Pflegeheim in Boostedt: Corona-Ausbruch wegen defekter Masken?

"Nach dem Hinweis aus einem Gesundheitsamt über im Umlauf befindliche mangelhafte KN95-Masken informiert das Gesundheitsministerium: Masken mit der Bezeichnung 'KN95 Protective Mask, Model No: ZX-168, GB-2626-2006' sollten derzeit nicht genutzt werden", heißt es in einer Mitteilung. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass "diese aufgrund deutlicher Mängel ihre Funktion nicht erfüllen und dadurch die Übertragung einer Infektion begünstigen". Die Masken entsprechen, heißt es weiter, nach den derzeitigen Kenntnissen nicht den Anforderungen der geltenden SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung und dürfen nicht in Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden. "Der Vertriebsweg ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt." Der Kreis Segeberg bestätigt, dass sein Gesundheitsamt sich zusammen mit dem Heimbetreiber Pflege SH an das Kieler Ministerium gewandt hat. Die Segeberger versuchen, "schnellstmöglich zur Aufklärung beizutragen". Boostedt: Plötzlich hohe Zahl an Infizierten: Den Stein ins Rollen gebracht hat Pflege SH. In dem in Boostedt betriebenen Heim habe es wie aus dem Nichts eine hohe Zahl von Infizierten gegeben. Das berichtet Julia Bousboa, Sprecherin des Wohlfahrtsverbandes Der Paritätische Schleswig-Holstein, zu dem Pflege SH gehört. Alle Schutzmaßnahmen und -auflagen seien von den Mitarbeitenden in Boostedt eingehalten worden. Zum Teil sogar mehr als das. • Hat Corona zu einer Übersterblichkeit geführt? • Garg fordert schnelleres Impftempo – und kritisiert Merkel und von der Leyen • Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus • Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. So hätten die Mitarbeiter beispielsweise sogar doppelt Gummihandschuhe getragen. "Aber irgendwas stimmte nicht", sagt Bousboa. Die Heimleitung konnte sich den Corona-Ausbruch nicht erklären. Verwendet wurden Masken, die im Dezember und Januar über das Bundesgesundheitsministerium per DHL ans Heim geliefert wurden. Insgesamt seien das 1000 Stück, die nach und nach verbraucht wurden. Pflege SH ließ Masken in Boostedt privat testen: In eigener Initiative ließ Pflege SH die Masken testen - mit verheerendem Ergebnis. Sie sollten zu 95 Prozent sicher sein, waren es aber laut Julia Bousboa zum Teil nur zu knapp 80 Prozent. Damit erfüllten sie lange nicht die Anforderungen. "Wir gehen davon aus, dass zwei Drittel der gelieferten Masken defekt sind", sagt Bousboa. Die werden nun entsorgt. Am Donnerstag sei das Testergebnis bekannt geworden. Ob und, wenn ja, wie viele dieser speziellen Masken in Schleswig-Holstein an Heime geliefert wurden, ist unklar. Aktuell waren am Freitag im Boostedter Bergheim 22 Bewohner positiv getestet, drei sind gestorben. Neun Mitarbeiter sind infiziert.