Taxi-Fahrer aus Bad Segeberg bewahrt ältere Frau vor dreistem Betrug

Dem 65-Jährigen und seiner Geistesgegenwart hat es eine Seniorin aus der Südstadt maßgeblich zu verdanken, nicht zum Opfer dreister Betrüger geworden zu sein. Es war am Sonnabend gegen 9.45 Uhr, als in der Zentrale von Taxi Seiffert an der Dahlienstraße das Telefon klingelte. Dienst hatte an diesem Morgen Seniorchefin Irmgard Seiffert. Ungeduldige Kundschaft kommt bei jedem Betrieb gelegentlich vor. Doch der Mann am anderen Ende der Leitung, so erzählt es Irmgard Seiffert der Segeberger Zeitung, machte von Anfang an extremen Druck. „Es musste alles ganz schnell gehen; ich sollte einen Wagen schicken, um einen Fahrgast nach Kiel und anschließend sofort wieder zurück nach Bad Segeberg zu bringen.“ Weil sie zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Fahrer im Einsatz hatte, bat sie den Unbekannten um etwas Geduld. Der Wagen werde aber gleich kommen. „Der hat danach noch viermal hier angerufen und gefragt, wo er denn nun bleibe“, schildert sie, „wirklich sehr ungewöhnlich.“ Unstimmigkeiten schon bei der Adresse: Am Steuer des beigefarbenen Mercedes mit der groß aufgedruckten „2707“, der schließlich an der angegebenen Adresse hielt, saß Bodo Kramper. Die ältere Dame, die dort bereits mit ihrem Rollator auf ihn wartete, habe selbst gar nicht so genau gewusst, wohin es denn gehen sollte. Nur, dass das Ziel irgendwo in Kiel liege. Die Straße hatte der Mann am Telefon mitgeteilt: „Sophienplatz.“ Das Problem: Den gibt es in der Landeshauptstadt gar nicht, sondern nur das „Sophienblatt“. Das sei ihm schon einmal recht merkwürdig vorgekommen, erzählt der 65-Jährige. Da er gerade auf längeren Touren ohnehin gern mit den Leuten ins Gespräch komme, habe er eine Unterhaltung mit der Frau begonnen und mal vorsichtig nachgehakt. „Sie hat mir dann erzählt, sie solle in Kiel eine Überweisung tätigen.“ Da sei er erstmals richtig stutzig geworden. „Wieso in Kiel? Und an wen?“ Direkt mit dem Unbekannten telefoniert: Er habe sich daraufhin selbst direkt mit dem immer noch hektisch drängelnden Unbekannten verbinden lassen. Und der Kontakt kam auch tatsächlich zustande. Auf das Problem mit dem nicht existierenden „Sophienplatz“ angesprochen, sei der Mann hörbar irritiert gewesen und habe gemeint, er müsse noch einmal im Internet nachschauen. Ja, ja, „Blatt“ sei richtig. Für Bodo Kramper waren das genügend Verdachtsmomente, um zu vermuten, dass da gerade irgendein krummes Ding läuft: „Ich habe dann aus dem Auto die 110 angerufen und den Fall geschildert.“ Der Polizist auf der Einsatzleitstelle reagierte sofort: Kramper werde gleich direkt von der Kripo kontaktiert. Zwischenzeitlich hatte sich auch der Unbekannte weitere vier oder fünf Mal bei Kramper gemeldet und immer wieder nachgefragt, wo er denn bleibe. „Ziemlich nervös war der“, erzählt der erfahrene Droschkenkutscher im Gespräch mit der SZ. Kripo Kiel übernahm die Führung: Die Kripo habe ihm schließlich einen Treffpunkt durchgegeben, den er direkt ansteuern sollte. Dort angekommen, ging das Ganze erst so richtig los: Die Seniorin sei aus dem Taxi geholt worden, stattdessen eine Beamtin eingestiegen. „Die hat mir dann die weiteren Anweisungen gegeben.“ Der Unbekannte dirigierte den Wagen schließlich zu einer neuen Adresse – wo sich erst einmal nichts tat. Die mutmaßlichen Betrüger waren offenkundig extrem vorsichtig und sondierten erst einmal die Lage. Schließlich sei jemand aus einem kleinen Laden gekommen, so Kramper, und habe sich zunächst einfach neben den Wagen gestellt. „Die Beamtin flüsterte mir dann zu, ich solle ihn ansprechen.“ Nach kurzem Geplänkel verlangte der Unbekannte schließlich den Ausweis der Seniorin. „Als er erfuhr, dass wir den nicht dabei haben, meinte er nur: Dann können Sie gleich wieder nach Hause fahren.“ Mit dem Taxi Verfolgung aufgenommen: Wie aus dem Nichts seien daraufhin weitere zivile Fahrzeuge der Kripo aufgetaucht: „Ich habe vorher geguckt, ob ich sie irgendwo entdecken kann“, schildert Kramper, „aber ich habe niemanden bemerkt“. Was er jedoch sah: Mindestens zwei Männer gingen stiften. Er selbst habe auf Bitten der Polizistin auf der Rückbank mit seinem Taxi noch die Verfolgung eines Flüchtenden aufgenommen. „So 200 Meter, dann war Schluss.“ Polizei ermittelt auf Hochtouren: Wie es mit der Fahndung weiterging, weiß Bodo Kramper selbst nicht. Doch offenbar geht es um einen größeren Zusammenhang. „Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren“, sagte Oliver Pohl, Sprecher der in diesem Fall zuständigen Polizeidirektion Kiel, der Segeberger Zeitung. Aus polizeitaktischen Gründe könne er zum Sachverhalt, der nach SZ-Informationen mehr als ein Bundesland betrifft, aktuell aber keine näheren Angaben machen. Für den Taxifahrer war Pohl, wie schon die Kollegen von der Kripo, jedenfalls des Lobes voll: „Er hat sich in dieser Situation wirklich vorbildlich verhalten und verhindert, dass der Frau ein größerer Schaden entsteht.“ Die 600 Euro in bar, die die Bad Segebergerin mit auf der Fahrt nach Kiel mit sich führte, befinden sich – vor allem dank seines Einsatzes – immer noch in ihrem Besitz. Eigentlich hätte sie auf Geheiß des unbekannten Anrufers sogar 1000 Euro mit nach Kiel bringen sollen, habe sie ihm erzählt, berichtet ihr 65-jähriger Helfer. Es sei wohl um ein angebliches Gewinnspiel gegangen, mit dem sie ausgenommen werden sollte. „Die Dame sah nicht so aus, als könnte sie einen solchen Verlust einfach so verschmerzen.“ Er habe ihr jedenfalls den gut gemeinten Rat gegeben, zukünftig entweder gleich den Hörer aufzulegen – oder direkt die Polizei zu verständigen. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.

Lob von Polizei - Taxi-Fahrer verhindert dreisten Betrug