Wie wird man Autor der Karl-May-Spiele?
Michael Stamp: Ich habe die Spiele schon als Kind besucht – und als ich freier Mitarbeiter bei der Segeberger Zeitung wurde, habe ich mich natürlich auch auf die Begleitung der Spiele gestürzt. Und dann kam die Saison 1993, und ich fand das Stück nicht so dolle! Damals wurde „Der Ölprinz“ gezeigt. Alles war sehr auf die Schurken ausgerichtet. Winnetou und Old Shatterhand kamen nur am Rande vor. Das war mehr Italo-Western als Karl May.
... und dann hast Du gesagt: „Das kann ich besser“?
Nein, zunächst habe ich eine Zeitungskritik geschrieben und darin etliche Anmerkungen gemacht, was man besser oder anders hätte machen sollen. Mein damaliger Redaktionsleiter hat dann lachend gesagt: „Wenn Sie es besser können, dann machen Sie es doch selber!“ Ich habe mich dann zu Hause hingesetzt und mich an einer Szene aus „Unter Geiern – der Geist des Llano Estacado“ versucht. Das machte Spaß, ich habe weiter gemacht – und nach fünf Wochen war plötzlich das ganze Stück fertig.
Und das hast Du dann an die Kalkberg GmbH, den Veranstalter, gegeben. Der wollte es aber nicht.
Es war eine andere Zeit: In den 1990er-Jahren haben fast im Jahresrhythmus die Regisseure gewechselt, und da wollte man noch nicht auf einen jungen, unerfahrenen Autoren setzen. Ich war damals 23. Deshalb blieb das Buch erstmal im Schreibtisch liegen – bis 1998. Damals wollte man genau diesen Titel spielen – und ich habe mich mit Jürgen Lederer vom Ohnsorg-Theater als Regisseur zusammen beworben. Und siehe da, wir wurden genommen.