M & H Modehaus in Bad Segeberg öffnet unter erschwerten Bedingungen

Die ersten Meldungen über Lockerungen im Einzelhandel hatten bei Hänchen, der auch während der Schließung nahezu täglich im Laden war, um nach dem Rechten zu sehen oder mit Lieferanten in Kontakt zu bleiben, zunächst eher für Verunsicherung gesorgt. Dass sein Haus an der Kirchstraße, das er dort seit fast fünf Jahren leitet, über deutlich mehr Verkaufsfläche verfügt als die von der Landesregierung zur Obergrenze erklärten 800 Quadratmeter, war ihm natürlich sofort klar. "Es sind knapp über 1100." Nun stellte sich die entscheidende Frage: Ob es reichen würde, beispielsweise eine komplette Etage zu sperren? Abteilung Herrenmode wird gesperrt: Als die entsprechende Präzisierung aus Kiel kam, hatte Michael Hänchen zunächst eine wichtige Entscheidung zu treffen: Was bleibt einstweilen außen vor? "Das Erdgeschoss kann ich ja schlecht sperren", scherzt der Geschäftsführer im Gespräch mit KN-Online. Dort befindet sich die Damenmode. Weil er bei der Kundschaft aktuell eher auf Jugendliche ("Die haben ja Zeit") als auf Männer setzt, trifft es also die Herrenabteilung im ersten Stock – und damit unter anderem auch Fachverkäufer Alexander Weigandt. Flatterband an der Treppe: Er und Hänchen waren am Sonnabend damit beschäftigt, alles für die Öffnung vorzubereiten. Der Plexiglasschutz an der Kasse ist bereits installiert, nun probierten es die beiden an der Treppe nach oben mit rot-weißem Flatterband als Hindernis. "Das werden wir noch etwas perfektionieren", kommentierte der Chef die Bemühungen. Weigandt, der von Anfang an im "M & H Modehaus" bei Hänchen arbeitet, wird am Montag ebenfalls im Laden sein. "Ich werde mit darauf achten, dass sich die Kunden verteilen und nicht zu viele auf einmal drin sind." Laufwege sind keine Alternative: Beide setzen aber vor allem auf das Verständnis der Leute und den gesunden Menschenverstand. Zunächst vier Mitarbeiterinnen werden beim Neustart mit von der Partie sein. Die Überlegung, gegebenenfalls Laufwege mit Pfeilen vorzugeben, hat Michael Hänchen schnell verworfen. "Ein Bekleidungsgeschäft funktioniert nicht wie ein Supermarkt." Die Kunden würden meist in Ruhe schauen und vergleichen wollen. Und warum sollte jeder zunächst einmal an sämtlichen Angeboten in der Damenabteilung vorbeigeleitet werden? Lesen sie auch: Viele Läden öffnen wieder - nicht alle So ganz werden im Übrigen auch die Männer nicht auf das gewohnte Angebot verzichten müssen: Einen kleinen Teil des Sortiments wollen Hänchen und Weigandt bis Montag nach unten räumen: "Sommerübergangsjacken zum Beispiel werden noch nachgefragt", berichtet der Geschäftsführer. Und wenn ein männlicher Kunde einen ganz speziellen Wunsch habe, Socken oder Unterwäsche vielleicht, und auch noch einigermaßen konkrete Vorstellungen, dann laufe er eben schnell mal hoch und schaffe den gewünschten Artikel herbei, verspricht Alexander Weigandt. Immer noch Unverständnis über Obergrenze: Auch wenn beide über die Lockerungen natürlich spürbar erleichtert sind: Die Obergrenze von 800 Quadratmetern sorgt nach wie vor für Unverständnis. "Über den Sinn dieser Zahl müssen wir eigentlich gar nicht reden", meint der Chef. Gerade größere Läden könnten eigentlich viel besser für den erforderlichen Abstand sorgen als kleine. "Man hätte besser festlegen sollen, wie viele Kunden auf einer gewissen Quadratmeterzahl zugelassen sind." Darauf hätten sich alle einstellen können. Schwerste Krise des Geschäftslebens: Denn über eines vermag die Freude nicht hinwegzutäuschen: "Das ist die mit Abstand schwerste Krise in meinem Geschäftsleben", bekennt Michael Hänchen. Und das währe schon ein paar Jahre länger als die Zeit in Bad Segeberg. "Ich habe den 11. September und die Euro-Umstellung miterlebt, aber das alles ist mit Corona nicht zu vergleichen." Nächster Schlag: Absage der Karl-May-Spiele: Und dann kam jetzt auch noch die Absage der Karl-May-Spiele. "Das trifft nicht nur die Stadt selbst schwer, sondern auch die gesamte lokale Wirtschaft." Auch sein Modehaus profitiere während der Saison am Kalkberg von den hunderttausenden Besuchern, die zu den Spielen, aber auch zu den Konzerten kommen. "Etliche Leute kommen von weiter her und quartieren sich für ein paar Tage in der Gegend ein." Von denen bummelten nicht wenige auch mal durch die Fußgängerzone – und nähmen dann eben auch das eine oder andere Kleidungsstück mit. Für Hänchen und sein Team kommt es nun erst einmal darauf an, sich langsam an die neuen Bedingungen heranzutasten. "Meine Mitarbeiterinnen habe ich ja auch seit Wochen nicht mehr gesehen." In den nächsten Tagen werde sich auch herausstellen, welche Öffnungszeiten am sinnvollsten sind. Das hänge natürlich in erster Linie vom Kundenaufkommen ab. Eines steht jedoch bereits fest: Ganz allein wird Michael Hänchen am Montag nicht durch die Gänge streifen müssen. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier. 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Segeberger Modehaus - Wiedereröffnung mit Flatterband