Schulstart mit gemischten Gefühlen in der Grundschule Nahe

Montagmorgens halb zehn in der Grundschule Nahe: In der Klasse 2a, der Maulwurfklasse, ist die Aufregung in der Frühstückspause groß. Endlich können sich die 18 Kinder alle wiedersehen. Da gibt es natürlich viel zu erzählen. "Ich kann endlich wieder neben meiner besten Freundin sitzen", sagt die kleine Leonie, die eine rosafarbene Kinder-OP-Maske trägt. Am meisten freue sie sich, ihre Freunde und ihre Lehrerin wiederzusehen. Die Zeit im Lockdown fand sie "doof". Aber: "Das Ausschlafen hat mir ein bisschen gefallen." Von null auf 100 nicht nachvollziehbar: "Man merkt, wie sehr den Kindern die Schule gefehlt hat. Aber auch, dass sie erst mal wieder die Regeln lernen müssen. Damit werden wir noch eine Weile zu tun haben", sagt Klassenlehrerin Maike Helms. Sie sei mit gemischten Gefühlen in die Schule gekommen, erklärt sie: "Ich bin selbst Mutter und weiß, wie gut und wichtig es für die Kinder ist, wieder hier zu sein. Andererseits hätte ich mir für den Anfang Wechselunterricht gewünscht. So von null auf 100, das kann ich nicht nachvollziehen." Auch ihre Kollegin Ulrike Christoph sieht das so: "Nach dem ersten Lockdown fühlte ich mich besser, da war es machbarer." Doch auch sie habe großes Verständnis für ihre Schützlinge. "Ich habe gleich gemerkt, dass da sozial-emotional viel los ist bei den Kindern." In der ersten Stunde hatte sie eine vierte Klasse unterrichtet und die Schüler ein paar Fragen beantworten lassen. "Auf die Frage, was die Kinder am meisten sorgt, haben fast alle geantwortet: Dass es einen dritten Lockdown gibt und die Schule wieder schließen muss." Sie habe es noch nie erlebt, dass sich alle Kinder so sehr auf die Schule und auch auf die Lehrerinnen gefreut haben. Gutscheine für zwei Schnelltests pro Woche: Um den Pädagoginnen Sicherheit in der Ausübung ihres wichtigen Berufs zu geben, sei im Vorfeld nicht sehr viel getan worden. Erst am Tag des Schulstarts habe die Schule Gutscheine erhalten, mit denen sich das Lehrpersonal zweimal in der Woche auf Corona testen lassen darf. Bis Freitag war noch nicht einmal das sicher. "Es gibt jetzt eine Liste von Apotheken, Ärzten und DRK-Stellen, wo die Lehrer hinfahren können, um sich testen zu lassen", sagt Sönke Thormählen, Leiter der Grund- und Gemeinschaftsschule im Alsterland mit den Standorten Nahe und Sülfeld. "Zum Glück bietet auch das Forschungszentrum Borstel die Testung für uns an." Denn sonst gebe es kaum eine Teststelle in der Nähe. Aber selbst die Basisausstattung für Lehrende, nämlich FFP2-Masken, seien in der Schule noch nicht angekommen. "Wir arbeiten unter erschwerten Bedingungen, dann müssen aber auch die Voraussetzungen stimmen. Und das ist leider nicht der Fall", sagt Maike Helms. Dass Lehrerinnen und Erzieher eventuell in eine frühere Impfgruppe vorgezogen werden könnten, befürworte sie. "Aber mein 81-jähriger Vater hat noch nicht mal einen Impftermin, das kann also noch dauern bis wir dran sind", sagt Ulrike Christoph ein wenig entmutigt. Bessere Zusammenarbeit mit Gesundheitsamt: In der Grundschule habe es bislang noch keine Corona-Infektion gegeben, in der Sekundarstufe insgesamt drei Fälle an beiden Standorten. "Ich wünsche mir in solchen Fällen eine bessere Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt. Wir Schulen sollten da mehr Mitspracherecht bekommen und auch mal eine ganze Klasse nach Hause schicken können, wenn ein Kind infiziert ist", sagt der Schulleiter: "Wir sind näher dran und haben die Dinge besser im Blick." Für ihn sei der Präsenzunterricht aus pädagogischer Sicht wünschenswert: "Aus gesundheitlicher Sicht ist es eine große Herausforderung." Lesen Sie auch: Rückkehr in Grundschulen: Eltern wehren sich mit Online-Petitionen Rund zehn der 180 Grundschüler kommen noch nicht in den Präsenzunterricht, weil die Eltern das nicht möchten. Sie haben einen Antrag auf Beurlaubung gestellt. "Dafür haben wir Verständnis. Hätte es Unterricht in halben Klassen gegeben, wären wohl auch diese Schüler zu uns gekommen", sagt Thormählen. Doch letztlich ist es wohl das Fazit aller, wenn Lehrerin Maike Helms sagt: "Es ist so schön, das die Schule wieder lebendig ist."