Moorkaten: Sachverständiger sagt, dass Eiche mit Knickschere gerupft wurde

Stobbe leitet in Hamburg das privatwirtschaftliche Institut für Baumpflege, hat Holzwirtschaft studiert, in dem Fach promoviert und war 15 Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter. Er kennt sich also mit allen Verästelungen des Baumschutzes aus. Der am Rand eines Feldes hinter einem Betonwerk auf städtischem Grund stehenden Eiche bescheinigte er eine "gute Vitalität" und eine "traumhaft schöne Krone". Wahrscheinlich mit Knickschere gestutzt: Umso größer der Frevel, den Unbekannte an dem Gewächs begangen. Stobbe vermutet, die Äste der Eiche sind mit einer Knickschere gestutzt worden, ein hydraulisches Gerät, mit dem Knicks beschnitten werden. Die Äste ragten nämlich über den Zaun auf ein Feld, das der Firma Brockmann gehört. Große Knickscheren haben so viel Kraft, dass selbst dicke Äste damit gekappt werden können. Von einem kräftigen Ast dürften sechs bis sieben Meter entfernt worden sein. Äste sehen aus wie gerupft: Die Knickscheren sind umstritten, denn mit solchen Geräten gelingt kein sauberer Schnitt. Die landschaftstypischen Hecken sehen hinterher aus wir gerupft. Christoph Toschke vom Grünamt der Stadt Kaltenkirchen erklärte, dass Nacharbeiten vorgeschrieben seien, damit ein sauberer Schnitt an den Ästen verbleibt. Das geschah hier offensichtlich nicht, weder an der Eiche noch an den kleinen Bäumen nebenan, die ebenfalls an der Grundstücksgrenze gekappt wurden. Lesen Sie auch: Moorkaten: Eiche soll unter Schutz gestellt werden Stobbe empfahl der Stadt, die schadhaften Stellen noch einmal sauber mit einer Säge nachzuschneiden und die Schnittstellen mit speziellen Wundschutzmitteln zu versiegeln. Sonst könne sich leicht Fäulnis und Pilzbefall ausbilden. Im Winter sei das besonders leicht möglich, weil der Baum sich in einer Ruhephase befindet, sich nicht wehren kann. Die Kosten muss der Steuerzahler tragen, zumindest, solange der Täter nicht ermittelt ist. Die Stadt Kaltenkirchen hat Anzeige erstattet, die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Geahndet werden solche Vergehen gegen das Naturschutzrecht in der Regel mit Bußgeldern. Baum ist mehrfach geschützt: Die Baummisshandlung ist gleich mehrfach verboten. So steht die Eiche unter dem Schutz der städtischen Baumschutzsatzung. Diese besagt, dass alle Bäume die in einem Meter Höhe einen Stammumfang von einem Meter haben, nicht gefällt oder geschädigt werden dürfen. Die Moorkatener Eiche hat in besagter Höhe einen Umfang von 3,90 Meter, hat Stobbe nachgemessen. Außerdem sind nach dem Landesnaturschutzgesetz "landschaftsbestimmende Bäume und Baumgruppen" geschützt, was hier auf jeden Fall zutreffe, so der Sachverständige. Allein durch die riesige Krone werde das deutlich. Sie hat einen Durchmesser von 28 Metern. Das Alter schätzt der Experte auf 125 bis 130 Jahre. Als die Eiche aus dem Boden spross, hatte Deutschland demnach noch einen Kaiser.