Segeberg gibt Coronahilfe: 500.000 Euro für Kulturschaffende

Der Kreisbildungsausschuss beriet lange im Online-Chat die Vorlage, über die auch der Kreistag noch abstimmen muss. Die Runde war sich im Prinzip einig, Kulturschaffende zu unterstützen. Denn die Not ist groß, schilderte Marcel Kösling aus eigenem Erleben. Er ist Kabarettist und Zauberer aus Oering, war vor einigen Jahren vom Kreis mit dem Kunst- und Kulturpreis ausgezeichnet worden. „Ich habe während der Coronazeit Einnahmeverluste von 62 Prozent.“ Kabarettist: 62 Prozent weniger Einnahmen: Nur dank seiner Rücklagen und der Einnahmen seiner Frau sei seine Familie bislang über die Runden gekommen. Wegen des Verdienstes seiner Frau bekomme er aber keine Künstler-Grundsicherung. „Seit einem Jahr habe ich bis auf wenige Ausnahmen keine Möglichkeit, meinem Beruf nachzugehen.“ Bundeshilfen flössen nur langsam. Die Dezember-Hilfen etwa seien noch nicht da. „Davon zu leben ist schwierig.“ Außerdem stehe jetzt noch die Steuererklärung für 2019 an, ein Jahr, in dem er gut verdient habe. Maximal 5000 Euro pro Antrag: CDU und Grüne hatten wegen der Krise in der Kunst den Nothilfefonds für Kulturschaffende vorgeschlagen: Maximal 5000 Euro für coronabedingte Umsatzverluste zwischen 1. Juli 2020 und 30. Juni 2021, zu beantragen bis 30. September bei der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft des Kreises (WKS), die auch schon die Gastrohilfen bearbeitet. Die Kulturarbeit eines Antragstellers oder einer Antragstellerin muss mindestens zwei Drittel der Einnahmen ausmachen und mindestens seit zwei Jahren praktiziert werden. "Kleines Hilfsnetz" wie bei Gastronomen: Voraussetzung sei ferner, dass sie bei Bundes- und Landeshilfen durch das Raster gefallen sind, etwa bei der Kulturhilfe II des Landes oder Hilfen des Bundes. Der Kreis wolle ein „kleines Hilfsnetz“ spannen, sagte Dr. Christine Künzel (Grüne). Ähnlich also wie bei den Gastronomen und anderen Freischaffenden. Der Kreis hatte knapp eine Million Euro bereitgestellt. Maximal 12.000 Euro kann ein Unternehmer beantragen: 9000 Euro zur Deckung von Betriebskosten von Discotheken, Musikkneipen mit Livemusik und Gastronomie mit Saalbetrieb, bis zu 3000 Euro für Beraterleistungen zur Beantragung von Corona-Hilfen. WKS bearbeitet viele Gastro-Hilfen: 15 Gastro-Anträge liegen der WKS bislang vor mit beantragten 121.410 Euro Fördersumme, sagt WKS-Geschäftsführer Lars Wrage auf Anfrage der SZ. Neun Anträge gibt es für Beratungshilfe über 14.948,27 Euro Fördersumme. Bremsen mehr Corona-Tests die Lockerungen in Schleswig-Holstein aus? Corona-Ausbruch in Bad Segeberg: Kindergarten und Krippe geschlossen Falsche Corona-Zahlungen: Betrugsmasche existiert auch in Schleswig-Holstein Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Eine ähnliche Konstruktion stellten sich CDU und Grüne auch für den Kulturbereich vor. Andere Fraktionen zeigten sich prinzipiell hilfswillig, sahen aber viele Stolpersteine. Nicht niedrigschwellig, sagte Alexander Wagner (SPD). „Sehr bürokratisch“, warnte Dr. Axel Holtz (WI-SE). Es kommen andere Hilfen für Kulturschaffende in Frage, betonte Toni Köppen (WI-SE). Kreisverwaltung warnt eindringlich: Mehrere Vertreter der Kreisverwaltung warnten: Weder sie noch die WKS hätten das Personal, um die Anträge zu bearbeiten. Manfred Stankat, Leiter des Kreisjugendamtes, fürchtete ein „Verwaltungsmonstrum“. Und solch eine Hilfe „können wir kaum rechtssicher auf den Weg bringen. Der Kreis hat keine Prokura dafür.“ Und falls Kulturschaffende Geld bekommen: „Kommt morgen die nächste Gruppe?“ Im Übrigen sei es bei Bedürftigkeitsprüfungen einer Familie stets so, dass der Verdienst des Ehepartners angerechnet werde. Lesen Sie auch: Alles zum Schleswig-Holstein Musik Festival Mann (CDU) und Künzel (Grüne) verteidigten ihren Antrag, wollten ihn nicht zurückziehen. Die Kritik habe es anfangs doch auch bei den Gastrohilfen gegeben. Stipendien als Alternative: Andere Ideen wurden erwogen, etwa vielleicht Stipendien zu vergeben oder Veranstaltungen zu finanzieren, bei denen Künstler verdienen würden. Das Rechtsamt soll nun um Rat gefragt werden. Mann forderte, mit dem Antrag erst mal die halbe Million Euro für den Nachtragshaushalt zu sichern. Details der Hilfen könne ja der Hauptausschuss nächste Woche diskutieren. CDU und Grüne stimmten dafür, die anderen Fraktionen enthielten sich.