Machbarkeitsstudie: Landratssitz in Bad Segeberg wird Kulturzentrum

Noch liegt kein Zuschussantrag des Fördervereins Kreis- und Stadtmuseum vor. Allerdings wirft das Projekt auch drei Fragen auf. Wo bleiben Landrat und Kreispräsident? „Sollte sich die Politik für das Haus Segeberg als Standort entscheiden, wäre sie es auch, die festlegt, wo die Menschen, die aktuell dort ihr Büro haben, dann arbeiten sollen“, sagt Kreissprecherin Sabrina Müller auf Anfrage. Was sich vielleicht anböte: Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, reißt der Kreis in den nächsten Jahren sanierungsbedürftige Altgebäude ab und errichtet für rund 50 Millionen Euro neue Immobilien. Außerdem, der zweite Knackpunkt, könnte das Zentrum dem kreisnahen Verein für Jugend- und Kulturarbeit (VJKA) ins Gehege kommen. Ihm hat der Kreis die Kulturarbeit übertragen, finanziert ihn mit. So nutzt der VJKA schon jetzt die Remise für kulturelle Zwecke. Konkurrenz zu VJKA? Der VJKA will bei der Erstellung der Machbarkeitsstudie helfen, warnt aber indirekt auch vor Konkurrenz. „Der Förderverein Kreis- und Stadtmuseum hat bereits vor einiger Zeit Kontakt zu uns aufgenommen, auch um abzustimmen, dass keine Doppelstrukturen zu unseren Arbeitsinhalten geschaffen werden, sondern möglichst Synergien entstehen“, sagt VJKA-Geschäftsführer Holger Lück auf Anfrage. „Das haben wir deutlich gemacht.“ Und die politischen Gremien darauf hingewiesen, „dass die Remise ja durch den VJKA genutzt wird und Ideen in der Raumplanung mit uns abgestimmt werden müssen.“ Und drittens: Offen ist auch die Frage, wie teuer die Studie und eine spätere Errichtung werden könnten. Denn auch von möglichen An-, Um- und Ausbauten ist die Rede. Rantzau, Storm und viel Historie: In den Unterlagen des Kreises zur Sitzung wird die Kritik aufgegriffen, dass ein zentraler, lebendiger und identitätsstiftender Ort der Kulturvermittlung sinnvoll sein könne. Anders als viele andere Kreise im Land habe Segeberg kein Kreismuseum, viele der 22 kleinen Museen im Kreis seien von Schließung bedroht, hatten CDU, SPD und Grüne zu bedenken gegeben. Und das trotz „bedeutender Ereignisse der Kreisgeschichte: Schlacht von Bornhöved, die Siegesburg in Segeberg, sowie Heinrichs Rantzaus und Theodor Storms Wirken.“ Auch sei die jüdische Geschichte nicht umfassend dargestellt. Pilotprojekt: Schüler-Kunst auf dem Bauernhof: Weit billiger ist der Zuschuss von 5000 Euro für ein kulturelles Pilotprojekt. Das Kulturwerk Schleswig-Holstein will für rund 25.000 Euro drei Kulturvorhaben auf Dörfern umsetzen. Angeregt hatte dies die Fachberaterin für kulturelle Bildung im Kreis Segeberg, Antje Wilkening. Wie ähnlich schon in Ostholstein praktiziert, will Wilkening Landwirte und Schüler und Kunst zusammenbringen. 67 Prozent der Kreisfläche diene der Agrarwirtschaft. Schüler sollen die Arbeit der Bauern vorort kennenlernen, ihr erlerntes Wissen in Plastiken, Skulpturen oder Installationen umsetzen. Die Kunstwerke sollen als Landkunststück wetterfest für mindestens fünf Jahre auf den Höfen bleiben. Wissen Kinder noch, wo Nahrung herkommt? Die Grundschule Storchennest aus Bad Bramstedt und die Gemeinschaftsschule am Burgfeld in Bad Segeberg zählen ebenso zu den ersten Partnern wie der Hof am Teich in Armstedt von Familie Timmermann (Milchwirtschaft) und das Gestüt Wiesenhof-Initiative in Wakendorf I (therapeutisches Reiten) von Viola Gadow-Frangakos. Für den Ausschussvorsitzenden Joachim Brunkhorst (CDU) hörte sich das sinnvoll an. „Kinder wissen ja gar nicht mehr, wo die Nahrung herkommt.“