Kritik an Öko-Energie-Projekt: Weede droht Traventhal mit Klage

Traventhal ist trotz des Widerstads dennoch optimistisch, die „Sektorenkopplung“ umsetzen zu können. An der Grenze zur Nachbargemeinde Klein Gladebrügge sollen Solarthermie-Module im Sommer heißes Wasser erzeugen. Das Heißwasser wird in einem Becken gespeichert. Im Herbst wird mit Hilfe von Tiefsee-Bakterien und unter hohem Druck Stroh vergoren. Die erzeugte Wärme soll direkt an die Endkunden in Traventhal, Klein Gladebrügge, Altengörs und das südliche Bad Segeberg abgegeben werden. Das ganze Jahr über erzeugen bis zu sieben Windkraftanlagen Strom, die an der Tegelbek, an der Grenze zu Altengörs und Mielsdorf, aufgestellt werden sollen. So der Plan. Heftige Kritik von Behörden, Verbänden und Nachbarn: Wenig begeistert sind Behörden und Verbände. Im Anhörungsverfahren üben sie teils heftige Kritik. Das Innenministerium etwa warnt, dass Traventhal kein Vorranggebiet für Windkraftanlagen sei, auch nicht im neuen Entwurf für die Regionalplanung, der bald vorgestellt wird. Lesen Sie auch: Land hat Zweifel am Ökoprojekt Außerdem würden die Anlagen näher als 1000 Meter an Umlanddörfern stehen. „Die Planung steht nicht im Einklang mit den Zielen der Raumordnung.“ Klein Gladebrügge, Dreggers, Neuengörs und Weede pochen ebenfalls auf die Mindestabstände, lehnen die Planung deshalb ab. Weede droht mit einer Klage: Weedes Bürgermeister Bernd Sulimma wirft Traventhal vor, „eigene Interpretationen“ anzuwenden, „eher verharmlosend abzuwägen“ und sich „berechtigt zu fühlen“, die Mindestabstände unterschreiten zu können. Eine Anlage stehe zu nah am Ortsteil Mielsdorf. Die Bürger würden „erheblichen gesundheitlichen Risiken“ ausgesetzt. Ein Zwiegespräch mit Bürgermeister Udo Bardowicks vor Monaten hatte laut Sulimma keine Annäherung gebracht. Weede droht nun sogar mit Klage vor dem Verwaltungsgericht. Traventhal solle seine Pläne überarbeiten, „um ein langjähriges Normenkontrollverfahren zu vermeiden“. Die zwei Naturschutzverbände BUND und Naturschutzbund kritisieren, mögliche Alternativtrassen für den Bau der A20 würden zunichtegemacht. Jagd- und Flugreviere der Fledermäuse würden berührt. Immerhin sei der Kalkberg in Bad Segeberg mit über 30 000 Tieren das größte nationale Fledermausquartier. Die Windkraftanlagen zeitweise abzuschalten, genüge nicht als Fledermausschutz. Voruntersuchungen seien nötig, fordern BUND und Nabu. Ähnlich argumentiert die Untere Naturschutzbehörde beim Kreis. Traventhal weist Kritik zurück : Traventhal weist die geballte Kritik in einem Entwurf für seine Entgegnungen zurück, der heute Abend beraten wird. Der Regionalplan mit den Vorranggebieten für Windkraftanlagen sei nur vorläufig, deshalb nicht zu berücksichtigen. Es sei vielmehr sogar wahrscheinlich, dass wegen Wegfall anderer Wind-Vorrangebiete Traventhal doch noch aufgenommen werde. Außerdem würden alle Richtwerte eingehalten. Genauere Untersuchungen zu Fledermausvorkommen seien verzichtbar. Zumal Traventhal 40 Hektar östlich der Traveniederung und in der Tegelbekniederung für die Tiere neue Jagdgebiete schaffe, argumentiert Traventhal. Auch den Einwand, eine Alternativtrasse für die A20 würde zugebaut, lässt es nicht gelten. Die A20-Planung sei nicht beendet, deshalb irrelevant. Außerdem wolle das Land die A20 doch weiter lieber bei Bad Segeberg bauen. Traventhal weist auch die Bedenken von Telefónica zurück, das Projekt läge in einer freizuhaltenden Richtfunkstrecke. Die Solarthermiemodule seien keine Hochbauten, und die Windkraftanlagen lägen „weit außerhalb der Richtfunkstrecke“. Prinzipiell pocht Traventhal darauf, „mit der vorliegenden Bauleitplanung von seinem Recht auf kommunale Planungshoheit Gebrauch zu machen.“ Das Projekt sei zudem ein „Sonderfall“. Was das Land allerdings abstreitet. Klein Gladebrügge wäre interessiert an Netzanschluss: Bürgermeister Udo Bardowicks bleibt optimistisch: „Das Projekt ist zu wuppen.“ Es gebe derzeit keinen gültigen Regionalplan. „Wir haben einen Schwebezustand.“ Die Gemeinde dürfe planen. Das sei kürzlich auch das Ergebnis eines Gesprächs mit der Betreiberfirma Lorica über die eingegangenen Einwände gewesen. Bardowicks ist überzeugt vom Projekt und gibt sich gelassen. Lorica, das die Gemeinde einst angesprochen habe, trage laut Vertrag alle Kosten. Selbst Klein Gladebrügge, eines der Kritiker, ist prinzipiell von der Sektorkopplung angetan. Die Nachbargemeinde schrieb Traventhal, sie plane in der Nähe das neue Baugebiet Gooskamp. Deshalb gebe es „ein großes Interesse an dessen Anbindung an das geplante Energie- beziehungsweise Nahwärmenetz“. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.

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