So läuft es bei den Abschlussklassen im Kreis Segeberg

Vieles war und ist im Gespräch, um die Abschlüsse zu ermöglichen: Prüfungen verschlanken, Durchschnitts-Abschluss oder alles so machen, wie sonst auch. Das große Problem: Durch den teilweisen oder kompletten Wegfall des Präsenzunterrichts fehlt den Schülern der Lernstoff. Viele Themen, vor allem neue, können ohne Präsenzunterricht kaum oder nur schlecht gelehrt werden. Den Prüflingen entstehen so große Nachteile. 400 Prüfungen in diesem Jahr: Wolfram Henkies, Rektor der Gemeinschaftsschule Auenland im Bad Bramstedt steht mit drei Abschlussklassen vor besonders hohen Herausforderungen. In diesem Jahr werden zusätzlich zu den 50 Abiturienten auch noch 150 Neuntklässler und 100 Zehntklässler ihren Abschluss machen. Alle drei Abschlussjahrgänge haben nach wie vor Präsenzunterricht – aber in kleinen Gruppen und abwechselnd Fernunterricht. „Wenn das so bleiben kann und darf, dann schaffen wir die Vorbereitungen für die Prüfungen“, sagt Henkies: „Ich wünsche mir, dass alle ihre Prüfungen machen können. 2020 hat das auch super geklappt in Sporthallen mit einem Hygienekonzept.“ Ende März beginnen bereits die ersten Prüfungen, viel Zeit ist also nicht mehr. Ein Durchschnittsabschluss wäre für den Schulleiter nur eine Notlösung, „also keine gute Lösung“. Rund 30 Lehrer geben derzeit abwechselnd Präsenzunterricht in der Auenland-Schule. Abiturienten haben komplett Präsenzunterricht: Am Alstergymnasium in Henstedt-Ulzburg haben derzeit alle Abiturienten regulären Präsenzunterricht. Dafür wurden die großen Räume, wie das Lernzentrum oder die Aula zu Klassenzimmern hergerichtet. „Um genügend Abstand einhalten zu können“, erklärt Schulleiter Michael Höpner. Zwei Profile werden in drei Klassenräumen unterrichtet: zwei zum Lernen, „da muss der Lehrer hin und her sprinten“ – und ein Raum, für die Pausen. Alle anderen Klassen haben übrigens auch regulären Unterricht – eben nur aus der Ferne. „Wir haben da ein sehr ausgeklügeltes System und auch einen eigenen Server“, berichtet Höpner stolz. Auch er spricht sich unbedingt für die Durchführung der Prüfungen aus. „Man sollte sehr vorsichtig damit sein, über ein Durchschnitts-Abi nachzudenken“, sagt Höpner. Er ist sich sicher: „Die Schüler wollen die Prüfungen auch". 90 Prozent der Abiturienten wollten zumindest den Präsenzunterricht, da gab es eine Abfrage. Höpner: „Ich glaube, Präsenz in der Schule war noch so beliebt wie zurzeit.“ Schüler bevorzugen kleine Lerngruppen: Das Gymnasium Kaltenkirchen geht auch einen individuellen Weg mit den Abiturienten. „Wir haben in der ersten Woche nach den Ferien für den Q2-Jahrgang komplett Präsenzunterricht gemacht, die zweite Woche war eine Prüfungsvorbereitungswoche, in der die Schüler in Gruppen auf ihre Prüfungen vorbereitet wurden“, erklärt Schulleiterin Tatjana Rahmani. Am gestrigen Freitag hatten die Abiturienten die Möglichkeit, per Distanz ihre mündlichen Prüfungen mit den jeweiligen Lehrern zu besprechen. Wie es ab der kommenden Woche laufen wird, stehe noch nicht genau fest: „Grundidee ist aber, auch nachdem wir die Schüler und Lehrer abgefragt haben, nicht mehr zurück in den 100-prozentigen Präsenzunterricht zu gehen“, so Rahmani. Den Schülern sei es lieber, nur in kleinen und stetigen Gruppen Unterricht zu haben, den Rest lieber auf Distanz. Gut aufgestellt für Prüfungen: „Dahingehend sind wir mittlerweile auch professionalisiert, anders als noch im letzte Frühjahr“, sagt die Schulleiterin. Es können PCs ausgeliehen werden und Schüler, die zu Hause kein WLAN haben, dürfen in die Schule kommen und einen Klassenraum nutzen. „Ich denke, dass die Schüler gut auf die Prüfungen vorbereitet werden, wir sind gut aufgestellt.“ Ein Durchschnitts-Abi sei nur etwas für den „Worst Case“. Einzige Ausnahme ist das Sport-Profil, weil dort nicht für den praktischen Teil trainiert werden kann. „Da müssten dann die Ergebnisse aus dem Unterricht für das Abi genommen werden.“ Gewaltiger Aufwand für Lehrer: Vor einer wahren Herkulesaufgabe stehen aktuell Rektor Rüdiger Nelson und sein Kollegium an der Schule am Burgfeld in Bad Segeberg. Sechs neunte Klassen, drei zehnte Klassen und zwei weitere in der gymnasialen Oberstufe sollen im Sommer die Schule beenden. Die Gemeinschaftsschule in der Südstadt bietet alle drei Abschlüsse an. „Derzeit sind alle Klassen in jeweils drei Lerngruppen aufgeteilt“, schildert Nelson, das ständige Springen zwischen den Räumen sei für die Lehrkräfte ein gewaltiger Aufwand. Schließlich müssten sie ja auch noch andere Schüler in Distanz unterrichten. Lesen Sie auch: Keine Präsenzklausuren an der CAU Vom reinen Platz her sei der Präsenzunterricht kein Problem. In normalen Zeiten würden am Burgfeld rund 750 Kinder und Jugendliche betreut. Er sehe mittlerweile aber dennoch gute Argumente dafür, auch die Abschlussklassen online zu Hause zu versorgen. „Technisch läuft unser System inzwischen einwandfrei.“ Und regelmäßigen Kontakt zu den Pädagogen könnten die Schüler von dort aus ebenfalls halten. Im Übrigen gebe es auch in der Schule selbst immer wieder Kandidaten, die sich im Unterricht entziehen. Für die Schule am Burgfeld sei es organisatorisch auch kein Problem, sämtliche Abschlussprüfungen in der Schule abzuhalten. „Da haben wir ja bereits Erfahrungen aus dem Vorjahr.“ Die Prüfungen abzusagen und beispielsweise eine Durchschnittsnote zu bilden, hält Nelson nicht für optimal: „Eine solche Situation ist für die Persönlichkeitsbildung wichtig.“ Außerdem sei es für die jungen Leute ein klarer Abschluss ihrer Schulzeit. Er erlebe derzeit aber sehr viel Unsicherheit – bei Schülern ebenso wie bei Eltern. Kinder brauchen den Kontakt: „Die Kinder brauchen den Kontakt und haben auch ein Recht auf Kindheit und Jugend“, sagt Thilo Philipp, Leiter der Schule am Seminarweg in Bad Segeberg. Deswegen werden die insgesamt 103 Abschlussschüler (9. und 10. Klasse) auch in kleinen Gruppen vor Ort unterrichtet. „Wir haben die Klassen seit dem 11. Januar in jeweils drei Kleingruppen geteilt. Seit dem 18. können wir auch jede Kleingruppe mit einem Lehrer ausstatten. Dafür werden dann aber nicht jeden Tag alle Schüler in Präsenz unterrichtet“, erklärt Philipp. Genau dieses System sei perfekt, um die Schüler sehr intensiv auf die Prüfungen vorzubereiten: „So kann auf jeden einzelnen Schüler eingegangen werden.“ Parallel laufe auch der Distanzunterricht weiter. Die Prüfungen in Präsenz zu schreiben, sei möglich: „In der Sporthalle. Dort haben wir auch CO2-Messgerät und können regelmäßig lüften. “