Prozess im Amtsgericht Segeberg um gefährliche Körperverletzung geplatzt

Pflichtverteidiger Ralf Stelling aus Neumünster hatte schon vor Beginn geahnt, dass sein Mandant nicht zur Verhandlung vor dem Bad Segeberger Schöffengericht erscheinen würde. "Ich bin sehr skeptisch. Ich habe ihn mehrfach angeschrieben, auch angerufen, konnte aber keinen Kontakt zu ihm bekommen", bedauerte der Rechtsanwalt. Und der Angeklagte kam tatsächlich nicht, sodass der Prozess am Mittwoch platzte. Um sicherzustellen, dass der Angeklagte auch der Wiederholung nicht einfach fernbleibt, erließ Richter Aykut Tuncel gegen ihn einen Haftbefehl. Sieben Stiche mit dem Messer: Dem Angeklagten aus Henstedt-Ulzburg wird von der Staatsanwaltschaft gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Am 30. März vergangenen Jahres soll er den Besitzer einer Wohnung in Kisdorf heftig attackiert haben. Laut Anklageschrift soll er sich in dessen Küche plötzlich ein 12 bis 15 Zentimeter langes Messer gegriffen und damit mehrfach auf den Wohnungseigentümer eingestochen haben. Insgesamt ist von sieben Stichen die Rede, wodurch der Geschädigte unter anderem erheblich am Kopf verletzt wurde. "Er kann seitdem nur schwer sprechen", sagte die Tochter des Geschädigten, die vor dem Verhandlungssaal vergeblich auf den Prozessbeginn wartete. Sie und ihr Vater sollten als Zeugen vernommen werden. Das Opfer, das außerhalb des Verfahrens nicht über die Vorfälle in der Kisdorfer Wohnung reden wollte, sagte lediglich, dass der Angeklagte sich nie bei ihm entschuldigt habe. Polizei suchte nach dem Angeklagten: Tuncel versuchte am Mittwoch alles, um den Angeklagten doch noch in den Gerichtssaal schaffen zu lassen. Er beauftragte die Henstedt-Ulzburger Polizei, dessen Wohnung aufzusuchen, um ihn per Streifenwagen nach Bad Segeberg zu transportieren. "Die Beamten haben ihn weder dort noch in Kisdorf angetroffen, wo er sich gelegentlich auch aufhalten soll", bedauerte der Richter. Lesen Sie auch: Wochenmarkt boomt in der Pandemie Staatsanwalt Mirko Sieksmeyer stellte deshalb den Antrag, einen Haftbefehl für den Beschuldigten zu erlassen. Möglich wäre auch gewesen, dass die Polizei ihn am Verhandlungsmorgen oder einen Tag davor aufsucht und dann dafür sorgt, dass er zum Prozess vorgeführt wird. Die Gefahr, dass das nicht klappe, sei aber nach den jetzigen Erfahrungen zu groß, argumentierte der Anklagevertreter. Deshalb käme eine solche Vorführung in diesem Fall nicht in Betracht. Ein Haftbefehl erging umgehend: Das Schöffengericht folgte diesen Ausführungen. "Der Haftbefehl geht umgehend an die Fahndung", so Tuncel. Wenn der Henstedt-Ulzburger nun irgendwann festgenommen wird, werde schnell ein neuer Prozesstermin angesetzt. Die Zeit bis dahin werde der Beschuldigte dann hinter Gittern zubringen müssen, erklärte der Richter.