Seth: Unterschriftenaktion gegen Kita-Standort erfolgreich

"Als wir am Sonntag die Unterschriften durchgezählt haben, waren wir sprachlos", sagt Günther W. Kühl, einer von drei Initiatoren des Bürgerbegehrens gegen den neuen Standort einer Kita im Bereich der Kirche. Und wer Kühl kennt, der weiß, dass ihn nicht viele Dinge sprachlos machen. Zusammen mit Alt-Bürgermeister Lothar Dehnert und Tilo Carstens hat Kühl den Widerstand gegen den von der knappen Mehrheit der Gemeindevertretung beschlossenen Neubau der Kita auf die Beine gestellt. Zehn Unterschriftensammler waren unterwegs: "Wir waren gut zehn Leute, die von Tür zu Tür gegangen sind, um Unterschriften zu sammeln", erklärt Carstens, der den Unterstützern dankt. Fürs Bürgerbegehren braucht die Initiative 163 gültige Unterschriften, die Zahl haben sie locker und ohne Probleme erreicht. "Ich bin stolz auf die Sether Bürger", sagt Kühl. Er spricht von einem gigantischen Erfolg. Dass das Thema im Dorf Gesprächsgrundlage ist, wussten die Unterschriftensammler bereits vorher. "Vielen mussten wir gar nicht mehr erklären, um was es geht", freut Dehnert sich. Die Unterschriftensammler stießen auf offene Türen - und das trotz Corona. Kita-Neubau soll 3,5 Millionen Euro kosten: Zu Anfang habe man die 300er-Marke erreichen wollen, meint Dehnert. Dann sei man schon bei 400 gewesen. Und auch da habe man noch nicht aufgehört. "Wir haben nicht mal alle Haushalte abgefragt", berichtet Kühl. Bereits seit dem Herbst sind die drei Herren aus Seth dabei, das Bürgerbegehren vorzubereiten. Ein Muss bei einem Bürgerbegehren ist eine Kostenübersicht, für die das Amt Itzstedt zwei Monate gebraucht habe. Der Neubau der Kita am Friedhof soll schätzungsweise 3,5 Millionen Euro kosten. Ein von der Initiative geforderter Ergänzungsbau an der jetzigen Kita in der Alten Schule im Ortszentrum würde laut Amtsverwaltung etwa 950.000 Euro kosten. Als die Kostenaufstellung da war, ging das Sammeln los. Vor allem der finanzielle Aspekt sei für zahlreiche Sether Bürger ausschlaggebend gewesen. "Der Haushalt der Gemeinde Seth steht schlecht da", sagt Carstens. Im Etat 2021 sei ein Jahresfehlbetrag von über 670.000 Euro verzeichnet worden, wie es in diesem Jahr aussehe sei noch unklar. "Es ist unverantwortlich, dann 3,5 Millionen Euro für eine neue Kita auszugeben", meinen die Initiatoren. "Das ist realitätsfern", sagt Günther Kühl, der ein Freund des offenen Wortes ist. "Wir sind doch nicht bei Wünsch-Dir-was." Viele Bürger, so Tilo Carstens, sähen die 3,5 Millionen Euro als wahnsinnig hohe Summe an. Bürger wünschen sich eine starke Ortsmitte: Neben den Schulden, die Seth für einen Neubau machen müsste, ist Dehnert, Carstens und Kühl auch wichtig, dass die Ortsmitte, in der die Alte Schule sich befindet, nicht verödet, sondern vielmehr gestärkt werde. "Wir brauchen ein pulsierendes Zentrum", fordert Dehnert. Wenn der Kindergarten erstmal umgezogen sei, sei unklar, was aus der Alten Schule werde. Unterschriftenlisten gehen Dienstag an das Amt Itzstedt: Die 514 Unterschriften wird Dehnert am Dienstag beim Amt Itzstedt abgeben. Dort werden die Listen geprüft und das Ergebnis dann der Kommunalaufsicht des Kreises Segeberg mitgeteilt. Dann erhalten die Organisatoren des Bürgerbegehrens das Okay, ob ein Bürgerentscheid stattfinden kann. Angepeilt wird der Tag der Bundestagswahl am 26. September, wenn die Bürger sowieso schon ins Wahllokal gehen. Dehnert, Carstens und Kühl bieten der Gemeindevertretung ein offenes Gespräch an, um vielleicht ein Einlenken zu erwirken. Sollte der Beschluss für den Kita-Neubau am Friedhof zurückgenommen werden, würden sie den Bürgerentscheid nicht weiter verfolgen. "Die Zahl der Unterschriften wird vielleicht einige Gemeindevertreter beeindrucken und nachdenklich machen", hofft Tilo Carstens. Ihm und seinen Mitstreitern gehe es darum, dass gemeinsam eine Lösung für das Platzproblem in der Kita gefunden werde. Der Beschluss für den Neubau war nur mit einer Stimme Mehrheit getroffen worden.