Raiba Struvenhütten: Kleinste Bank Deutschlands erhebt Negativzinsen

Dafür hat die Bank bereits die personellen Weichen gestellt. So soll Benjamin Köhnke, der die Bank seit Jahresbeginn verstärkt, ab Mitte kommenden Jahres die Nachfolge von Vorstand Heinz-Egon Behn (63) antreten, der dann nach über 20 Jahren im Amt in Ruhestand geht. Die Mini-Bank in dem kleinen roten Backsteinbau in der Ortsmitte hat es angesichts der vielen gesetzlichen Auflagen schon seit Jahren schwer, kann sich aber im Konzert der großen, fusionierten Genossenschaftsbanken um sie herum halten. Zu schaffen macht dem Geldinstitut aber die Tatsache, dass es wie die anderen Banken auch Strafzinsen von 0,5 Prozent auf eigene Guthaben bei der DZ-Bank zahlen muss. Da die Struvenhüttener Bank im vergangenen Jahr zudem einen erheblichen Zufluss von Kundeneinlagen verzeichnete, sahen sich die Verantwortlichen zum Handeln gezwungen. „Wir haben lange überlegt, mussten uns aus Kostengründen letztendlich dafür entscheiden“, so Behn: „Und die Kunden haben dafür auch Verständnis.“ Zumal nicht so viele davon betroffen seien. Nach Auskunft des Vorstands, dem neben Behn auch Henning Pöhls angehört, keine 20 Firmen und etwas über 40 Privatpersonen. „Ihnen können wir zudem eine sichere Geldanlagealternative bieten“, sagt Behn. Die Bilanzsumme der Raiffeisenbank Struvenhütten betrug im abgelaufenen Jahr mit rund 19 Millionen Euro rund zwei Millionen Euro mehr als noch 2019. Sie verfügt über rund 360 Mitglieder und etwa 900 Kunden. Enger, persönlicher Kontakt zu Kunden: Das ist im Vergleich zu den Banken in der Nachbarschaft nicht viel. „Dafür geht es bei uns aber viel persönlicher zu, der Kontakt zu unseren Kunden ist enger, da wir immer ansprechbar sind, lange Öffnungszeiten bieten.“ Und solange die Kunden dem Institut weiter die Treue halten würden, sei ihm um die Zukunft nicht bange. „Wir wollen eine Bank zum Anfassen und eigenständig bleiben“, unterstreicht Behn. Das sieht auch der Aufsichtsrat so und hat deshalb auch eine personelle Entscheidung getroffen und die Behn-Nachfolge geregelt. Die soll Mitte 2022 Benjamin Köhnke antreten. Der 43-jährige Kaltenkirchener hat bereits Anfang des Jahres begonnen. Als künftiges Vorstandsmitglied muss er aber von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) zugelassen werden. „Ein üblicher Vorgang“, wie Behn sagt. Aber da der neue Mann zuvor noch nicht in einer Vorstandsposition tätig war, müsse er sich in die Aufgaben im Genossenschaftsverband und die Funktion einarbeiten. Und dafür diene die vorgeschriebene Zeit, obwohl Köhnke ein alter Bankhase sei. Kaltenkirchener übernimmt die Leitung: 22 Jahre lang war er bei der Sparkasse Südholstein tätig, zuletzt als Leiter Firmenkunden für den Nordbereich. Er leitete aber zum Beispiel in dieser Zeit auch die Sparkassenfilialen in Kaltenkirchen und Bad Bramstedt. Der 43-Jährige lebt mit Ehefrau, kleinem Sohn und kleiner Tochter seit 2010 in Kaltenkirchen. Im April erwartet die Familie weiteren Nachwuchs. Nach den Jahren bei der Sparkasse habe ihn eine neue Aufgabe gereizt, gibt Köhnke zu. Die traditionellen Strukturen des kleinen Struvenhüttener Geldinstitutes, bei dem neben ihm und dem Vorstand nur noch Anke Tietze tätig ist, mit denen einer modernen Bank zu verknüpfen, findet er spannend, reizvoll und herausfordernd. „Ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen, alt und neu zu verbinden.“ Köhnke ist auch privat tief in der Region verwurzelt. So fungiert er als Schatzmeister des Förderungsvereins Wildpark Eekholt und als Damen-Fußballtrainer bei der SG Dänisch-Müssen. Von Klaus-Ulrich Toedter