Lina Drecoll aus Stuvenborn verkauft Freundschaftsbücher für Erwachsene

Ohne Corona wäre die Studentin Lina Drecoll wohl nicht so schnell auf ihre Geschäftsidee gekommen. „Ich hatte im Frühjahr vergangenen Jahres nichts zu tun und im ersten Lockdown aufgeräumt“, erzählt die 21-Jährige. In einer Abseite habe sie ihr altes Diddl-Freunde-Buch aus der Schulzeit gefunden und darin geblättert. Diese Bücher gibt man an die besten Freunde weiter, die dort beispielsweise eintragen, was in der Schule ihr Lieblingsfach ist und was sie einmal werden wollen. „Warum macht man das eigentlich als Erwachsener nicht mehr?“, habe sie sich gefragt, und diese Idee zu ihrem neuen Projekt gemacht. Es gebe zwar bereits einige Freundschaftsbücher für Erwachsene, die aber Lina Drecoll nicht besonders begeisterten. Platz für 24 Freunde in dem kreativen Buch: Gesagt, getan. Zwei Wochen lang arbeitete die Stuvenbornerin, die in Lüneburg im dritten Semester Umweltwissenschaften studiert, jeden Tag acht Stunden an dem Buch. Sie entschied sich für das Design, überlegte sich zahlreiche Fragen und investierte viel Energie. „Es wurde immer professioneller und cooler“, sagt die junge Frau selbstbewusst. Ein Buch voller Fragen, die auf Antworten warten, und Sätze, die vervollständigt werden können. Autorin Lina Drecolls Freundschaftsbuch für Erwachsene fragt unter anderem: Ist Rache legitim? Können Menschen sich ändern? Was würdest Du gerne tun, wenn es keine Konsequenzen gäbe? Welchen Filmcharakter sollte es in Wirklichkeit geben? Würdest Du zehn Menschen opfern, um 1000 zu retten? Wenn Du nur eine Sache auf der Welt ändern könntest, welche wäre es? Wenn Geld nicht glücklich macht, kann man ohne Geld glücklich sein? Was bereust du in deinem Leben? Ich bin talentiert in....; Meine Superkraft wäre...; Ich liebe den Geruch von... Auch eine Doppelseite in Englisch: Platz ist für Auskünfte von 24 Freunden, die je eine Doppelseite zur Verfügung haben. Jede Seite hat ein anderes Design. Mal verspielt bunten Bonbons oder Seesternen, mal mit Blumenmotiven oder Honigbienen. Eine Doppelseite ist in englischer Sprache verfasst, „jeder hat doch mal einen Freund oder eine Freundin im Ausland“. Auf den ersten Seiten darf der Buchbesitzer schriftlich Näheres über sich verraten. Es gibt außerdem einen Geburtstagskalender nach Sternzeichen und die Rubrik „Story-Telling“. Jeder, der das Buch zum Ausfüllen erhält, kann dort einen Satz schreiben und damit die vorherigen Einträge ergänzen. So entsteht eine gemeinsame Geschichte, eine Story. Vertrieb nur über eine Online-Plattform: „Eigentlich wollte ich nur 20 Bücher für meine Freunde als Geschenk drucken lassen“, erzählt Lina Drecoll. Aber ihre Idee kam so gut an, dass im Bekanntenkreis der Wunsch nach dem Freundschaftsbuch groß wurde. „Selbst die Freundinnen meiner Mutter wollten es haben“, sagt die Autorin. So hat sie bislang gut 200 Bücher verkauft. Die vierte Auflage mit 100 neuen Exemplaren hat sie gerade von der Druckerei in Baden-Württemberg geliefert bekommen. Lina Drecoll – die seit der dritten Auflage die Bücher unter dem Mamen Lina Lucanus veröffentlicht – vertreibt ihre Freundschaftsbücher bewusst nur über das Onlineportal Etsy, einer Website für den Kauf und Verkauf von handgemachten Produkten. Sie habe in Lüneburg mal in Buchhandlungen nachgefragt, ob die ihr Buch nicht anbieten wollen, aber die Bedingungen hätten nicht gepasst. Nun verkauft sie per Internet und ist gerade wieder dabei, etliche Pakete auf die Reise zu den Käufern zu schicken. Nächstes Projekt ist ein Familienbuch: Anhand der Namen ahnt die Autorin, dass nicht nur junge Mädchen das Freundschaftsbuch bestellen, von Johanna bis Erika sei das Altersspektrum ihrer Kunden wohl breit gefächert. Darüber freut Lina Drecoll sich besonders. Neben der immer wieder überarbeiteten Ausgabe ihres ersten Werkes plant sie nun eine Art Familienbuch. Und „nebenbei“ den Abschluss des Studiums.