Wenn Senioren Hören und Sehen vergeht

Ingeborg Bauer singt gern. Auch mit 90 Jahren. Alle 14 Tage nimmt sie am gemeinsamen Singen teil in der Tensfelder Seniorenresidenz. Die Heimbewohnerin ist außerdem schwerhörig. Wie viele der Heimbewohner und etwa sechs bis sieben Millionen Menschen in Deutschland mit einer mittel- bis hochgradigen Schwerhörigkeit. Dass ihr Hörgerät funktioniert, ist der Seniorin wichtig. Deshalb ist sie froh, wenn etwa jedes Vierteljahr ein Hörgeräteakustiker nach Tensfeld kommt. "Nicht schön, wenn man nicht gut hört": „Es ist natürlich nicht schön, wenn man nicht gut hört“, sagt Ingeborg Bauer. In Tensfeld zu Besuch sind Hörgeräteakustikerin Dagmar Heidbreder und Optikerin Constanze Tonn von Frommer Akustik und Optik. Lesen Sie auch: Krankenkassen übernehmen künftig öfter die Brille „Wir überprüfen die Geräte und führen kleinere Reparaturen durch“, erklärt Tonn. An Brillen werden lockere Schrauben an den Bügeln festgezogen, manchmal ein Nasenpad ausgetauscht. Kollegin Heidbreder testet die Batterien der Hörgeräte, überprüft die Funktion der Geräte, reinigt Schläuche. Auch die Ohren werden geprüft: Bei allen, die das Angebot wahrnehmen, werden zudem die Ohren überprüft – und bei Bedarf Rückmeldungen an das Pflegepersonal gegeben. „Blitzeblank“, lobt Constanze Tonn die Ohren von Bewohner Alfred Jarand. Auch mit Hörgerät versteht er nicht gut – und weiß das auch. „Meine Kinder haben mich schon gefragt, ob ich das Hörgerät trage“, sagt der 91-Jährige. Hier wäre eine weitergehende Untersuchung nötig. Vielleicht muss das Hörgerät besser eingestellt werden. Das sei bei dem Servicetermin im Seniorenheim nicht möglich. Das gleiche gilt für Sehtests. Taxi zu Geschäften für manche zu teuer: Auffälligkeiten würden über das Pflegepersonal an die Angehörigen weitergegeben, um notwendige Schritte einzuleiten, erklärt Betreuerin Michaela Dohmann. Bereits seit mehreren Jahren biete die Firma Frommer, ehemals Eyewear, die Servicetermine in Tensfeld an. Das sei für die Bewohner eine große Erleichterung. Lesen Sie auch: Kieler testen: So bleiben Senioren fit Das bestätigt Christel Bieschke. „Das Taxi nach Bad Segeberg kann ich mir nicht leisten“, sagt die 79-Jährige. Ihre Kinder seien berufstätig und hätten meist nur abends Zeit – wenn die Geschäfte in der Stadt geschlossen sind. Die Reinigung des Hörgerätes habe bereits zu einer Verbesserung geführt, sagt sie. Der Hörsinn sei sehr wichtig, weiß Betreuerin Dohmann aus Erfahrung. Bewohner, die nicht richtig hören können, können nicht mehr richtig an gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen. Das schlage auch auf das Gemüt. Nicht alle wollen Hörgerät tragen: Doch nicht alle wollen ein Hörgerät tragen. Manche Bewohner geben offen zu, dass sie nicht mehr gut hören können, lassen sich nur die Brille reinigen und freuen sich über eine Abwechslung. Auf das Hörgerät wollen sie trotzdem so lang es geht verzichten. Lesen Sie auch: Eigenanteil für einen Pflegeplatz steigt Nur etwa knapp die Hälfte aller Betroffenen mit mittel- und hochgradiger Schwerhörigkeit tragen eine Hörhilfe. „Es ist ein sichtbarer Makel“, vermutet Hörgeräteakustikerin Dagmar Heidbreder. Sie rät jedoch zur technischen Hilfe. Ohne Hörreize verlerne das Gehirn, die entsprechenden Informationen zu verarbeiten. Es müsse nicht unbedingt das High-End-Gerät sein, auch wenn es durchaus qualitative Unterschiede gebe. Aber: „Jedes Kassengerät ist besser als gar keins.“ Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.

Gerätetests im Altenheim - Wenn Senioren Hören und Sehen vergeht