Weede verzichtet auf 100.000 Euro

Lieber auf einen möglichen Zuschuss von 100000 Euro der EU-Aktivregion Holsteins Herz verzichten, dafür aber schnell bauen können. Dafür entschied sich die Gemeindevertretung im Fall des neuen Multifunktionshauses am Sportplatz. Denn bis das Geld flösse, würde der Anstieg der Baupreise die Förderungssumme weitgehend aufzehren, und außerdem würde ein anderer bereits genehmigter Zuschuss des Landes von 108000 Euro gefährdet, der nur befristet zugesagt ist. Damit endet eine zähe fünfjährige Vorbereitung, in der Weede Zuschüsse immer mal wieder in Aussicht gestellt worden sind, dann aber wieder zurückgezogen wurden. "Die Bürokratie versteht kein Mensch": Bürgermeister Bernd Sulimma ist sauer. „Wir können uns schlicht die Förderung nicht leisten.“ Die Antragsverfahren seien kompliziert, zögen sich Jahre hin. „Die Bürokratie versteht kein Mensch.“ Dass das Land das Geld aus den Fördertöpfen nicht loswerde, wundere ihn deshalb nicht. Bei Weede drängt die Zeit. Das neue Dorfhaus für Gemeinde, Sportler und Feuerwehr ist dringend nötig. Der Neubau wird neben dem Jugend- und Sportlerheim gebaut, das nach Fertigstellung abgerissen wird. Der Altbau stammt aus den 1960er Jahren, ist leck im Dach und hat ausufernde Heizkosten. Altes Jugend- und Sportlerheim und Feuerwehrhaus sind Sanierungsfälle: Außerdem kann das zu kleine und ebenfalls sanierungsbedürftige Feuerwehrhaus in der Dorfmitte aufgegeben werden. Bürgermeister Sulimma könnte sich vorstellen, die Immobilie zu verkaufen. War 2016 noch mit 1,6 Millionen Euro an Kosten gerechnet worden, liegt die Bausumme nach neuer Kalkulation bei rund 2,2 Millionen Euro. Rund 1,8 Millionen Euro müsste die Gemeinde etwa hälftig über Eigenkapital und Kredit finanzieren. Land, Kreis und Kreissportverband würden 338000 Euro zahlen. Lesen Sie auch: Land will Markttreff doch nicht fördern 100000 Euro hatte sich die Gemeinde auch von der EU-Aktivregion Holsteins Herz erhofft. 2017 war der Zuschuss zunächst bewilligt worden, wegen einiger Planänderungen hatte die Genehmigungsbehörde, das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), allerdings einen neuen Förderantrag gefordert. Baustart würde weiter verzögert: Der aber würde den Baustart für Weede noch mal um ein Dreivierteljahr verzögern, befürchten die Gemeinde und das Amt Trave-Land. Eine Zeit, in der die Baukosten weiter steigen würden. Der Zuschuss wäre dadurch nahezu aufgefressen. Außerdem wäre mit der Förderung der Aktivregion die Auflage verbunden, fünf Jahre lang im neuen Dorfhaus keine Privatfeiern zuzulassen. Damit soll verhindert werden, dass privaten Gastwirtschaften Konkurrenz gemacht wird. Und nicht zuletzt hat das Land den bereits bewilligten Zuschuss für die Feuerwehrhalle nur befristet zugesagt. Land lehnte einen der Zuschussanträge ab: Einen weiteren Zuschuss von 750000 Euro direkt vom LLUR hatte Weede 2015 und 2016 erhofft, die Anträge waren aber abgelehnt worden. Förderung sei nur möglich, hatte das LLUR mitgeteilt, falls ein Markttreff mit eingerichtet würde. Der aber würde nach Ansicht Weedes keinen Sinn machen. Denn die Weeder könnten gleich um die Ecke in Bad Segeberg einkaufen. Die Gemeindevertretung entschied, bei Holsteins Herz keinen neuen Antrag für die 100000 Euro zu stellen. Weede will jetzt loslegen. Gebaut werden könnte ab Spätsommer, sagt Sören Grella vom Amt Trave-Land. Fertig wäre das Gebäude etwa ein Jahr später. Abschreibung über 80 Jahre: Rund 100000 Euro kosten allein die Grundleitungen in der Erde, 50000 Euro der Abbruch des Jugend- und Sportlerheims, eine Million Euro das neue Haus, 446000 Euro die Technik, 246000 Euro die Außenanlagen und das Pflaster. Das Gebäude und die technische Ausrüstung werden über 80 Jahre lang abgeschrieben. Laut Planung der Architektin Jana Schmidt bietet der zentrale, aus zwei abtrennbaren Teilen bestehende Clubraum rund 100 Sitzplätze. Hinzu kommt eine große Terrasse mit Funktionsräumen wie Küche und Sanitäranlagen. Zum Sportplatz hin liegt der Flügel des Sportlerheims mit vier Umkleidekabinen für die Mannschaften und einem Schiedsrichterbereich. Eigene Zu- und Abfahrt für Feuerwehr: Zwei Feuerwehrfahrzeuge Platz, getrennte Umkleideräume für männliche und weibliche Kameraden sowie ein Raum für die Jugendfeuerwehr finden Platz. Es wird eine Sammelstelle für verschmutzte Einsatzkleidung geben, die nach Einsätzen gereinigt werden muss und daher vor Betreten der Umkleiden abgelegt wird. Im Außenbereich haben die Feuerwehrleute eine eigene Zufahrt und eigene Parkplätze. Das Gebäude erhält wohl rote Verblender, nur die Fahrzeughallen werden aus grauen Sandwichpaneelen hergestellt. Eine Garage mit Arbeitsraum für den Gemeindearbeiter mit Trecker und Arbeitsgerät gehört ebenfalls zum Haus. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.

Posse um Förderantrag - Weede verzichtet auf 100.000 Euro