Travebrücke Herrenmühle wird mit Betonblöcken gegen Lkw-Verkehr geschützt

Obwohl auf der Kreisstraße 12 zwischen Traventhal uns Schwissel eine Absperrschranke quer auf der Fahrbahn steht und ein Sackgassenschild auf die gesperrte Durchfahrt verweist, stehen am Montagmorgen immer wieder Pkw und Transporter vor der Baustelle an der Travebrücke in Herrenmühle - und müssen umkehren. Verkehrsschilder werden seit Jahren ignoriert: Dass Verkehrsschilder vor und hinter der alten Brücke ignoriert werden, ist auch der Grund für die neuerlichen Bauarbeiten diese Woche. Weil Schwerlastverkehr gegen die Fahrbahnbegrenzung verstößt, greift der Kreis zu buchstäblich massiveren Mitteln, um die Standsicherheit der Brücke zu garantieren. Tonnenschwere Klötze werden zukünftig die Fahrbahn auf 2,30 Meter einengen. Damit soll es Fahrzeugen über einem Gewicht von 3,5 Tonnen unmöglich gemacht werden, die Brücke zu nutzen. Die 150 Jahre alte Brücke in Herrenmühle darf seit über zehn Jahren nur noch einspurig befahren werden und wurde bereits durch eine Unterkonstruktion verstärkt. Seit 2006 galt eine Gewichtsreduzierung auf maximal 16 Tonnen. Gekümmert hat das viele Fahrer von schwereren Fahrzeugen nicht. Lkw und Landmaschinen beschädigen die Brücke: 2013 wurde die Fahrbahn das erste Mal mit Elementen auf der Straße eingeengt, zunächst mit einer Leitplanke auf drei Meter Breite. Landwirtschaftliche Fahrzeuge, die breiter waren, quetschten sich trotzdem durch das Nadelöhr. Nicht nur die Leitplanke wurde dabei zerfahren, wie Brückenbauingenieur Matthias Blumhagen vom Kreis Segeberg berichtet. Auch am Geländer sind die Schäden zu sehen: an gebrochenen Schweißstellen, die geflickt wurden, und stark verbogenen Streben. Aber auch 40 Tonner nutzten weiter die alte Brücke und riskieren damit eine Überbelastung. Verbotsschilder wurden einfach ignoriert. „Die Ordnungswidrigkeit mit 20 Euro Bußgeld ist einfach nicht abschreckend“, sagt Blumhagen. Mit Gewalt gegen Fahrbahnbegrenzung: Dass die Schwerlastfahrer aber noch weiter gehen und offenbar selbst Schäden an den eigenen Fahrzeugen in Kauf nehmen, zeigen die jüngsten Schäden an der Brücke. Erst im Dezember wurde die Fahrbahn weiter verengt auf eine Fahrbahnbreite von 2,50 Metern. Dazu wurden auf der Bordsteinkante des Gehweges Leitschwellen aus hartem Kunststoff geschraubt – damit die Fahrzeuge mit den Rädern nicht auf diesen Teil der Brücke ausweichen können. Die weißen und roten Trennelemente auf der Fahrbahnmitte wurden mit 20 Zentimeter langen Metallbolzen im Boden verankert und an der Rückseite mit massiven Holzbalken verkeilt. Zusätzlich wurden die Trennelemente an den Einfahrten mit tonnenschweren Betonblöcken gesichert. Keine zwei Monate später steht Blumhagen erneut an der Brücke und muss feststellen: Es hat nicht viel genützt. Besonders an der Brückeneinfahrt aus Richtung Traventhal liegen einige der Holzkeile zerbrochen am Fahrbahnrand. Die verschraubten Trennelemente liegen umgekippt daneben, die dicken Metallschrauben sind verbogen. Der große Betonklotz: einfach verschoben. Standfestigkeit der Brücke gefährdet: Dabei fürchtet der Kreis um die Standfestigkeit der alten Brücke. Sie könnte einstürzen – wie bei einem Fall im französischen Toulouse 2019. Zwei Menschen starben – ein Lkw-Fahrer und eine Mutter im Wagen dahinter. Würde etwas ähnliches in Herrenmühle geschehen, stünde auch der Kreis in der Haftung. „Denn wir wissen, dass die Gewichtsbegrenzung ignoriert wird“, sagt Blumhagen. Von Anwohnern gab es unter anderem Anzeigen, die Verstöße dokumentiert und gemeldet hatten. In einem Fall hatte sich gar ein Gelenkbus auf der Brücke festgefahren und musste aufwendig geborgen werden, erzählt Blumhagen. „Es sind vor allem lokale und regionale Firmen, die gegen die Verbote verstoßen.“ Es liefen mehrere Verfahren, denn es geht auch um Sachbeschädigung und mögliche Regressforderungen. Fahrbahn mit Betonblöcken auf 2,30 Meter eingeengt: Mindestens 10.000 Euro kosten die neuerlichen Bauarbeiten an der Fahrbahn. Die Straße wird nun auf 2,30 Meter eingeengt – inklusive Außenspiegel. Zu schmal für einen Lkw. Damit dürften keine Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht über die Brücke fahren – die neu angeordnete Höchstlast für das Bauwerk, erklärt Blumhagen. Die Maßnahme sei gutachterlich bestätigt. Damit sich keine Lkw oder größere Fahrzeuge durch die Einengung quetschen können, werden beide Auffahrten zur Brücke links und rechts mit Betonklötzen begrenzt. Jeweils drei Stück: zwei hintereinander, einer oben drauf. Gesamtgewicht 7,2 Tonnen. 7200 Kilogramm auf rutschfestem Untergrund. Neubau der Travebrücke frühestens 2025: „Das wird hoffentlich die letzte Baumaßnahme hier“, sagt Blumhagen. Sie muss eine Weile halten. Eine Sanierung der Brücke ist aus Kreissicht nicht möglich. Sie soll neu gebaut werden. Mehrere Standorte werden geprüft, ein Neubau an gleicher Stelle sei nicht möglich. Dabei müssen vor allem Naturschutzbelange geklärt werden, denn das Areal ist Naturschutzgebiet - und nicht im Eigentum des Kreises. Vor 2025, so Blumhagen, sei mit einem Neubau nicht zu rechnen.