Pfleger (24) griff Kollegin in Heim in Wahlstedt hinterrücks mit Hammer an

Die Frau überlebte den Angriff nur knapp. Die Anklage der Kieler Staatsanwaltschaft lautet nun auf versuchten Mord. Der brutale Angriff ereignete sich nach Angaben der Behörde am 31. Juli vorigen Jahres im „Haus Wahlstedt“ an der Waldstraße. Das spätere Opfer, eine Pflegerin, war offenbar gerade mit einer Bewohnerin beschäftigt, als sie der erste Schlag vollkommen unvermittelt traf – geführt mit einem sogenannten Schlosserhammer. Das Werkzeug hatte den Ermittlungen durch die Kieler Mordkommission zufolge ein Gesamtgewicht von etwa 400 Gramm. Wehrloses Opfer auch noch gewürgt: Nachdem sich die Geschädigte umgedreht habe, soll der Angeklagte, in der Einrichtung ebenfalls als Pfleger beschäftigt, „mehrmals weiter wuchtig“ auf ihren Kopf eingeschlagen haben. Doch damit noch nicht genug: Als die Frau bereits schwerst verletzt am Boden lag, soll sich der 24-Jährige auch noch auf sie gesetzt und sie massiv gewürgt haben. Das Opfer habe unter anderem ein offenes Schädelhirntrauma erlitten, berichtet Oberstaatsanwalt Michael Bimler. Erst als eine Zeugin durch die Schreie der Geschädigten aufmerksam geworden und herbeigeeilt war, soll der Angeklagte von der Kollegin abgelassen haben und schließlich geflüchtet sein. Täter in der Klinik untergebracht: Der Mann konnte aber wenig später von der Polizei festgenommen werden und ist seither in einer geschlossenen Abteilung der spezialisierten Ameos-Klinik Neustadt (Holstein) untergebracht. Zum Prozess, der am 5. Februar um 9.15 Uhr unter strengen Corona-Auflagen vor der 8. Strafkammer des Kieler Landgerichts beginnt, wird der 24-Jährige von der Justiz direkt vorgeführt. Staatsanwaltschaft geht von Heimtücke aus: Angeklagt sei der Mann wegen versuchten Mordes, weil bei der Tatausführung zunächst einmal von Heimtücke ausgegangen werden müsse, erläuterte Staatsanwalt Bimler KN-online. Das Opfer habe die Attacke schließlich nicht kommen sehen und sich deshalb auch nicht wehren können. „Das Paradebeispiel für Heimtücke ist ein Angriff, während das Opfer schläft.“ Psychische Störung möglich: Anders liege der Fall, wenn bei dem Angeklagten – wofür nach Lage der Dinge einiges spricht – eine erhebliche psychische Störung aufweise. Dann komme auch eine Schuldunfähigkeit in Betracht. Für einen Mord aus Heimtücke verlange der Bundesgerichtshof laut Bimler nämlich ausdrücklich ein sogenanntes „Ausnutzungsbewusstsein“. Ein Täter müsse also erkennen, dass sein Opfer arglos ist. Wie es sich genau bei dem Fall in Wahlstedt verhält, müsse letztlich die Verhandlung zeigen. Eine dauerhafte Unterbringung des 24-Jährigen sei daher auch eine Option. Das Gericht hat bereits vor Prozessbeginn drei weitere Verhandlungstage angesetzt: den 8., den 12. und den 19. Februar. Die vermutlich einzige unmittelbare Augenzeugin der grausamen Tat wird vermutlich nicht allzu viel zur Aufklärung beitragen können. Die Patientin, um die sich die Angestellte zum Zeitpunkt des Angriffs gerade kümmerte, soll unter schwerer Demenz leiden.