Land streicht Nacht-Fahrten der Nordbahn

Die Fahrtgastinformation im Newsletter der Nordbahn kam unscheinbar daher. Es gebe "geringfügige Fahrplananpassungen in den Wochenendnächten". Die Nordbahn fährt im Auftrag des Landes die Strecke zwischen Bad Oldesloe und Neumünster im Stundentakt. Die Züge werden täglich, in normalen Zeiten, von durchschnittlich 3200 Passagieren genutzt, vor allem von Berufspendlern und Schülern, im Sommer auch von Besuchern der Veranstaltungen am Kalkberg in Bad Segeberg. Spätabends fährt Nordbahn nicht mehr: Störungen im Zugverkehr gingen in den vergangenen Monaten meist auf Gleisbauarbeiten zurück. Die Anlagen gehören der Deutschen Bahn AG. Doch bis Ende März fährt der reguläre Zug am Freitag und Sonnabend um 23.46 Uhr von Neumünster aus nicht ab. Auch in der Gegenrichtung ab Bad Oldesloe verkehrt keine Bahn am Sonnabend und Sonntag, die sonst um 0.55 Uhr startet. Nordbahn reagiert auf Wunsch des Landes: "Diese Fahrplanänderung nehmen wir im Auftrag und auf Wunsch von NAH.SH, unserem Auftraggeber, vor", sagt Nordbahn-Sprecherin Christiane Lage-Kress. Die NAH.SH organisiert für das Land den Schienenpersonennahverkehr. Nach Angaben von NAH.SH-Sprecher Dennis Fiedel fallen die Nachtfahrten seit einiger Zeit aus, "weil es schlicht keine Nachfrage für diese Fahrten gibt." Der Nahverkehr im Land mache jeden Monat einen zweistelligen Millionenbetrag Verlust. "Deshalb haben wir gemeinsam geschaut, an welchen Stellen zumindest minimale Einsparungen möglich sind, ohne den Nahverkehr für jene einzuschränken, die auf ihn angewiesen sind." Genutzt würden die Nordbahn-Nachtverbindungen in normalen Zeiten von einer Kundenzahl im zweistelligen Bereich. Im Land auch andere Nachtfahrten gestrichen: Dabei dürfte es sich wohl um Nordbahn-Passagiere handeln, die am Wochenende das Nachtleben in den Städten an der Strecke und in Hamburg und Kiel nutzen. Derzeit ruhen wegen der Coronaauflagen allerdings weitgehend alle Freizeitangebote. Lesen Sie auch: Eltern klagen an: Neuer Busfahrplan für unsere Kinder ist eine Katastrophe "Es sind im Land auch andere Nachtverbindungen gegenwärtig eingestellt, sonstige Streichungen sind nicht geplant", sagt Fiedel auf Nachfrage. Details nannte er nicht. Kreispolitik warnt Land: Bei der Nordbahn zumindest ist ebenfalls deren Strecke Neumünster-Heide-Büsum (RB 63) betroffen. Auch dort legt sie bis voraussichtlich Ende März an den Wochenenden frühzeitig Nachtpausen ein. An Sonnabenden und Sonntagen entfällt der Zug um 0.40 Uhr ab Neumünster nach Hohenwestedt, und im Gegenverkehr um 1.07 Uhr zurück nach Neumünster. Arne Hansen, Grünen-Fraktionschef im Segeberger Kreistag und Vorsitzender des zuständigen Umweltausschusses, erfuhr durch die SZ von den Fahrplanstreichungen. "Das ist mir neu!" Zwar seien solche Schritte in Zeiten der Beschränkungen wegen Corona verständlich. Er warnte das Land aber davor, aus finanziellen Gründen dauerhaft Fahrten zu streichen. Angst vor Corona fährt mit: Spätestens, wenn das Kulturleben wieder aufblühe, würden die Touren wieder nötig. Wenn jemand nicht wieder zurückkommen könne mit der Bahn, fahre er auch gar nicht erst los. Dass derzeit in Zügen und Bussen wenig los sei, hänge auch mit der Angst der Menschen vor Corona-Ansteckungen zusammen. "Viele meiden deshalb den Öffentlichen Personennahverkehr wie die Pest."

Segeberg: Flaute durch Corona - Land streicht Nacht-Fahrten der Nordbahn