Pronstorf: 80 Hektar Photovoltaik geben Solarstrom für 20.000 Haushalte

Bedenken und Fragen wurden auch während der jüngsten Einwohnerversammlung in Pronstorf laut, etwa zur Lage der Ausgleichsflächen, zu Gewerbesteuereinnahmen und einer möglichen Bürgerbeteiligung. Zunächst hatten Planer Gerriet Arndt von der Solarwind Projekt GmbH aus Hamburg, der Projektpartner und Betreiber Enerparc AG aus Hamburg sowie Grundbesitzer Hans-Caspar Graf zu Rantzau von Gut Pronstorf 50 Hektar im Dreieck zwischen den Ortsteilen Pronstorf, Eilsdorf und Strenglin geplant. Plangebiet wegen Anwohnerbedenken verändert: Doch das hätte Anwohner dort zu stark belastet, räumt Planer Arndt im Gespräch mit KN-online ein. "Das wäre eine sehr große Beeinträchtigung gewesen." Wegen des hügeligen Geländes hätten sie das ganze Feld mit den Solarmodulen im Blickfeld gehabt. Lesen Sie auch: Solarparks - Im Windland boomt die Sonnenkraft Die neue Fläche, Langenkamp genannt, liegt nun südlich des bisherigen Plangebiets, östlich der L69 zwischen Pronstorf und Goldenbek. Sie wird um 30 Hektar größer. PV-Anlage seien umweltschonender: Die Anlage könnte bis zu 80 MW liefern. Würde mit herkömmlichen Kraftstoffen produziert, würde die Umwelt jährlich mit 37.000 Tonnen Kohlendioxid belastet, rechnet Planer Arndt vor. Zum Vergleich: Ein Mittelklasse-Pkw verursacht etwa drei Tonnen Kohlendioxid. Müsste eine Biogasanlage die Strommenge erwirtschaften, würde sie für den Maisanbau als Kraftquelle rund 2000 Hektar benötigen. "Solarstrom wird billig": Auf staatliche Zuschüsse will das große Solarunternehmen Enerparc, das gerade in Hamburg den Gründerpreis gewann, nicht angewiesen sein. Der Strom soll auf dem freien Markt verkauft werden. Mit einem Erzeugerpreis von 3,5 bis 4 Cent pro Kilowattstunde rechnet Planer Arndt. "Der Solarstrom wird billig." Dass Verbraucher fast das Zehnfache mit ihrer Stromrechnung zahlen müssen, hänge mit anderen Dingen zusammen: Steuern, Abgaben, Umlagen und Netzentgelten. Solarmodule viel billiger geworden: PV-Anlagen rechnen sich, weil die Preise für Module sich mittlerweile halbiert haben, sagt Arndt. Importzölle seien jüngst weggefallen. Im Falle von Pronstorf wären etwa 242.000 Module mit jeweils 330 Watt Leistung nötig. Auch ein Umspannwerk muss errichtet werden, um den Strom geordnet in das Stromnetz von SH Netz einspeisen zu können. Das lohne sich ab einer PV-Mindestgröße von 40 Hektar. Die Solarmodule haben laut Arndt eine eher matte Oberfläche. Unterhalb der aufgeständerten, schräg stehenden Anlagen können Saaten und Blühstreifen gedeihen. Ein Schäfer, mit dem Arndt und Enerparc zusammenarbeiten, wird mit seinen Tieren dort das Gras kurz halten. Die Unterkante der Module läge 80 Zentimeter über dem Boden. Der Zaun um das Gelände wäre 2,30 Meter hoch. Ausgleichsfläche läge in Pronstorf: Die Ausgleichsfläche, mindestens zehn Prozent (acht Hektar), würde innerhalb der Gemeinde Pronstorf angelegt. Bürger sollen sich finanziell beteiligen können. Denkbar wäre etwa ein festverzinsliches Bürgersparen mit vielleicht 2,5 Prozent Zins, sagt Arndt. Oder ein direktes Investment, etwa über eine Bürger-GmbH oder eine Genossenschaft. Wie viel die Gemeinde selbst durch Gewerbesteuerzahlungen profitiere, kann Arndt noch nicht in Zahlen bemessen. Das hänge etwa damit zusammen, wie und wann die Investitionskosten über etwa 25 Jahre Laufzeit abgeschrieben werden und wie die Gewinnkurven verlaufen. Theoretisch durchfinanziert wäre das Investment wohl etwa nach zehn bis zwölf Jahren. Am Anfang des Verfahrens: Denkbar sei auch, dass der Bund mit einem Gesetz die Unternehmen zwingt, pro erzeugter Kilowattstunde einen bestimmten Betrag an die Standortgemeinde abzuführen. Ähnliches, so Arndt, sei derzeit für Windkraftanlagen geplant. "Wir sind aber noch ganz am Anfang des Verfahrens", sagt Arndt. Die Gemeinde müsse nun sagen, ob sie in die Bauleitplanung einsteigen wolle. Auch ein Scheitern will Arndt nicht ausschließen. So redeten auch noch die Untere Naturschutzbehörde und die Landesplanung mit. Nötig sei eine Bauleitplanung auf jeden Fall, macht Arndt klar. "Es handelt sich um eine nicht privilegierte Nutzung." Hoffnung auf Gewerbesteuer: Ausgleichsfläche, Bürgerbeteiligung und Gewerbesteuer treiben außer einigen Einwohnern auch Bürgermeisterin Bettina Albert um. Nach den ersten ein, zwei Jahren hofft sie auf erste Gewerbesteuerzahlungen. Die Ausgleichsfläche müsse auf jeden Fall im Gemeindegebiet liegen. Auch sollen sich Bürger beteiligen können. Wie, will sie in einer Einwohnerversammlung erörtern. Diese werde nach der kommenden Gemeindevertretersitzung angesetzt. Am Donnerstag, 1. Oktober, würde sie die Politiker im nicht-öffentlichen Teil zu ihrer Meinung zum Projekt befragen. Wenn es überzeuge, könnte in der letzten Sitzung am 10. Dezember beschlossen werden, in die Bauleitplanung einzusteigen. Weitere PV-Projekte an A20: Bei diesen PV-Flächen im Osten des Kreises wird es wohl nicht bleiben. An der A20 sind mehrere Projekte geplant. Planer Arndt hat auch Flächen bei Weede im Auge. Ferner wollen Investoren in Strukdorf bauen. Und Enerparc möchte eine PV-Anlage in Geschendorf errichten, nördlich der Autobahn beim Wohldredder. Während einer Einwohnerversammlung, die Bürgermeister Dirk Wacker als Flächenbesitzer nicht leiten durfte, gab es auch kritische Stimmen: Die PV-Anlage würde das Landschaftsbild stören. Am 20. Oktober entscheidet die Gemeindevertretung, ob sie die Bauleitplanung einleitet. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.