So organisieren sich Segebergs Schulen im Corona-Lockdown

Eine allgemeine Tendenz: Viele Schüler, Lehrer und Familien scheinen mit ihrer Kraft am Ende zu sein zum Schluss des anstrengenden Corona-Jahres. Anfang der Woche waren relativ viele Grundschüler in die Schulen gekommen, weiß Schulrätin Meike Harder aus einigen Gesprächen mit Grundschulen im Kreis Segeberg. Den Eltern sei es vermutlich schwergefallen, so schnell eine Betreuung der Kinder sicherzustellen. Viele Familien haben sich rasch umgestellt: Ähnliches erlebte die Gemeinschaftsschule Auenland in Bad Bramstedt. Dort waren am Montag und Dienstag die fünften bis siebten Klassen in der Schule präsent, allerdings nur zu rund Dreiviertel. Den Eltern war, wie an allen Schulen, die Teilnahme ihrer Kinder am Unterricht freigestellt. "Wir können an der recht hohen Zahl der anwesenden Schüler sehen, dass ein solcher Lockdown nicht von heute auf morgen umsetzbar ist", erklärte Schulleiter Wolfram Henkies. "Ich bin froh, dass der Lockdown erst ab Mittwoch gilt." Lesen Sie auch: Schule bis Weihnachten in Schleswig-Holstein: Was ändert sich jetzt? Die Eltern müssten erst einmal eine Betreuung für ihre Kinder organisieren können. Ab Mittwoch werden dann nur noch die jüngeren Schüler anwesend sein, die sonst unversorgt blieben. "Wir haben ein sehr unbürokratisches Verfahren, ein kurzer Antrag der Eltern reicht", so Henkies. Vormittags werden Lehrer die Betreuung übernehmen, nachmittags die Offene Ganztagsschule. Die älteren Schüler – die Auenlandschule hat auch eine gymnasiale Oberstufe – werden schon seit Montag im sogenannten "digitalen Lernen auf Distanz" unterrichtet. Tablets reichten gerade so aus: Bei der Versorgung der Schüler mit Tablets und Laptops "sind wir gerade so hingekommen", sagt Henkies. Wenn ab Mittwoch aber alle Schüler auf das digitale Lernen angewiesen seien, werde es eng. Henkies erwartet in Kürze weitere 80 iPads vom Schulverband, die er zumindest im Januar ausgeben kann. "Dann können wir alle versorgen, die zu Hause keine ausreichenden digitalen Geräte haben", erklärte der Schulleiter. Lesen Sie auch: An diesen Kitas und Schulen gibt es Corona-Fälle An der Jürgen-Fuhlendorf-Schule in Bad Bramstedt fand am Montag und Dienstag kaum noch Präsenzunterricht statt. Schulleiter Dr. Holger Oertel hatte die Eltern schon am Freitag aufgefordert, ihre Kinder möglichst zu Hause zu lassen. So waren allenfalls noch 30 Schüler aus den jüngeren Jahrgängen gekommen, für die die Eltern keine Betreuung finden konnten. Unterricht auf digital umgestellt: "Wir haben den gesamten Unterricht digital laufen lassen", erklärte Oertel, was allerdings nicht ganz unproblematisch war. Als am Montag knapp 900 Schüler und Lehrer sich zugeschaltet hatten, brach der Landesserver zusammen, über den alles läuft. In den nächsten Tagen werden von 7.45 Uhr bis 12.30 Uhr nur die Jahrgänge fünf bis acht online unterrichtet. "Die Älteren bekommen für den Vormittag Aufgaben, die dann am Nachmittag mit den Lehrern besprochen werden", erklärte Oertel. Bis zu 500 Teilnehmer laufe das Netz stabil, hat der Schulleiter festgestellt. Das könne durch die Aufteilung gewährleistet werden. Wenig Schüler, viele Lehrer: Am Städtischen Gymnasium (STG) in Bad Segeberg seien von den insgesamt 343 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen fünf bis sieben genau fünf für die Notbetreuung angemeldet worden, berichtet Schulleiter Frank-Ulrich Bähr. Weil das Quintett sich allerdings auf alle drei Jahrgänge verteile, müsse die Schule sechs Lehrkräfte bereitstellen. Das Ganze müsse "kohortentrennscharf" erfolgen, die Kinder dürften also nicht einfach zusammen betreut werden. "Wir müssen mal schauen, wie wir das regeln." Ansonsten gelte am STG für die letzte Woche vor den Ferien der Grundsatz, den Unterricht "weihnachtlich ausklingen" zu lassen. Neuer Stoff dürfe ja ohnehin nicht mehr vermittelt werden, so Bähr. Und auch leistungsrelevante Nachweise wie Kassenarbeiten oder Klausuren seien ausgeschlossen. "Die Lehrkräfte können individuell entscheiden, wie sie mit der Situation umgehen." Große Kontrollen werde es jedenfalls nicht mehr geben. Per Video unterrichtet: Schulleiter Michael Höpner und seine gut 100 Kollegen am Alstergymnasium in Henstedt-Ulzburg konnten in den vergangenen Tagen kaum Schüler morgens von Angesicht zu Angesicht begrüßen. "Am Montag waren etwa 60 Prozent unserer Schüler nicht hier, am Dienstag noch weniger", beschreibt Höpner. Es habe Klassen gegeben, in denen nicht mal fünf Mädchen und Jungen dem Lehrer gegenüber saßen. Der Rest wurde per Video unterrichtet. "Alle haben online ihre Aufgaben bekommen." Gut 100 Videokonferenzen mit knapp 750 Schülern seien am Dienstag zum Teil parallel gelaufen. Höpner hätte sich eine andere Regelung für die Schulen gewünscht, denn nach dem ersten Herunterfahren des öffentlichen Lebens im Frühjahr habe sich gezeigt, dass Alternativen funktionieren. Man hätte für alle Klassenstufen das Arbeiten von Zuhause aus anordnen sollen. In der Notbetreuung ab Mittwoch ist genau ein Junge im Alstergymnasium. Beide Elternteile arbeiten in systemrelevanten Berufen. Die Luft ist raus: Schulleiter Höpner hat festgestellt, dass bei Schülern, Lehrern und Eltern nach diesem anstrengenden Jahr die Luft raus sei. "Am Freitag um 11 Uhr ist dann für alle Schluss", sagt der erfahrene Pädagoge. Das Alstergymnasium wird von über 1000 Schülern besucht. An der Gemeinschaftsschule Richard-Hallmann-Schule (RHS) Trappenkamp haben sich Anfang der Woche gut zwei Drittel aller Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 7 gemäß der Empfehlung des Ministeriums beurlauben lassen, sagt Rektorin Renate Holfter. "Das Distanzlernen haben wir bereits geübt, es ist in den Jahrgängen 8 bis 13 weitgehend reibungslos angelaufen, leider war der Videodienst des Landes jedoch zeitweise überlastet." Oberstufenschüler schreiben Klausuren: Die RHS nutzt mit den Schülern die Lernplattform "itslearning" und den Videodienst von dataport. "Wir haben aber auch Aufgaben und Projekte verteilt." In den Jahrgängen 5 bis 11 fallen etliche Klassenarbeiten aus oder wurden verschoben. "Da wir dort überall Ganzjahreszensuren haben, stellt es kein größeres Problem dar. Die Jahrgänge 12 und 13 schreiben ihre Klausuren, da diese Abitur-relevant sind." Wenig Nachfrage nach Notbetreuung : In der Grundschule Schlamersdorf nahmen von 142 Schülern 89 am Präsenzunterricht teil, am Dienstag 55, berichtet Rektorin Karen Hingst. Für die Notbetreuung seien elf Kinder angemeldet. Für den Distanzunterricht hätten alle Schüler schon vor längerer Zeit von den Lehrkräften für den Fall eines Lockdowns Arbeitsmaterial ("Coronapläne") erhalten. "Für die Zeit nach den Weihnachtsferien erhalten alle weiteres Arbeitsmaterial per Post, da nicht alle die Möglichkeit haben, digital übersandtes Material auszudrucken", sagt Hingst. Leezen gut gerüstet: Auch in der Grund- und Gemeinschaftsschule Leezen ist die Nachfrage nach Notbetreuung bislang gering. Rektor Thomas Pachaly hatte bis Dienstagvormittag 18 Kinder auf der Liste, bislang nur aus der Grundschule mit rund 300 Schülern. Für den Distanzunterricht ist die Schule gewappnet. Alle Schüler von der ersten bis zur zehnten Klasse haben eigene Endgeräte zu Hause oder Geräte, die die Schule zur Verfügung stellt. Die letzten werden in dieser Woche ausgegeben. Die Kinder sind über ein Intranet mit der Schule verbunden. Außerdem haben Erst- und Zweitklässler auch eigenes Lernmaterial erhalten. Fälschlicherweise nur von Abiturienten die Rede: Anfang dieser Woche sind abnehmend Schüler zum Präsenzunterricht gekommen. Die Neunt- und Zehntklässler haben noch ihre wichtigen Klausuren für die Halbjahreszeugnisse geschrieben. Außerdem werden Schüler der neunten Klasse in dieser Woche noch einzeln in die Schule gerufen, um dort ihre wichtige Projektarbeit vorzutragen. Das zähle ebenso zu den wichtigen Arbeiten, sagt Pachaly, und ärgert sich ein wenig, dass in Mitteilungen des Bildungsministeriums oft nur von Abiturienten die Rede sei. Von Gerrit Sponholz, Thorsten Beck, Nicole Scholmann und Einar Behn