Segeberger planen wegen Absagen erster Heiligabend-Gottesdienste um

So sieht es im Kreis Segeberg aus: Rechtlich sind Gottesdienste möglich nach Anmeldung mit nur noch maximal 50 Personen in Kirchen, außerhalb geschlossener Räume mit 100 Besuchern. Gemeindegesang ist nicht erlaubt, Besucher müssen Mund-Nase-Bedeckungen tragen. Doch soll im Sinne christlicher Nächstenliebe und der Gesundheit nicht lieber auf dieses Recht verzichtet werden? Diese Frage treibt viele Kirchengemeinden um. Die evangelischen Bischöfe geben keine Empfehlung, versichern aber, sie gäben jeder Entscheidung der Kirchengemeinderäte Rückendeckung, ob Absage, Open-Air-Gottesdienst, Segen-to-Go oder in der Kirche: "Wenn, dann kurz, mit kleiner Teilnehmerzahl, möglichst draußen." Heiligabend in Sülfeld: Der Kirchengemeinderat in Sülfeld hat die geplanten Gottesdienste am 24., 25. und 31. Dezember abgesagt. Damit soll laut Pastor Steffen Paar das Ziel der Regierung unterstützt werden, durch Reduzierung von Kontakten das Corona-Infektionsgeschehen einzudämmen. Paar weist darauf hin, dass die anderen Angebote wie Weihnachtspost, Onlinegottesdienste für Klein und Groß am 24. und 31. Dezember und die täglich von 7 bis 19 Uhr geöffnete Sülfelder Kirche davon nicht betroffen sind und die Menschen durch die Weihnachtszeit begleiten werden. Lesen Sie auch: Weihnachtsgottesdienste: Katholische Kirche kritisiert Beschränkungen Als neues Angebot gibt es vom 24. Dezember bis 6. Januar die Möglichkeit, die von Pastor Paar geschaltete Nummer 0151/27538888 anzurufen. Paar hat eine Ansage hinterlegt mit einer persönlichen Botschaft zu Weihnachten und dem Jahreswechsel. Heiligabend in Schmalfeld: In Schmalfeld wird es ebenfalls keinen Präsenz-Gottesdienst geben. Stattdessen kann auf dem Internet-Kanal www.youtube.de eine Live-Übertragung gesehen werden. Außerdem sollen aufgezeichnete Gottesdienste zu sehen sein. Heiligabend in Leezen: In Leezen ist der Heiligabend-Gottesdienst schon länger abgesagt. Und Pastorin Anett Penner überlegt, auch die bislang geplanten Gottesdienste am 1. und 2. Weihnachtstag zu streichen. Es gehe in dieser Zeit darum, Kontakte zu vermeiden, sich und andere zu schützen. Einen oder mehrere Gottesdienste hintereinander an einem Tag könne sie nicht verantworten. Singen und Krippenspiel seien zudem gar nicht möglich. Heiligabend in Wahlstedt: Pastorin Brigitte Scheel aus der Kirchengemeinde Wahlstedt will noch interne Gespräche abwarten, kündigte aber an: "In den nächsten Tagen wird sich die Lage anders darstellen." Bislang sei geplant gewesen, mehrere Open-Air-Gottesdienste für jeweils 80 Besucher auf ihren Sitzplätzen anzubieten. Sie erinnert aber in diesem Zusammenhang an Worte des Apostels Paulus: "Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten." Mit anderen Worten: Um Ansteckungen zu vermeiden und aus christlicher Nächstenliebe könnten die Gottesdienste abgesagt werden. "Wir tragen auch Verantwortung." Schwierig sei die Organisation ohnehin. Es gebe viele Hygienevorschriften. Letztlich könne es auch rechtliche Konsequenzen geben. Deshalb, so lässt sich zwischen den Zeilen heraushören, sei es vielleicht besser, alles herunterzufahren. Heiligabend in Bad Bramstedt: Der Bad Bramstedter Propst Kurt Riecke, der den Süden des Kirchenkreises Altholstein betreut, sieht in der Einhaltung der Obergrenze von 50 Besuchern kein Problem. "Wir haben hier nur kleinere Kirchen." Die Gemeinderäte hätten alle ein Hygienekonzept erarbeitet, mehr als 50 Besucher dürften ohnehin nicht in die Gotteshäuser. In der Maria-Magdalenen-Kirche in Bad Bramstedt beispielsweise sei die Zahl auf 40 begrenzt. Riecke sagte, in den Gemeinderäten gebe es lebhafte Diskussionen, ob angesichts der Ausbreitung des Virus nicht besser ganz auf Präsenz-Gottesdienste an Weihnachten verzichtet werden sollte. Von der Kirchenkreisleitung gebe es keine Vorgaben. "Das sollen die Gemeinden selbst entscheiden." Riecke selbst ist Heiligabend in der Maria-Magdalenen-Kirche für einen Gottesdienst eingeplant. "Den würde ich auch gerne halten, aber wenn der Gemeinderat anders entscheidet, habe ich dafür Verständnis." Entscheidungen der Gemeinderäte im Kirchenkreis dazu erwartet er in den nächsten Tagen. Heiligabend in Bad Segeberg: In Bad Segeberg hält die Kirchengemeinde an den Gottesdiensten an Heiligabend fest. Allerdings war mit mehr als den nun nur noch zulässigen 50 Gästen in der Marienkirche geplant worden. Das heißt: Sie ist jetzt überbucht. Ganz nachvollziehen kann Pastorin Rebecca Lenz die 50er-Grenze nicht. Es gebe in der großen Kirche Platz genug für 100 Besucher. Der Mindestabstand von 1,50 Meter sei mit dem Zollstock abgemessen worden. Bislang waren die drei Gottesdienste um 15, 16 und 17 Uhr voll. Nun beginnt das Rennen um die begehrten Plätze für diese drei Gottesdiensttermine neu. Ab Freitag, 18. Dezember, um 10 Uhr ist es möglich, sich neu (www.kirche-segeberg.de) für 15, 16 und 17 Uhr anzumelden. Ist die Zahl von 50 Gottesdienstbesuchern erreicht, wird die Anmeldung für diese Gottesdienste beendet. Lenz bat, auch Alternativen in den Blick zu nehmen: Gottesdienste um 18, 22 und 23 Uhr in der Marienkirche sowie Gottesdienste im Gemeindezentrum Glindenberg, in der Versöhnerkirche und auf den Dörfern. Außerdem gebe es auf der Homepage etwa die Weihnachtsgeschichte für Kinder im GuteNachrichtBlog. Heiligabend in Trappenkamp: In Trappenkamp hält der Kirchengemeinderat an dem Open-Air-Gottesdienst um 16 Uhr fest. "Auf der riesigen Fläche ist das gut machbar", sagt Pastor Felix Cremonse. Heiligabend in Bornhöved: Pastorin Ulrike Egener aus Bornhöved ist froh, dass die Kirchengemeinden trotz der Beschränkungen weiter Gottesdienste feiern dürfen. Sie waren ohnehin unter freiem Himmel geplant (siehe unten). Singen sei nun zwar verboten. "Dann summen wir halt 'Stille Nacht'." Die Hygienebestimmungen würden genauestens eingehalten, etwa mit Kreidespray die Abstandslinien gezeichnet. "Das geht alles nach Vorschrift. Ordnungsamt und Polizei sind informiert. Ich bin optimistisch, dass wir das gut hinbekommen." Letztlich entscheide aber jeder für sich selbst, ob er den Gottesdienst besuchen wolle oder nicht. Von Gerrit Sponholz, Nicole Scholmann und Einar Behn