So sehen die neuen Windkraftpläne aus

Kritiker geben sich, mit Ausnahmen, weitgehend geschlagen. Viele Masten sollen im Osten des Kreises Segeberg errichtet werden. Bebensee/Mözen: Zwischen Bebensee und Mözen, B432 und A21 schrumpft die Vorrangfläche von 69,1 auf 60,6 Hektar. Das Land hatte den Mindestabstand zu Ortslagen auf 1000 Meter erhöht. Und die Untere Forstbehörde hatte eingewandt, dass Teile eines Moorbiotops als Wald einzuordnen sind. Der Abstandspuffer verkleinert die Vorrangflächen. Land: Ohnehin geringer Naherholungswert: Das Land räumt ein, dass "die Windenergieanlagen eine etwas dominierendere Wirkung in der Landschaft entfalten können", weil sie leicht erhöht liegen würden. Außerdem gebe es charakteristische Landschaftsräume. Lesen Sie auch: Vierter Entwurf - Regierung legt neue Windkraftpläne vor Die Bebauung durch Masten sei aber vertretbar, zumal "die Flächen zwischen Autobahn und Bundesstraße liegen und durch die Vorbelastung einen geringeren Naherholungswert haben." Der Gemeinde Bebensee verblieben im Übrigen ausreichend Entwicklungsmöglichkeiten, trotz A21 und Neversdorfer See. Nicht ausgeschlossen wird, dass Weißstörche und Rotmilane beeinträchtigt werden könnten. Das solle im Baugenehmigungsverfahren geklärt werden. Guter Kompromiss: Bürgermeister Hans-Joachim Berg hält die Lösung für einen guten Kompromiss. "Es ist gut, dass noch mal drübergeguckt wurde über die Unterlagen." Nun sei eine Schneise für Habitate geschaffen. "Das kommt dem Naturschutz zugute." Gleichzeitig benötige die Gesellschaft auch Strom. Der könne mit den Anlagen erzeugt werden. Lesen Sie auch: Windkraft in Segeberg 3. Entwurf - Land streicht mehrere Vorrangflächen Für Gemeindevertreter Holger Rickert, Kritiker der Planung, bringt die Flächenreduktion wenig. "Das Gebiet ist kleiner, aber immer noch nicht weg. Das Thema ist durch." Hochmoor jetzt besser geschützt: Detlef Streichert von der Bürgerinitiative dagegen ist nun zufrieden mit der überarbeiten, umstrittenen Planung. "Das Hochmoor wird nun besser geschützt." Es sei ein wichtiger Kohlendioxid-Speicher, solle vernässt werden. Das Land habe sich bereits ein Vorkaufsrecht gesichert. Die WKN GmbH aus Husum plant in dem Gebiet Bebensee/Mözen maximal sechs Windenergieanlagen mit einer Gesamthöhe von 200 Metern, sagt WKN-Sprecherin Rabea Petersen. Im Kreis Segeberg seien außerdem Projekte in Sievershütten und Lentföhrden vorgesehen. "Inwieweit die Änderungen aus dem vierten Entwurf die Planungen der Projekte beeinflussen, prüfen wir derzeit." Um acht Hektar vergrößert: Gönnebek/Groß Kummerfeld: Mit 163,4 Hektar fällt das zweigeteilte Gebiet rund acht Hektar größer aus als bislang vorgesehen, weil ein Biotop nicht mehr existiert. Veränderungen gab es vor allem im West-Teil, der nahe Groß Kummerfeld liegt. "Die Nachricht ist positiv", freut sich Gönnebeks Bürgermeister Knut Hamann. Auch die Gemeinde profitiere, besitze Land in der West-Fläche. Für diese Teilfläche haben sich Grundbesitzer in einer Windpark-GmbH mit den Planern der Firma Denker & Wulf zusammengetan. Fünf Anlagen sollen dort gebaut werden, sagt Hamann. Bislang läuft aber noch ein Gerichtsverfahren, in dem geklärt wird, ob die nah gelegene Radaranlage des Deutschen Wetterdienstes in Boostedt beeinträchtigt würde. Wird das Wetterradar gestört? Hamann rechnet aber nach anderen Urteilen damit, dass gebaut werden kann. Die Landesplanung glaubt dies auch, warnt aber: "Es kann im Einzelfall zu Höhenbeschränkungen kommen." Die östliche Teilfläche, so Hamann, sei noch nicht überplant. Grundeigentümer, zu denen auch er selbst gehöre, wollen an Denker & Wulf verpachten. Damsdorf/Schmalensee: Wegen einer genaueren Abgrenzung zu Waldflächen sind die zwei Teilflächen in Damsdorf und Schmalensee noch geringfügig verändert worden. Die Gesamtfläche wuchs von 40,3 auf 40,6 Hektar. Zwei Anlagen stehen bereits, fünf weitere sind geplant. Dass die Flächen sich am Rand mit einem möglichen Einflussbereich des geschützten Rotmilans überschneiden, hält das Land für tolerabel. Ärger mit einem der Investoren: "Ich bin für Windkraft", zeigt sich Schmalensees Bürgermeisters Sönke Siebke erfreut. Was ihn allerdings stört: Der zweite Investor neben Denker & Wulf gebe sich nicht kooperativ. Beide Firmen wollen fünf weitere Anlagen erstellen, wegen des hügeligen Geländes aber in deutlich unterschiedlichen Gesamthöhen. "Dann drehen sich sechs große langsam, und eine kleine schnell." Das Bild solle aber einheitlich sein, und die Flächen optimal genutzt werden, hofft Siebke. Lärmteppich könnte Damsdorf erreichen: Damsdorfs Bürgermeister Jürgen Kaack hält sich bedeckt. "Als Flächeneigentümer darf und werde ich keine Stellungnahme abgeben oder Position beziehen." Er verweist deshalb an seinen Stellvertreter Hugo Jürgens. Der sagt: "Viel Neues gibt es im vierten Entwurf nicht." Mit dem nördlichen Teil hat er weniger Probleme als mit dem südlichen. Der liege westlich von Damsdorf, würde beim üblichen Westwind den Lärm ins Dorf tragen, fürchtet er. "Für die Planungen in Schmalensee/Damsdorf hat der neue Planentwurf keine Auswirkungen", sagt Stefan Jux von Denker & Wulf. "Die Anpassung ist so gering, dass dies weder zu einer Verringerung der Anlagenanzahl oder aber zu zusätzlichem Planungspotenzial führt." Mindestabstände einhalten: Bühnsdorf: Minimal verändert von 30,2 Hektar auf 29,9 Hektar wurde die Fläche an der Kreisgrenze zu Stormarn. Der Mindestabstand zu einem Haus, das irrtümlich nicht berücksichtigt worden war, musste eingehalten werden. Bürgermeister Hans-Ulrich Weber sagt, die Gemeinde stehe der Windkraft positiv gegenüber. Wichtig sei, dass die Mindestabstände etwa zu Bebauung eingehalten werden. Weede: Unverändert blieb es bei 26,1 Hektar zwischen Weede und Schieren. "Mit dem früher schon reduzierten Gebiet können wir leben", sagt Bürgermeister Bernd Sulimma. Die Eurowind Energy aus Hamburg plane vier Anlagen. Die Gemeindevertretung will maximal 200 Meter Gesamthöhe zulassen. Die fünffache Größe entspräche dem Mindestabstand von 1000 Metern. Demnächst wolle die Gemeindevertretung die Aufstellung der Bauleitplanung beschließen. Vorbereitet werde auch ein städtebaulicher Vertrag mit der Firma. Wahlstedt nicht überrascht: Rickling/Wahlstedt: "Wir sind davon ausgegangen, dass die Planung unverändert bleibt", sagt Wahlstedts Bürgermeister Matthias Bonse. Das Gebiet, 1000 Meter von der Stadt entfernt, grenze auf längere Sicht die Möglichkeiten ein. Die Gegend dort sei die einzige, wo sich Wahlstedt eines Tages vergrößern könne. Der Verein zur Förderung der Biodiversität Fehrenbötel will sich aber noch nicht geschlagen geben. Er zielt offenbar nicht auf die Regionalplanung des Landes, sondern auf einen schon laufenden Bauantrag für eine Sondergenehmigung. Dem Verein sei bekannt, dass der Projektbetreiber UKA zwischenzeitlich Anträge zum Bau von zwei Windkraftanlagen jeweils mit einer Gesamthöhe von 246 Metern gestellt habe, sagt die stellvertretende Vorsitzende Aenne Villwock. "Wir haben im Frühjahr dieses Jahres einen unabhängigen Biologen beauftragt, um ein umfassendes Gutachten erstellen zu lassen", so Villwock. "Unser Ziel ist es, mit dem Gutachten Einfluss auf das Genehmigungsverfahren zu nehmen." Kleines Gebiet bleibt drin: Travenhorst: Das umstrittene, kleine Gebiet ist auch im neuen Entwurf enthalten. "Das war zu erwarten", sagt Bürgermeister Michael Göttsche. Er wolle sich jetzt die Abwägung des Landes genau ansehen. Ein Flächeneigentümer habe sich bereits mit einer Investorenfirma aus Nordfriesland ausgetauscht. Göttsche rechnet mit dem Bau dreier Anlagen. "Die Höhe steht noch nicht fest." Traventhal: Die Gemeinde ging gegen ihren Willen erneut leer aus. Sie plant seit Jahren mit der Firma Lorica ein großes Sektorenkopplungskraftwerk mit sieben Windkraftanlagen, Solarthermie und Strohvergärung, gefördert vom Bundeswirtschaftsministerium. Das Land lehnt die Planung allerdings ab, unter anderem, weil die Windkraftanlagen zu dicht an Ortslagen stehen würden. Dies ist auch im vierten Entwurf für Vorrangflächen so geblieben. Traventhal hat Klage eingereicht: Die Gemeinde pocht allerdings darauf, dass sie vor Veröffentlichung der neuen Windplanung einen Flächennutzungsplan verabschiedet habe, der die sieben Windkraftanlagen ermöglichen würde. Das Land sieht das anders, hat eine Untersagungsverfügung für den F-Plan geschickt. Dagegen wiederum hat Traventhal nun Klage eingereicht. Bebaute Gebiete: Bereits bebaut mit Windkraftanlagen sind die bestätigten Gebiete in Groß Niendorf (2), Neuengörs (12) und Pronstorf (8). Einzelanlage bei Geschendorf darf nicht erneuert werden: Die fast 20 Jahre alte Anlage in Geschendorf, nahe der A20 und Halle Ost, "steht erwartungsgemäß außerhalb einer Vorrangfläche", sagt Stefan Jux von Denker & Wulf. Sie wird nach ihrer Lauf- und Betriebszeit abgebaut werden, darf dort nicht durch eine neue ersetzt werden. Allerdings darf sie andernorts auf einer ausgewiesenen Vorrangfläche für Repowerment dort durch einen neuen Mast ersetzt. "Wir erarbeiten gerade ein Konzept für mehrere Repowering-Anlagen, das aber momentan noch nicht vollständig steht und dann auch noch einmal als Gesamtkonzept von der Landesplanung bewilligt werden muss." Bürger können Stellung nehmen: Die Pläne mit den Veränderungen gegenüber dem 3. Entwurf gibt es unter https://bolapla-sh.de (für Kreis Segeberg weiter bei Regionalplan III, 4. Entwurf). Vom 24. September bis 23. Oktober können Bürger zu den Änderungen Stellung nehmen. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.

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