Marienkirche in Bad Segeberg wird wegen Sanierung wieder zur Großbaustelle

Voraussichtlich bis Mitte Februar wird sie deshalb für Besucher komplett geschlossen bleiben. "Unser Ziel ist es, die Kirche Ende November zum 1. Advent feierlich wieder eröffnen zu können", erklärt Pastorin Rebecca Lenz, auch Mitglied im Renovierungsausschuss der evangelisch-lutherischen Gemeinde Bad Segeberg. Rund 650.000 Euro sind für den zweiten Abschnitt veranschlagt, bei dem in erster Linie das Mittelschiff und die Seitenschiffe saniert und zugleich stabilisiert werden sollen. Zwei Drittel der Summe würden aus Spenden aufgebracht, der Rest durch öffentliche Fördermittel finanziert. "Punktlandung" beim ersten Bauabschnitt der Marienkirche in Bad Segeberg: Rebecca Lenz und Küster Thomas Teegen, der das Mammutprojekt maßgeblich mit betreut und einen Großteil der Organisation erledigt, sind zuversichtlich, dass man mit dieser Summe auskommen wird. Anlass zum Optimismus gebe der erste Abschnitt aus dem Jahr 2018. Seinerzeit habe Architektin Christine Johannsen aus Hamburg eine echte "Punktlandung" hingelegt: "Sowohl terminlich als auch finanziell", wie die Pastorin betont. "Aber wenn man anfängt, an historischen Wänden zu klopfen, ist man vor Überraschungen natürlich nie sicher." Das Budget habe dafür einen Puffer. Altar und Kanzel der Marienkirche Bad Segeberg werden mehrfach geschützt: In dieser Woche gehört die Marienkirche aber zunächst einmal Restauratorin Andrea Junken sowie Zimmerleuten und Gerüstbauern. Bevor die Arbeiten am Mauerwerk beginnen können, müssen der Altar, die Kanzel, kostbare Bilder und historische Intarsien vor Dreck und Staub geschützt werden. "Da haben wir nach der ersten Phase einiges dazugelernt", erzählt der Küster. Denn trotz Staubwand und Folie hätten nicht zuletzt der über 500 Jahre alte Altar und die Kanzel einiges abbekommen. "Die waren wie dick eingepudert", schildert der Küster. Die Restauratorin habe lange gebraucht, so die Pastorin, um den Altar mit dem Pinsel mühevoll wieder zu reinigen. Lesen Sie auch: Jesus macht einen Ausflug Dieses Mal werde von vornherein nicht nur alles in eine spezielle Schutzfolie gepackt, sondern auch noch komplett "eingehaust". Ein eigenes kleines Häuschen sei ausschließlich für Bilder und Ausstellungsstücke gedacht. Die Kunst dabei sei, das Ganze nicht luftdicht zu verschließen, den allgegenwärtigen Staub aber dennoch fernzuhalten. Keine "Schönheitskorrekturen" in der Marienkirche: Pastorin Rebecca Lenz ist es besonders wichtig zu betonen, dass es sich bei den Arbeiten an der ältesten Backstein-Basilika Norddeutschlands – auch der Lübecker Dom ist jünger – nicht um Schönheitskorrekturen handelt. "Die Kirche ist zwar nicht einsturzgefährdet, aber die Lage ist kritisch." Ein Statiker habe inzwischen an etlichen Stellen im Gotteshaus Messpunkte markiert, um die Entwicklung auch über einen längeren Zeitraum unter Kontrolle zu behalten. Lesen Sie auch: Inzidenz über 200: Die große Angst vor der Corona-Mutation in Eckernförde Telefon-Anmeldung zur Corona-Impfung ab Februar nur noch für Senioren Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Risse bereiten die größten Sorgen: Besondere Sorgen bereiten den Verantwortlichen vor allem zwei lange Risse, die sich nicht nur bis hinauf ins Gewölbe ziehen, sondern einmal komplett durch das Mauerwerk bis nach draußen reichen. Deshalb werde das dreistöckige Gerüst nicht nur im Inneren aufgebaut, sondern auch im Freien. Das Heraustrennen und Ersetzen der Backsteine übernimmt wie im ersten Abschnitt die Bauunion aus Wismar. "Das sind absolute Experten für solche Arbeiten", sagt Rebecca Lenz, die Zusammenarbeit habe hervorragend geklappt. Eingebaut würden spezielle Klosterbrandsteine. Die Wände erhalten zudem eine neue weiße Mineralienschlammschicht, es werden Ankernägel gesetzt und die Reliefs gereinigt. Erst einmal muss jedoch der alte, aus dem Jahr 1960 stammende Anstrich weg. Damals wurde sogenannte Dispersionsfarbe benutzt: "Das war zu jener Zeit absolut modern, doch für ein Bauwerk wie die Marienkirche völlig ungeeignet", so die Pastorin. Im letzten Abschnitt wird der Turmraum geöffnet: Nach dem zweiten Bauabschnitt soll irgendwann auch noch ein dritter und letzter folgen, der sowohl für den optischen Eindruck als auch für die gesamte Akustik erhebliche Veränderungen bringen wird. Er betrifft den Turmraum und die Orgel – und damit den Haupteingang des Gotteshauses. "Der Bereich wird komplett geöffnet, die Orgel dazu nach vorn ins Mittelschiff gezogen." Bislang gelangen Besucher erst einmal in einen dunklen Vorraum mit niedriger Decke. "Wenn alles fertig ist, liegt der Innenraum gleich nach dem Eintreten in seiner gesamten Größe vor den Menschen." Angepeilt wird dafür das Jahr 2023. Orgel wird nach vorn gezogen: Der aktuelle Standort der Orgel sei ohnehin alles andere als optimal gewählt. Ein Großteil ihres Klangs verschwinde von der Empore direkt nach oben ins Gewölbe. Das habe man wohl einst so gemacht, weil sich auch der Chor dort oben befunden habe, erklärt Thomas Teegen. Heutzutage werde jedoch vorn vor dem Altar gesungen und anschließend wieder inmitten der Gemeinde Platz genommen. In der Zeit, in der Bad Segebergs Hauptkirche ganz geschlossen ist, finden die Gottesdienste im benachbarten Gemeindehaus am Kirchplatz statt. "Dort wird ein Altar aufgebaut und es gibt Platz für bis zu 50 Personen, coronatauglich und auf Abstand", blickt Pastorin Lenz voraus. Ab Mitte Februar wieder Gottesdienste in der Marienkirche möglich: Ab Mitte kommenden Monats sollen Andachten dann im vorderen, bereits sanierten Teil der Marienkirche stattfinden. Dort stünden rund 250 Quadratmeter zur Verfügung, unter Coronabedingungen dürften jeweils 60 Menschen teilnehmen. Sowohl Konfirmationen als auch Beerdigungen seien möglich, der Zutritt erfolge über den Südeingang von der Kirchwiese aus. Einziger Wermutstropfen: Die Heizung funktioniert während der Bauphase nicht. Und vom vollständig eingehausten Altar wird es lediglich ein großes Foto auf der schützenden Wand geben. Vorteil: Das darf getrost einstauben.