht kommentieren: Das Sportgelände gehört der Gemeinde Todesfelde, der Sportverein ist Pächter. Angesprochen auf das Verfahren gibt sich Vereinsvorsitzender Holger Böhm zunächst ahnungslos: "Ich weiß nicht, wovon Sie reden." Er sei zwar Vorsitzender des Vereins, er wisse aber schließlich nicht alles, was im Verein vor sich gehe. Bei weiteren Nachfragen reagiert Böhm, der zudem Gemeindevertreter in Todesfelde ist und außerdem Vorsitzender des Kreissportverbands, zunehmend gereizt. Es gebe ein Gutachten zur Maßnahme, das dem Kreis vorliege. Weiter wollte er die Angelegenheit nicht kommentieren. Bürgermeister sieht keinen Naturschutzverstoß: Auch Bürgermeister Karl-Heinz Ziegenbein sagt zunächst, er wisse nichts von einem Verfahren durch den Kreis. Einen Tag später gibt er an, dass es "Gespräche" gibt zwischen Verein und Kreis um die Anlage. Er verstehe die Aufregung aber nicht. "Ich hätte nicht gedacht, dass man für so einen Quatsch eine Baugenehmigung braucht", so Ziegenbein. Seiner Meinung nach sei der Knick nicht beeinträchtigt. Zwischen der Pflasterung und dem Knick gebe es doch "fast vier Meter Platz". Außerdem sei extra mit Rollsplit gearbeitet worden auf der Tribüne, damit die Oberfläche wasserdurchlässig sei. "Nur am Anfang gibt es einen kleinen Bereich, der gepflastert ist, vielleicht einen Meter breit", so Ziegenbein. Auf der ganzen Länge der Anlage gebe es zudem 50 Zentimeter Platz zum Knick, das sei der Abstand, den auch die Landwirtschaft beim Bewirtschaften von Ackerflächen unberührt lassen müsse. "Aus meiner Sicht hat der Verein naturschutzrechtlich nichts falsch gemacht." Nun geht es um Ausgleichsmaßnahmen: Das sieht die Untere Naturschutzbehörde offenbar anders. Nach einer ersten in Augenscheinnahme wurde die Tribüne zwar als nicht genehmigungspflichtig angesehen, so Müller. Trotzdem müssten rechtliche Rahmenbedingungen wie der Knickschutz beachtet werden. Im Zusammenhang mit der Werbetafel und der Tribüne würden die Beeinträchtigung des Knicks und mögliche Ausgleichsmaßnahmen geprüft. Ein Ergebnis steht fast vier Monate nach Bekanntwerden der Maßnahme beim Kreis allerdings noch aus.