Naturschutzgemeinschaft Blunkerbach: Mehr Schutz für Wiesenvögel

Hinter den „Flaggschiffarten“ wie Kranich, Seeotter und Fledermäusen würden viele andere Vogelarten herunterfallen, bedauerte Bernd Knoop, Leiter der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein-Hamburg. Jüngst stellte er die Ergebnisse der Untersuchung vor mehr als 30 Besuchern von verschiedenen Verbänden, Behörden und Organisationen auf dem Gut Pettluis vorstellte. Gute Beispiele seien etwa die Feldlerche und das Braunkehlchen, so Knoop. Beide hätten in den letzten 15 Jahren zwei Drittel ihres Bestandes eingebüßt. Frühe Grasmahd macht Bodenbrütern zu schaffen: Der stärkste Rückgang bei den Wiesensingvögeln sei allerdings von 1950 bis 1985 zu verzeichnen gewesen, dann habe es bis 2004 eine starke Erholung wegen der Stilllegungsflächen in der Landwirtschaft gegeben, schilderte Knoop. Durch den Anbau von Mais für Biogasanlagen sei inzwischen jedoch wieder ein starker Rückgang zu verzeichnen. Lesen Sie auch: Bedrohte Arten: Wiesenbrüter drohen zu verschwinden Ein besonderes Problem hätten dabei die Langstreckenzugvögel wie das Braunkehlchen, da sie bei Brutausfall durch frühe Grasmahd zeitlich keine zweite Brut hinbekämen. Aber auch Feldlerche, Kiebitz, Wiesenpieper und Neuntöter litten unter dem Zwang der Landwirte, schon früh zu mähen. Zwei Lösungen für das Problem hatten sich aus den Forschungen ergeben, so Knoop: Zum Schutz der Flächenbrüter wie der Feldlerche müssten die Mähmaschinen der Landwirte höher eingestellt werden und den Randbrütern könne man mit einem fünf Meter breiten Randstreifen, der erst bei der zweiten Mahd genützt würde, helfen. Landwirt hält Lösungsansätze für problemlos: Hier meldete sich Landwirt Jörn Voß aus Blunk zu Wort: „Wir wollen den verholzten unteren Teil der Graspflanze ja gar nicht und mähen jetzt schon wesentlich höher als früher. Auch die modernen Schwader halten Abstand vom Boden.“ Er sah auch kein Problem darin, bei der ersten Mahd einen fünf Meter breiten Randstreifen stehenzulassen: „Am Rand wächst doch sowieso nichts, das haben wir immer nur mitgenommen, damit das Feld sauber aussieht.“ Lesen Sie auch: Blühwiese in Nützen ein voller Erfolg Kreisnaturschutzbeauftragte Dr. Georg Hoffmann erinnerte daran, dass es Förderprogramme für Blühstreifen am Feldrand gäbe, die eventuelle Ernteausfälle durch den Wiesenvogelschutz kompensieren könnten. Bruterfolge auf extensiv genutzten Flächen : Andere Zuhörer hatten in den Grafiken, die Bernd Knoop präsentierte, hohe Konzentrationen von Brutplätzen im Norden des Untersuchungsgebiets entdeckt: „Ist das ein „Lorenzen-Effekt“, wollten sie wissen. Sie spielten damit darauf an, dass diese Flächen dem Blunkerbach-Vorstandsmitglied Lars Lorenzen gehörten, der dort extensiv Galloways züchtet und sich an die Vorschläge des Experten gehalten hatte. „Richtig“, bestätigte Knoop, hier könne man ersehen, wie schnell sich die Wiesensingvögel an Umweltbedingungen anpassten. Er bat die Landwirte auch, alte Zaunpfähle stehenzulassen, weil sie als Anwartepunkte für die Insektenfresser nötig seien. Die Naturschutzgemeinschaft Blunkerbach hatte die Vogeluntersuchung aus privaten Mitteln finanziert, dafür gebe es keine Fördermittel berichtete Vorstandsmitglied Nils Kuhnert. Dem Verein, der seit vergangenem Jahr als gemeinnützig anerkannt ist, zähle inzwischen 40 Mitglieder. Mit vergifteten Rotmilanen fing alles an: Angefangen hatte aber alles als lockerer Zusammenschluss nachdem die Landesplanung Windkraftanlagen in dem Urstromtal vorgesehen hatte. Die Gruppe meldete dem Landesamt für Naturschutz daraufhin einen ihnen bekannten Standort eines Milanhorstes, der die Windkraftanlagen verhindern würde – um dann festzustellen, dass die Brut nur wenig später mit vergiftetem Fleisch getötet wurde. Nur ein Jungvogel überlebte, er wurde aufgepäppelt und wieder freigelassen. Entsetzt über die Straftat gründeten die Naturfreunde einen Verein. Sie beschlossen weitere Informationen zu sammeln, um die Windkraftanlagen zu verhindern, erinnerte Kuhnert an die Anfänge. „Wir wollen aber noch viel mehr machen für die Niederung am Blunker Bach“, begründete Kuhnert die Vogelstudie. „Wir wollen die Besonderheiten und Schönheiten für Einwohner und Touristen herausstellen.“ Interessant für die Zuhörer war zum Beispiel auch, das die Landgesellschaft Schleswig-Holstein in der Niederung bisher 60 Hektar Land als Ausgleichsfläche für den Bau der A20 erworben hatte. Die müssen derzeit noch intensiv bewirtschaftet werden, damit sie beim Bau der A20 als Ausgleich genutzt werden können und erst danach der extensiven Nutzung unterliegen. Mehr aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.

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