Unrat in der Kläranlage Großenaspe: Feuchttücher gehören nicht ins Klo

Ab in den gelben Sack, die Bio- oder Papiertonne. Mülltrennung ist bei vielen Bürgern längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Wo es aber immer noch hapert, ist die "Mülltrennung", die über die Toilette geschieht. Immer wieder kämpfen Kommunen wie Großenaspe damit, dass Haushaltstücher, feuchtes Toilettenpapier, Tampons, Q-Tipps, Medikamente und zunehmend Fette in der Kloschüssel "versenkt" werden. Die Folge sind Beschädigungen an den Kläranlagen sowie Verstopfungen von Kanalisationsrohren. Dann muss das Team vom Bauhof Großenaspe unter Leitung von Bernd Stick Firmen bestellen, die die Schäden reparieren oder Kanalrohre frei spülen. Das Abwasser wird in den Klärteichen so aufbereitet, dass es zurück in die Natur fließen kann. Dazu strömen die Abwässer der Haushalte in ein zentrales Rohr und werden, teils aufgrund natürlichen Gefälles, teils durch Pumpen, zunächst in das erste, das Absetzbecken geleitet. Dort werden Sand und andere Stoffe abgelagert und durch Bakterien zersetzt. Über weitere Teiche wird der Reinigungsvorgang verfeinert, bis das Wasser schließlich wieder in einen Vorfluter fließt. Kanalrohre werden verstopft: Während Toilettenpapier und die menschlichen Fäkalien problemlos durch die Bakterien zerfallen, lagern sich Haushaltstücher und das feuchte Toilettenpapier teilweise schon in den Kanalrohren mit einem Durchmesser von bis zu 25 Zentimetern ab. Vor allem dann, wenn nicht ausreichend Regen in der Mischwasserkanalisation anfällt. Im Gegensatz zu den Behauptungen der Hersteller zersetzen sich diese Tücher nur langsam. "Die Rohrleitungen verstopfen sie, weil viele Menschen, um Wasser zu sparen, nicht ausreichend nachspülen", erklärt Bernd Stick. Im ungünstigsten Fall muss dann die Kanalisation von einer Fachfirma gespült werden. Außerdem seien die Pumpen durch die Fremdstoffe besonderen Belastungen ausgesetzt, sodass diese häufiger repariert und gewartet werden müssten – Kosten, die am Ende die Abwassergebühren nach oben treiben. Sondermüll treibt die Kosten: Zusätzlich setzten sich Tücher an den sechs Propellern im Belüftungsbecken ab, die das Wasser zur Sauerstoffanreicherung in Bewegung halten "Auch hier müssen Firmen die Propeller von den Materialien befreien", sagt Sick. Hinzu komme, dass alle vier bis fünf Jahre das Absetzbecken mit einem Saugbagger entschlammt werden müsse. Die Kosten für diesen Sondermüll würden ebenfalls durch die nicht zersetzten Anteile steigen. Die Gemeinde will nun in einen Rechen investieren, der Festteile aus dem Schlamm heraus siebt. Über eine Schnecke wird dieser Abfall in Container geschoben, deren Inhalt teuer entsorgt werden muss. Rund 750.000 Euro sind für den Rechen vorgesehen. 2,5 Millionen Euro für neue Klärtechnik: Allerdings ist dieser Rechen der vorgezogene Baustein einer komplett neuen Abwasseranlage, die Großenaspe in den nächsten Jahren für insgesamt 2,5 Millionen Euro bauen will. Notwendig werde die Erneuerung, weil Großenaspe weiter wachse, sowohl was die Einwohnerzahl als auch die Gewerbebetriebe anbelangt, erklärt der Vorsitzende des Planungs- und Maßnahmenausschusses, Bernd Konrad. Hinzu kämen verschärfte Umweltauflagen, die die alte Anlage nur schwer erfüllen könne. Das Problem mit der Müllentsorgung via Toilette könne aber auch eine neue Kläranlage nicht lösen. "Die Kanalrohre werden auch weiterhin verstopfen", so Konrad. Außerdem stiegen die Entsorgungskosten, je mehr der neue Rechen heraushole. Die Bürger müssten am Ende die Zeche bezahlen. Das könnte Sie auch interessieren: So soll sich Großenaspe entwickeln Weitere Berichte aus der Region lesen Sie hier.