Literatur-Telefon für Bad Segeberg startet erstmal nur im Internet

Am Montag geht die Aktion online. Das Konzept funktioniert am Bildschirm im Prinzip aber genauso wie am Hörer: Mehr oder weniger bekannte Bad Segebergerinnen und Bad Segeberger lesen aus eigenen Texten oder aus denen fremder Autoren – und wer mag, hört (und sieht) zu. Abgerufen werden können die Beiträge ganz einfach über die offizielle Homepage der Stadt Bad Segeberg (www.badsegegberg.de, Aktuelles). Zu jedem der zunächst elf Mitwirkenden führt ein eigener Link. Technische Hilfe aus dem Jugendbüro: Für die technische Umsetzung des Projektes konnte Ursula Michalak – neben Michael Bluhm aus der Stadtverwaltung – zwei junge Männer gewinnen, die derzeit im Bad Segeberger Jugendbüro arbeiten: den Ehrenamtler Marian Kaletsch und Jens Eichert, der sich im dritten Ausbildungsjahr zum Erzieher befindet und dort gerade ein Praktikum absolviert. Mit ihrer Hilfe wurde im Gartensaal der Stadtbücherei im WortOrt sogar ein richtiges kleines Studio eingerichtet, in dem die Teilnehmer an zwei Tagen im November ihre Texte einlesen konnten. Die Bearbeitung des Materials bis zur „Sendefähigkeit“ übernahmen dann ebenfalls Eichert und Kaletsch. Auch Kinder motivieren: Diese Kooperation zwischen Älteren und Jüngeren ist genau das, was Ursula Michalak, lange Jahre Lehrerin an der Dahlmannschule und kommunalpolitisch aktiv, unbedingt erreichen wollte. Ihr sei es ein großes Anliegen, über das Jugendbüro und dessen Leiter Thomas Minnerop vielleicht auch noch ein paar Kinder zum Mitmachen zu motivieren. Ziel sei es, das Angebot zu einer Dauereinrichtung mit regelmäßig wechselndem Programm zu machen. Ursprung war der Vorlesetag: Ihren Ursprung hat die Aktion in einer ganz analogen Veranstaltung, die Ursula Michalak und Irene Pulmer – beiden lesen auch selbst – im vergangenen Jahr auf die Beine gestellt hatten. Der Vorlesetag im Bürgersaal des Rathauses sei so gut angekommen, dass man ihn unbedingt wiederholen wollte – doch dann kam Corona mit all seinen Beschränkungen dazwischen. Gerade vor diesem Hintergrund könne ein Literatur-Telefon dabei helfen, einsame Menschen zumindest ein wenig zu unterhalten, meint Michalak. Vorbild ist Kiel: Sie habe in der Vergangenheit bereits mehrfach gelesen, dass es ein solches Angebot in der Landeshauptstadt Kiel bereits gibt. „Ich habe mich dann in vielen Telefonaten durchgefragt und letztlich von Jörg Meyer, dem dort Verantwortlichen, entscheidende Ratschläge bekommen.“ Jede Idee sei aber nur gut, wenn man sie mit Anderen diskutieren könne: „Und das war Irene Pulmer.“ Doch die technische Umsetzung sei gar nicht so einfach gewesen. Denn für ein Literatur-Telefon bedürfe es zunächst einmal einer zentralen Rufnummer, die auch wirklich von überall angewählt werden könne. „Die Stadt Bad Segeberg musste leider passen“, erzählt Ursula Michalak. Sie werde es aber weiterhin versuchen, vielleicht könne ja der Kreis Segeberg weiterhelfen. Vorsicht bei Rechten und Lizenzen: Aber auch inhaltlich sei ein solches Vorhaben nicht ohne Fallstricke. So müsse bei allen Fremdtexten zuvor die Rechte- und Lizenzfrage geklärt werden. Imma Terheyden-Breffka von der Bad Segeberger Stadtbücherei habe die beiden Initiatoren dabei fachlich unterstützt. So muss Ursula Michalak selbst ihre Geschichte „Immer diese Familienfeiern“ aus der Feder von Barbara Noack zum Jahresende wieder aus dem Programm nehmen. In der ersten Gruppe lesen neben ihr auch noch Andreas J. Maurer-Büntjen, Ralf Schaffer, Detlef Dreesen, Axel Winkler, Reinhard Schweim, Torsten Ratzkowski, Asmus Hintz, Susanne Hahn, Michael Stamp und Irene Pulmer. In der nächsten Runde sollen dann andere Mitwirkende gewonnen werden. „Einige sind bereits vorgemerkt.“ Ob dann wieder ein kleines Aufnahmestudio bereitgestellt werden kann, muss sich aber noch zeigen. Für die Premiere hatten Marian Kaletsch und Jens Eichert vorwiegend eigenes Equipment mitgebracht. Und auch die Telefonfrage bedarf noch der Klärung. Denn auch Ursula Michalak weiß: Gerade viele Senioren kommen mit dem Internet nicht so gut klar wie mit dem guten alten Telefon.