Reinhard Trostmann aus Kaltenkirchen: 25 Jahre Weihnachtsmann aus Passion

Trotz ausgefallenem Weihnachtsmarkt brauchte Trostmann so nicht auf sein liebgewonnenes Ritual am ersten Weihnachtstag zu verzichten. Er überraschte mit Geschenken den Nachwuchs von sechs Familien, deren Ausgabenbudget sehr angespannt ist. „Obwohl wir alle auf Abstand achten mussten, war es sehr, sehr herzlich“, sagte der 57-Jährige. „Die Überraschung bei den Jungen und Mädchen war einzigartig, als ich vor ihnen stand. Dafür lohnen sich alle Mühen.“ Seit vielen Jahren ist Trostmann - im Hauptberuf Hausmeister bei der Kaltenkirchener Turnerschaft - der Weihnachtsmann beim traditionellen Kaltenkirchener Weihnachtsmarkt in der Innenstadt. Und da hatte er vor einigen Jahren ein für ihn einschneidendes Erlebnis. „Ich bemerkte eine Mutter, die ihren Kindern keine Pommes kaufen konnte, weil ihr einfach das Geld dazu fehlte.“ Da entstand zusammen mit Freunden die Idee, wenigstens einigen Jungen und Mädchen aus finanziell benachteiligten Familien zum Fest eine Freude zu bereiten. Weil er aus seiner langjährigen Tätigkeit als Fußballtrainer Kontakt zu vielen Menschen habe, zudem diverse Tipps bekomme, wo Hilfe angebracht sei, kenne er seine Klientel. Und auch Spender für Spielsachen und Naschereien hat er schnell gefunden. „Deren Hilfsbereitschaft ist toll“, so Trostmann: „Und für die älteren Kinder werden auch oft Gutscheine zur Verfügung gestellt.“ Sechs Familien wurden beschert: Sechs Familien hat er dieses Jahr aufgesucht, zuvor mit den Eltern Kontakt aufgenommen. Die Kinder wussten hingegen von nichts. „Es war unbeschreiblich, wie sie sich gefreut haben.“ Unter anderem war er in Wiemersdorf, wo nun eine Familie in einer Notunterkunft lebt, die durch den Brand im Landhaus-Komplex in Kaltenkirchen ihre Bleibe verloren hat. Und Trostmann schaute auch bei einer Witwe in Bimöhlen vorbei. Ihre sechs Kinder müssen ohne Vater aufwachsen, weil der bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. „Die Erlebnisse bei diesen Menschen waren schon äußerst berührend, zeigten mir aber wieder, wie viel Freude der Weihnachtsmann bereiten kann.“ Der 57-Jährige war aber auch am Heiligabend zehnmal bei Freunden und Bekannten im Einsatz. „Es war schon alles anders“, beschreibt Trostmann seine Besuche. „Meist stand ich auf der Terrasse vor der Wohnzimmerfensterscheibe, reichte den Geschenkesack durch die kurz geöffnete Tür.“ Aber die Kinder hätten sich schon über den Anblick des Mannes mit dem weißen Bart und dem roten Mantel gefreut. Wenn er dann doch mal in der Wohnung war, dann nur mit Abstand und Maske unter dem Bart. „Das war dann doch ein bisschen anstrengend, musste aber sein.“ Festgestellt hat Trostmann, dass die Stimmung fast überall ein bisschen gedrückter war. „Das hat man deutlich gemerkt.“ Stiefel müssen sein: Wie jedes Jahr hat er auch aktuell viel Wert auf sein Outfit gelegt. Das müsse stimmen, denn die Kinder würden auf jeder Kleinigkeit achten. „Unter dem Mantel Jeans und Turnschuhe tragen, geht gar nicht. Stiefel müssen es sein. Und erkennen dürfen sie einen auch nicht.“ Auch weiße Handschuhe habe er stets ausreichend dabei. „Die werden regelmäßig gewechselt, denn die müssen makellos sein.“ Lesen Sie auch: Anmeldung, Impfdosen, Reihenfolge: Das müssen Sie über die Impfungen wissen Diese Corona-Regeln gelten für Silvester in Schleswig-Holstein Diese Geschäfte bleiben im Lockdown in Schleswig-Holstein geöffnet Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Ab und an passiere zu Weihnachten auch mal etwas Ungewöhnliches. Einmal sei er in ein Haus gekommen, wo durch ein Versehen bereits ein anderer Weihnachtsmann war, erinnert sich Trostmann zurück. „Da galt es zu improvisieren.“ Er habe erzählt, dass er erst einmal einen Lehrling vorbeigeschickt habe und er nun überprüfen wolle, ob der alles richtig gemacht habe. „Die Lütten glaubten es, denn sie lieben Geschichten.“ Seit 25 Jahren Weihnachtsmann: Für Trostmann beginnt das eigene Weihnachten immer erst am zweiten Weihnachtstag so richtig. „Aber meine Frau kennt das schon, weiß, dass mir Weihnachtsmann zu spielen so große Freude macht.“ Vor rund 25 Jahren hat er damit begonnen. Und so lange er kann, möchte er damit weitermachen, denn Weihnachtsmann sei seine Berufung. „Es gibt doch nichts Schöneres, als die so ehrliche Freude von Kindern zu erleben, die sich meinen Besuch so herbeigesehnt haben.“